Abendzeitung - Spezial

1,50 EURO ÖSTEREICH1,95 EUR | ITALIEN2,00 EUR SAMSTAG/SONNTAG, 29. /30. OKTOBER 2022 NR. 250/43 · B88197 TEL. ABO 089.2377-3400 | TEL. ANZEIGEN 089.2377-3300 | WEBWWW.ABENDZEITUNG.DE | ADRESSE GARMISCHER STR. 35, 81373 MÜNCHEN amWochenende NACHRICHTEN kompakt ● ▲ Stiko-Chef: Pandemie ist beendet BERLINDer Präsident der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hält Corona inzwischen für eine endemische Virusinfektion – und nicht mehr für eine Pandemie. Eine solche sei dadurch definiert, dass ein weltweit unbekannter Erreger, mit dem die Menschen keine immunologische Erfahrung hätten, in die Population einbreche, so Mertens im BR. Diese Situation sieht er nicht mehr gegeben. Vulnerable Gruppen müsse man jedoch weiterhin schützen. Warum diese Abendzeitung grün ist Natürlich ist Ihnen schon aufgefallen, dass Ihre Abendzeitung heute anders aussieht als gewöhnlich. (Nein, das wird jetzt nicht die Regel, sondern die Ausnahme bleiben.) Die grüne Farbe, die Ihnen in dieser besonderen Ausgabe begegnet, ist auch kein politisches Statement, sondern ein ökologisches. Sie kennzeichnet unsere Sonderausgabe zum Thema Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit – das ist ja ein vielgenutzter Begriff. Nur: Welche Ideen, welche Projekte, welche Menschen und Unternehmen in und um München füllen ihn wirklich mit Leben? Diese Ausgabe liefert Antworten darauf. Hier bildet die Redaktion ab, wie Klimaschutz in München forciert wird und von wem. Wie sich Start-ups, aber auch Privatpersonen für die Umwelt engagieren. Wie Betriebe und Vereine den Weg zur Klimaneutralität beschreiten und welche Unternehmen hier aktiv sind. Außerdem erfahren Sie, welche Form der Mobilität für Menschen mit Umweltbewusstsein wann die empfehlenswerte ist, wo das Münchner Kulturleben mit gutem Beispiel vorangeht und welchen Beitrag der Sport, ob Profis oder Amateure, leistet. Zudem liefert diese „grüne“ Abendzeitung (die übrigens – wie jeden Tag – zu beinahe 100 Prozent auf Recyclingpapier gedruckt ist) Tipps, sei es zum Energiesparen und -gewinnen oder zu Geldanlagenmit gutem Gewissen. Hintergründig, erklärend, zukunftsorientiert. Nachhaltig eben. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen – und freuen uns natürlich über Resonanz. Gefällt Ihnen die grüne Abendzeitung, haben Sie Ideen und Vorschläge für weitere nachhaltige Themen und Geschichten aus und um München? Dann schreiben Sie uns gern an: leserforum@abendzeitung.de Wie wird Nachhaltigkeit in unserer Stadt gelebt – und von wem? Unsere Redaktion geht dem nach Blick auf die Ökologische Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park. Was die so besonders macht, lesen Sie auf Seite 4. Foto: Bernd Wackerbauer Neureuther „Zuversicht vorleben!“S. 21 Mode Schön, aber schonendS. 18 VON CHEFREDAKTEUR MICHAEL SCHILLING michael.schilling@abendzeitung.de AZ-Spezial zur Nachhaltigkeit Bewusst in die Zukunft „Ich wohne wirklich ökologisch“S. 4 „Ich koche klimafreundlich“S. 17 „Ich stelle Putzmittel selbst her“S. 43 „Ich mache grünen Strom amBalkon“S. 6 Geldanlage Investieren und Gutes tunS.14 HEUTE IN DER AZ Die AZ-Tipps zum Wochenende Seite 2 Leserforum Seite 30 Kino & Theater Seite 37, 38 Reise Seite 44, 45 Rätsel und Horoskop Seite 46 – 49 TV-Journal als Beilage DAS WETTER Immer ein Gewinn … auch für die Natur. mit ihren starken Marken über 2,5 Mio. € jährlich für den Bayerischen Naturschutzfonds aus den Erträgen der Pfandfrei. Einfach. Bequem. Scan mich! VYTAL - DAS MEHRWEGSYSTEM FÜR MÜNCHEN 4 198819 701501 6 0 0 4 3

2 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE MÜNCHEN IN HELFERLEIN: Haushaltsgummis sind praktisch und durch nichts zu ersetzen. OUT ZEITUMSTELLUNGS-NÖRGLER: Das Ganze ist kein Drama. Und: eine Stunde länger schlafen ein Traum. ZAHL 72,49 qm Grünfläche pro Person hat München für jeden Einwohner. Zeichnung: Fr. Bilek HERR HIRNBEISS „Wahrer Genuss is oiwei scho nachhoitig gwen...“ MEIN MÜNCHEN „Kraft tanken im Perlacher Forst“ steuern können. Auch wenn die Ursache nicht in unserer Hand liegt, müssen wir jetzt dazu beitragen, dass Münchnerinnen und Münchner sich das Leben weiterhin leisten können. Wir machen schon ganz viel als Stadt. Ob es ausreicht, werden wir im Winter sehen. Für uns ist ganz klar: Niemand wird im Dunkeln oder ohne Wärme sein. Um Kraft zu tanken, gehe ich gerne mal eine Runde im Perlacher Forst laufen oder lese ein gutes Buch. DiebestenAbende enden aber mit einem Absacker imSchau ma moi, unsererGiesinger Boazn.“ Foto/Umfrage: Daniel von Loeper Hier erzählen Menschen, was sie bewegt. Heute ist das Grünen-Fraktionschef im Stadtrat Dominik Krause (32). „Klimaschutz-Handeln ist so wichtig, sonst endet es in einer Katastrophe. Corona hat uns gelehrt, wenn wir früher handeln, dann können wir auch Schlimmeres verhindern. Besonders treiben mich hohe Lebenshaltungsund Energiekosten um. Wir müssen schauen, dass wir in der Politik gut gegenABSCHIED VOM INDIAN SUMMER Spaziergang mit zweierlei Enten Ein paar Tage hält der Herbst-Sommer noch durch. Vermutlich die letzte Gelegenheit in diesem Jahr, bei Sonne und zweistelligen Plusgraden durch buntes Laub zu schlurfen, am Wasser Der Blick vom Kloster über den Biergarten bis rein in die Berge. Foto: rah zu sitzen, die Enten zu beobachten und zu entspannen. So wie am Kirchsee, der zwischen Bad Tölz und Holzkirchen liegt. Ente ist auch das Stichwort für den krönenden Abschluss des Ausflugs. Im Bräustüberl des Klosters Reutberg gibt es eine fantastische gebratene halbe Ente mit Knödel, Blaukraut, einem Scheibchen Orange und etwas Preiselbeermarmelade. Übrigens ist die Ente dort gerade mal halb so teuer wie auf dem Oktoberfest, nur so nebenbei erwähnt. Zum Kirchsee kommt man am einfachsten über die Autobahnausfahrt Holzkirchen und weiter über die Bundesstraße nach Tölz. Hinter Kurzenberg rechts weg. Ralph Hub MUSEEN UND SAMMLUNGEN Überraschungen aus dem Depot Ständig soll es was Neues sein, darauf sind wir auch in der Kultur konditioniert. Und wenn eine Ausstellung den Zusatz „once in a lifetime“, also „einmal im Leben“ trägt, ist das der Kick schlechthin. Vor lauter tollen Sonderschauen übersieht man, dass jedes Museum Dauer-Knüller hat oder – das passiert gerade in einigen Sammlungen etwas intensiver – umgehängt und neu kombiniert wird. Und Werke aus demDepot ans Licht kommen. Das bringt nicht nur Überraschungen und neue Eindrücke mit sich, sondern hat auch den „grünen“ Nebeneffekt, dass die Objekte nicht oder kaum reisen müssen. Karls Blossfeldt hat die Natur unter die Lupe genommen – hier Nadelhölzer in einer Arbeitscollage von 1928. Foto: Karl Blossfeldt Archiv / Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Bayerische Staatsgemäldesammlungen/Pinakothek der Moderne In diesem Sinne wurden die Pinakotheken regelrecht umgekrempelt. Und genauso lohnt sich ein Blick in all die anderen ständigen Sammlungen der Münchner Museen. Christa Sigg Unsere Tipps für Sie Monaco Sympathie-Werbung Es gibt Straßen in München, die in mir, sobald ich sie sehe oder deren Name lese oder höre, unwillkürliche Assoziationen freisetzen. Die Deroystraße ist so eine. Meist sind es, Stichwort: Steuererklärung, eher ungute Gefühle, die da in einem hochsteigen. Trotzdem bin ich gerne am Marsbogen unterwegs, der Park dort nämlich kann ja erstens nichts dafür und zweitens ist er ganz hübsch. Und was zu sehen gibt’s auch immer. Derzeit läuft dort der Abriss eines monströsen Finanzamt-Riegels. Nur zwei Rest-Turmbauten, aus denen sehr pittoresk die ausgefransten Sanitärleitungen heraushängen, stehen noch. Sehr sehenswert. Fast mag man den Klimaschutz-Aktivisten zurufen: Klebt euch dochmit Sekundenkleber mal an den beiden Abrissbirnen fest, quasi als Plädoyer für eine viel nachhaltigere Sanierung im Bestand – statt eines ressourcenverschwendenden riesigen Neubaus. Im Gegensatz zu den von dererlei Klima-Aktionen drangsalierten Autofahrern wäre ihnen die Sympathie aller genervten Münchner Steuerzahler sicher gewiss. Th. Müller IMPRESSUM Abendzeitung München Verlags-GmbH Mitglied der Herausgeber: Prof. Dr. Martin Balle Chefredakteur: Michael Schilling Stellvertretender Chefredakteur: Thomas Müller Chefreporterin: Nina Job Lokales: Sophie Anfang, Felix Müller Politik und Nachrichten: Natalie Kettinger, Lisa Marie Albrecht (stv.) Feuilleton: Volker Isfort, Adrian Prechtel (stv.) Sport: Matthias Kerber, Krischan Kaufmann (stv.) Leute: Kimberly Hagen Geschäftsführer: Joachim Melzer stv. Verlagsleitung: Dr. Patricia Scherer alle zu erreichen unter: Garmischer Straße 35, 81373 München Anzeigen- und Vertriebsverwaltung: Mediengruppe Attenkofer Ludwigsplatz 32, 94315 Straubing Geschäftsführung dort: Prof. Dr. Martin Balle Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 71; gültig ab 1. 10. 2021. Anschrift Verlag und Redaktion: Garmischer Straße 35, 81373 München Redaktion: Tel. 089/2377-3100, Fax 089/2377-3199, E-Mail: redaktion@az-muenchen.de Anzeigen: Tel. 089/2377-3300, Fax 089/2377-3399, E-Mail: anzeigenverkauf@az-muenchen.de Aboservice: Tel. 089/2377-3400, Fax 089/2377-3499, E-Mail: abo@service-abendzeitung.de Abo: Monatlicher Abonnements-Bezugspreis: Trägerzustellung 37,90 ₠ inkl. gesetzlicher Mehrwertsteuer; Postzustellung 38,90 ₠ inkl. gesetzlicher Mehrwertsteuer Druck: J. Thomann’sche Buchdruckerei, 84028 Landshut, Altstadt 89 Bei Störungen durch höhere Gewalt keine Ersatzansprüche. Altpapieranteil bis zu 90 %. BERGBUS – LETZTE CHANCE! Mit dem kostenlosen Shuttle ins Ursprungtal Der Bergherbst war zuletzt eine wahre Freude. Auch an diesem Wochenende versprechen die Meteorologen viele Sonnenstunden. Und das ist deshalb perfekt, weil amSonntag derMünchner Bergbus des Alpenvereins ins Ursprungtal fährt. Öffentlich kommt man dort nicht hin. Das Angebot des Alpenvereins München und Oberland Der Blick über die Maroldscheid, die zwischen Dezember und Mitte Juli gesperrt ist, ins Kloo-Ascherl-Tal. Erreichbar mit dem bequemen Bergbus. anf gibt es nur noch an diesemWochenende, dann endet die Saison. Die Busse fahren Samstag und Sonntag vom Ostbahnhof in den Chiemgau und von Giesing ins Rofangebirge (Tagesticket 18 Euro). Die Sonntagslinie ins Ursprungtal hat aber einen besonderen Clou: Denn ab demBahnhof Bayrischzell wird diese Linie zum Shuttle durchs Ursprungtal bis zum Thiersee. Rotwandhaus und dann runter zum Bahnhof Osterhofen. Sie können also mit der Bayerischen Oberlandbahn bis Bayrischzell fahren und dort kostenfrei weiterfahren (um 9.05/10.20/13.05 und 15.05). Zurück ab Thiersee geht es um 11.15/14.15 und 16.30 Uhr. Das Ursprungtal ist Startpunkt für tolle Herbsttouren: Sie können auf den Großen Traithen (1852 m), das Trainsjoch (1708 m) oder über die Auerspitz (1810 m) bis zum Sophie Anfang

Ein Auto, viele Fahrer gegen die Länge der Strecke. Ein Kleinwagen beispielsweise kostet pro Kilometer 0,89 Euro; zuzüglich einer Entriegelungsgebühr von einem Euro. Wer sechs Kilometer fährt, zahlt demnach sieben Euro. Die Gebühren lassen sich bequem via Paypal oder Kreditkarte abrechnen. Beide Anbieter verlangen keine monatlichen Beiträge. Intensive Carsharing-Nutzer haben daher oft drei verschiedene Apps auf dem Handy und variieren die Dienste nach Bedarf. Seit 2019 ist auch der Autovermieter Sixt mit seinem Sharing-Dienst Sixt Share im Stadtgebiet vertreten. halb des Geschäftsgebietes dürfen dieWagen auf allen öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden. Die DriveNow-App rechnet pro Minute ab, bei einem Kleinwagen 0,28 Euro. Eine Fahrt zum Supermarkt à 30 Minuten, zuzüglich einer Abstell-Pauschale, kostet damit 9,40 Euro. Kritiker sehen in der Minuten-Berechnung einen Anreiz zum Drängeln und Schnell-Fahren. Bei Miles zahlt der Fahrer daApps finden Kurzzeit-Mieter die am nähesten stehenden Wagen auf einer Straßenkarte. Diese können ohne Voranmeldung geliehen und mit der App direkt vor Ort entriegelt werden. Der Vorteil im Vergleich zum eigenen Auto: Man spart sich die Anschaffungs-, Versicherungskosten und KfzSteuer und braucht weder einen Bewohner-Parkausweis noch Parktickets. InnerIn München gibt es seit drei Jahren eine Handvoll verschiedener Carsharing-Dienste. Je nach Strecke und Dauer ist mal das eine, mal das andere Tarifmodell günstiger. Die bekanntesten Anbieter sind Share Now, der Zusammenschluss aus ehemals Car2Go und Drive Now und die schwarze Flotte der Berliner Firma Miles mit ihren Polos und Audi-Kombis. Beide sind sogenannte „Free Floating”-Anbieter. Im Branchenjargon heißt das so viel, wie dass die Fahrzeuge quer über die Stadt verteilt abgestellt und wieder gemietet werden können. Über zugehörige Carsharing, Lastenradl und Co.: Was lohnt sich? Von Helena Ott Großstädte wie München und ihre Infrastruktur machen den Verzicht auf ein Auto einfacher. Neben dem eigenen Fahrrad bieten Sharing-Dienstleister inzwischen nicht nur Pkw, sondern auch Lastenräder, Roller und Transporter an. Gerade zur Zeit der Energie-Krise spart das hohe Kraftstoffpreise ein und verringert den CO2-Verbrauch. Wann sich die Miete welcher Gefährte empfiehlt: Am nachhaltigsten ist man natürlich mit dem Radl unterwegs. Aber wenn man doch mal weiter weg muss? Foto: imago Der Städter-Standard schutzscheibe zu sitzen. Ein Monatsticket für die Zone M, das gesamte Stadtgebiet, kostet knapp 60 Euro. Wer nur zwischendurch fährt, kann für 15,20 Euro eine Streifenkarte lösen. Eine beliebige Strecke in einer Zone kostet zwei Streifen. Für Fahrten ins Umland gibt es bei der Bahn neben Bayerntickets auch Regiotickets, die statt 26 Euro Grundpreis für eine Person 23 Euro kosten. verkehr. Sicher, Bahnen und Busse der MVG sind nicht immer pünktlich und man fährt teilweise Umwege. Aber dafür sind U-Bahn-Abteile und Bahnsteige auch soziale Treffpunkte, anstatt immer abgeschottet hinter der eigenen WindAm saubersten ist man mit dem Fahrrad unterwegs. Dazu entfallen Kosten für Treibstoff und Parkplätze. Aber nicht jeder ist physisch so mobil, um tägliche Wege mit dem Zweirad zu bestreiten. Die nächst beste Variante, aus Umweltschutz-Perspektive, ist der öffentliche NahRaus ins Grüne meinnützigen Anbieter Stattauto: Dann kostet der Tagesausflug, mit ebenfalls 100 Kilometern inklusive, 51 Euro Leihgebühr. Die Wagen stehen aber an festen Stationen, zu denen sie auch wieder zurück gebracht werden müssen. Doch der Anbieter ist mittlerweile so beliebt, dass die 450 Autos an den rund 145 Münchner Stationen teils schon mehrere Tage im Vorraus reserviert werden. Tagesausflüge außerhalb an. So kostet beispielsweise ein Kleinwagen bei Miles pro Tag, inklusive 100 Kilometern, knapp 60 Euro. Etwas günstiger wird es mit einer Mitgliedschaft (à sechs Euro monatlich) beim geWer sich gegen den Besitz eines Autos entscheidet, ist nicht in der Stadt oder im engen Umkreis der nächsten Bahnschienen gefangen: Die meisten Carsharing-Anbieter wie Miles, Share Now oder Stattauto bieten ihre Leihfahrzeuge auch für Volle Fracht voraus So wendig man mit dem Fahrrad unterwegs ist und an Blechschlangen vorbeziehen kann; für den Großeinkauf, das Schranktransportieren oder den Baumarkt-Besuch ist das Auto überlegen. Für solche Gelegenheiten bieten die Carsharing-Anbieter neben Polos oder Minis auch größere Kombis an. Über Miles kann man stunden- oder tageweise sogar große Transporter für Umzüge mieten. Wer den eigenen CO2-Ausstoß minimieren möchte und sich gleichzeitig an der frischen Luft bewegen will, der kann für Fahrten mit Fracht ein Lastenrad ausleihen. Über die Münchner Initiative „Freie Lastenradl” kann man über 25 Modelle quer über das Stadtgebiet verteilt, ausleihen. Allerdings muss man Glück haben, die Gratis-Räder sind begehrt und wenn man spontan dran ist, häufig schon reserviert. Daneben gibt es private Anbieter wie Sigo, ein Lastenrad-Verleih, der an zwei fixen Standorten Lastenräder mit Elektroantrieb vermietet. Für Gruppen und Großfamilien round findet man bereits ab 40 Euro pro Tag ein Fahrzeug; der Treibstoff ist hier aber nicht inkludiert. Wer eine Großfamilie hat oder mehrere Personen ausführen möchte, hat den Vorteil, dass alle möglichen Auto-Modelle angeboten werden – auch Siebensitzer. Teilt man die Kosten, ist ein Gruppenausflug dann schon ab zehn Euro pro Person realisierbar. Noch einen Schritt nachhaltiger ist die Plattform Getaround. Hier stellen private Halter ihre Autos zur Verfügung und vermeiden damit, dass diese 90 Prozent der Zeit nutzlos herum stehen und Parkplätze blockieren. Über die lila App kann man ein passendes Auto im Umkreis finden. Manche Halter übergeben die Schlüssel persönlich, andere Autos lassen sich mit der App entsperren. Bei GetaKleine LückenFüller Auch das Nahverkehrsnetz einer Millionenstadt hat Lücken: Es fallen Busse aus oder Bahnen fahren zu später Stunde nicht mehr. Da kann es helfen, eine oder mehrere E-Scooter-Apps auf dem Handy parat zu haben. Die schmalen Roller von Tier, Lime, Bird, Bolt oder Voi, die fast an jeder Straßenecke stehen, lassen sich ebenfalls per App aufspüren und entriegeln. Mit gezogenem Gashebel, geht die Fahrt los und der Fahrer gleitet bei maximal 20 km/h fast lautlos nach Hause – oder bis zur nächsten U-Bahn-Station. Für ein bisschen mehr Wind in den Haaren und Urlaubsfeeling gibt es Emmy. Die orangen Elektro-Vespas sind 45 km/h schnell und mit der breiten Sitzfläche und dem zusätzlichen Helm in der Kofferbox bequem auch zu zweit befahrbar. Aber egal, ob E-Scooter oder E-Roller, die Akkus brauchen Strom. Wer auch diesen Energieverbrauch einsparen will, kann stattdessen eines der rotes DB- oder ein blaues MVG-Fahrrad nutzen. Für jedes Bedürfniss das passende Angebot, umumweltverträglicher unterwegs zu sein ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE 3 MÜNCHEN

4 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE MÜNCHEN Eine Siedlung auf dem Holzweg Von John Schneider Es ist laut rund um den Maria-Nindl-Platz. Sehr laut. Der Lärm kommt von Baumaschinen, die an diesem goldenen Oktobertag im Einsatz sind. Die 566 Wohnungen (im ganzen Prinz-EugenPark sind es 1500) sind zwar fertig und bereits bezogen. Es sind aber noch Sportstätten zu errichten und Gartenbauarbeiten zu erledigen in Deutschlands größter Ökologischer Mustersiedlung. Die Siedlung ist aber schon jetzt ein Viertel mit Leuchtturmcharakter. Etwa 13 000 Tonnen Kohlendioxid werden in den Häusern hier langfristig gespeichert. Gegenüber der mineralischen Bauweise können durch die Holzbauweise je nach Holzanteil etwa 30 bis 60 Prozent der klimaschädlichen Emissionen substituiert werden. Sagt die Stadt München. Beim Rundgang durch die Siedlung fällt auf: Nicht alle Häuser sind von außen als Holzhybridbauten zu erkennen. Manche wurden weiß verputzt. Das soll vor allzu schneller Verwitterung schützen. Simone Paffrath (44) ist mit ihrem Mann Tom Schiebler (41) und drei Kindern (3, 8 und 11 Jahre alt) vor zwei Jahren aus Schwabing nach Oberföhring in eine der Wohnungen auf dem ehemaligen Gelände einer Kaserne eingezogen. In einen Holzhybridbau am östlichen Ende der Mustersiedlung. Simone Paffrath schwärmt von dem „sehr angenehmen Wohnklima“. Das Holz, die viele Sonne und die Fußbodenheizung sorgen für Atmosphäre. Ihr Mann pflichtet ihr lächelnd bei, hat „an der Holzhybridbauweise nichts auszusetzen“. Dasselbe gilt für Claus Fincke (65), der sich in der Siedlung bestens auskennt und im selben Baufeld eine Wohnung bezogen hat. „Ich fühle mich sehr wohl. Die Wohnung ist sehr modern, sehr praktisch geschnitten.“ Dass das Holz knackt, macht ihm nichts aus. In Gegenteil: Das Holz arbeite halt und mache Geräusche. „Ich empfinde eine gemütliche Atmosphäre und Natürlichkeit in den eigenen vier Wänden. Ein Holzbau schafft ein naturnahes und angenehmes Innenraumklima mit optimaler Luftfeuchtigkeit.“ Und das Leben in einem Holzhybridbau hat einen weiteren Vorteil: „Die guten Dämmeigenschaften machen sich sowohl im Winter, als auch im Sommer bemerkbar.“ Dass Finckes Wohnung relativ klein ausgefallen ist, hat etwa mit dem Ziel zu tun, möglichst keinen Wohnraum zu verschenken. Die größeren Wohnungen der Siedlung sind Familien vorbehalten. Auf diese Weise ist auch Paffraths Familie zu ihrer Wohnung in der Mustersiedlung gekommen. Weil sie zu fünft waren, bekamen sie den Zuschlag für ihr 105-Quadratmeter-Domizil. Warum aber ist Holz-Architektur nachhaltiger als andere Baustoffe? Claus Fincke weiß die Antwort: „Holz ersetzt CO2-intensive Baustoffe. In Holz ist das Treibhausgas CO2 gespeichert. Wenn es nicht verbrannt, sondern verbaut wird, dann bleibt es gebunden und kann nicht zur Erderwärmung beitragen.“ Und Holz hat laut Fincke weitere nachhaltige Vorteile: Tragende Wände und Fassaden können präzise und wetterunabhängig im Werk vorgefertigt werden, die Bauzeit ist mit vorgefertigten Holzelementen in der Regel deutlich geringer als bei einem vergleichbaren Massivhaus. „Das spart Kosten und reduziert den Baustellenverkehr“, sagt Fincke. Holzbauförderung gab es zudem nur, wenn die Rohstoffe nachweislich in Deutschland oder maximal 400 Kilometer vom Standort der Ökologischen Mustersiedlung geerntet wurden. Warum dann aber nicht gleich reine Holzbauten hinstellen? Das würde doch dementsprechend mehr Nachhaltigkeit zur Folge haben. Auch darauf weiß Fincke eine Antwort: „Den Bau von reinen Holzhäusern hat die Lokalbaukommission München und die Feuerwehr München zum Zeitpunkt der Planung nicht zugelassen. Eine reine Holzbauweise beim mehrgeschossigen Wohnungsbau ist ohnehin die Ausnahme.“ Und darüber ist er nicht einmal unglücklich. Wenn alle vier Wände aus Holz wären, würde er sich ja wie in der Sauna fühlen, erklärt der Vorruheständler. So wie er ist auch Simone Paffrath viel ehrenamtlich unterwegs. Die Schauspielerin, die durch die Siedlung führt, engagiert sich im Arbeitskreis Ökologie. Ihre besondere Leidenschaft gehört den Wildbienen und damit auch den Gängen in der Erde in denen die Insekten den Winter überstehen wollen. Entlang der Jörg-Hube-Straße klafft derzeit eine große Lücke an der Kante zum Gehweg. Der Bienen wegen. Hier soll möglichst schonend weitere Erde aufgetragen werden, erklärt Paffrath. Ohne dass die Bienengänge zerstört werden. Der Schutz der Bienen liegt ihr besonders am Herzen. Nur ein Beispiel für den ökologischen Ansatz, der in der Siedlung verfolgt wird. Weniger Auto, mehr Natur könnte ein Motto für die Siedlung heißen. Radeln und Car-Sharing sollen dabei helfen, diesen Anspruch mit Leben zu erfüllen. Nicht alles funktioniert wie gewünscht. Claus Fincke stört, dass der Weg zur Tram an der Cosimastraße für manche Bewohner arg lang ist. Für Linienbusse sind die Straßen im Viertel aber zu schmal. Auch dass das Kulturbürgerhaus auf dem Maria-NindlPlatz nicht so recht in die Gänge kommt, ärgert ihn. Sein Nachbar Tom Schiebler kritisiert zudem, dass es zu wenig Infrastruktur gibt. Die kleinen Läden wie er sie aus Schwabing kennt, fehlen in der Mustersiedlung. Das findet auch Claus Fincke: „Eine bessere Durchmischung des Quartiers, auch mit Kleingewerbe, hätte Vorteile für die Bewohner gehabt.“ Auch bei Leuchttürmen kommen also Planungsfehler vor. Aber wer durch die Siedlung läuft und mit den Bewohnern spricht, spürt den Enthusiasmus und das Gefühl, dass man auf dem richtigen Weg zu einer nachhaltigeren Wohn- und Lebensweise ist. Und wenn die Baumaschinen dann mal abgezogen sind, dürfte es auch wieder deutlich ruhiger werden in Münchens Vorzeige-Siedlung im Prinz-Eugen-Park. Und das ist hier durchaus positiv gemeint. Die AZ lässt sich von Bewohnerin Simone Paffrath durch die Ökologische Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park führen En vogue: Urban Gardening auf dem Dach. Derzeit ungenutzt: die Markthalle Jörg-Hube-Straße. Fühlen sich wohl im Holzbau: Simone Paffrath und ihre Katze. Ausblick von einer Dachterrasse der Ökologischen Mustersiedlung. Fotos: Bernd Wackerbauer Wildbienen liegen Simone Paffrath besonders am Herzen Tisch statt Tonne: Beim Essen das Klima retten Auch Du kannst das Klima retten, indem du aufisst, was eh schon da ist“ – das ist das Motto der Community Kitchen in Neuperlach. Das Unternehmen ist eine von mehreren Initiativen in der Stadt, die Lebensmittel retten – und etwas daraus machen. Im Lokal der Community Kitchen wird täglich außer Samstag ein warmer Mittagstisch, Kaffee und Kuchen angeboten. Außerdem wird Selbstgemachtes wie zum Beispiel Ratatouille im Glas zum Kauf angeboten und auch ein Catering-Angebot etwa für Unternehmen gibt es. Die Lebensmittel dafür sammelt das Team bei Erzeugern, Händlern oder weiterverarbeitenden Betrieben ein. Das sind schon mal 40 Tonnen pro Woche. Alles Produkte, die sonst weggeworfen würden, obwohl sie verzehrfähig sind. Alleine in München werfen die Privathaushalte täglich 165 Tonnen verzehrfähiges Essen in den Müll. Die Kitchen-Gründerinnen Günes Seyfarth und Judith Stiegelmayr sind gerade erst mit dem „Zu gut für die Tonne“-Bundespreis 2022 des Bundesministeriums für Ernährung ausgezeichnet worden (community-kitchen.com). Ganze Container voll mit essbarerem Obst und Gemüse? Dieser Anblick auf dem Münchner Großmarkt war der Mitte 2020 der Anstoß für die Gründung des Vereins Grüne Tomaten Food Rescue. Der Verein kauft Ware mit kleinen Fehlern oder beschädigten Verpackungen vom Großhandel oder Erzeuger, nicht aus Supermärkten. Das Ganze funktioniert vor allem über sein Mitglieder-Modell, aktuell sind es über 300, und finanziert sich über den Verkauf seiner „Rescue-Boxen“, auf die das gerettete Obst und Gemüse verteilt wird (Mitglieder 12 Euro, Nicht-Mitglieder 15 Euro). Je nach Ort oder Stadtteil wird an einem festen Tag der Woche ausgeliefert – inMünchen, aber auch bis hinaus an den Tegernsee. Im Laden im Werksviertel (Atelierstraße 4, donnerstags 10 bis 17 Uhr) kann man auch gerettete Lebensmittel kaufen. Samstags von 12 bis 15 Uhr wird dort außerdem, was übrig ist, kostenlos an Bedürftige verteilt (gruenetomaten-foodrescue.de). Myriam Siegert Lebensmittel verschwenden? Nicht mit diesen beiden Initiativen aus München Preisgekrönt: Die Community-Kitchen-Gründerinnen mit Cem Özdemir. Nachhaltigwohnen und besser essen: Hier wird gezeigt, wie das funktionieren kann

Glühbier und vegane Birkenstock-Sandalen, Akrobatik, Rock und authentische Bio-Gastro aus der ganzen Welt – das ist das Münchner Tollwood. Der ökologische Fußabdruck soll beim Tollwood-Festival so klein wie möglich sein. Dafür sorgt auch Daniela Schmid, seit zwölf Jahren im TollwoodTeam. „Auf der Theresienwiese wird es diesen Winter mehr Open-Air-Erlebnisse geben“, sagt sie. Um heuer Strom und Heizkosten zu sparen, werden im November drei Zelte weniger aufgebaut. Die AZ hat mit der Geografin und Ernährungsberaterin über die grünen Aspekte der Tollwood-Festivalphilosophie gesprochen. AZ: Frau Schmid, Stoffservietten, grüner Strom – 1988 hat das Tollwood als erste Großveranstaltung in München auf Mehrweggeschirr bestanden. Wie grün ist das Festival heute? DANIELA SCHMID: Es existiert kein offizieller grüner Stempel. Doch wir sind ein grünes Festival. Seit knapp 35 Jahren ist das Tollwood begeisterter Vorreiter für umweltbewusstes Leben. In der Green-Event-Szene werden wir als Impulsgeber angefragt: Wie 100 Prozent Bio-Gastronomie bei 1,5 Millionen Besuchern im Jahr geht. Das Umweltbundesamt hatte uns für einen Workshop zur Müllvermeidung und -Trennung geholt. Wir haben unser Wissen gerne weitergegeben. Wie schaffen Sie es, dass Bio am Tollwood nicht zu teuer wird? Wir sind ein Bio-Dorf. Das liegt an den großen Mengen, die wir bio einkaufen und an den langen Partnerschaften. Die Gastrobetriebe haben eine gute Verhandlungsbasis mit den Bio-Großhändlern. Der Anteil des Kostentreibers Fleisch wird reduziert, wie beim ThaiHühnchencurry. Das ist verträglich. Das schmeckt! 50 Street-Food-Buden, Bars und Restaurants aus 17 Ländern: Wie ist gesichert, dass der Ananassaft in der Piña Colada bio ist? Wir haben den 100-ProzentBio-Ansatz. Alle Lebensmittel, die es bio am Markt gibt, müssen angeboten werden. Die Gastro, ob am Tibet-Stand, am syrischen oder indischen ist zertifiziert von der Biokontrollstelle. Unsere Gastroabteilung schaut jeden Tag in Küchen, Lager, öffnet Kühlschränke. Hier sind wir radikal und strikt. Seit 2003 ist Tollwood bio-zertifiziert. Der Effekt ist: Wenn wir das klare Signal geben, dass wir ein Produkt bio brauchen, passt sich der Markt an – wie zum Beispiel bei der Gewürzmischung GaramMasala. Mit dem Bündnis Artgerechtes München drängen wir auf Bio-Essen für städtische Kitas, Schulen, Krankenhäuser, Kantinen. Die Stadt hat eine sehr hohe Nachfragemacht. Das kann die Agrarwende voranbringen. Das Winter-Tollwood heißt Tatort Zukunft. Was erwartet die Besucher? Eine Anregung, jetzt an allen Orten tätig zu werden – für eine gute Zukunft! In einer Pagode, gemütlich wie eine weihnachtliche Stube, stellen wir die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN vor. Viele Ideen sind leicht umzusetzen: Mehr pflanzliche Lebensmittel essen, mit Öffis fahren, Toleranz leben. Interview: Eva von Steinburg Strikt und begeistert: Das 16-köpfige Tollwood-Team ist Vorreiter für nachhaltige Groß-Events Strahlt mit Öko-Strom aus Erneuerbaren Energien: Die angeleuchtete Tollwood-Zeltstadt beim Winterfestival auf der Theresienwiese. Beginn ist am 24. November. Foto: Bernd Wackerbauer AZ- INTERVIEW mit Daniela Schmid (43) Die Tollwood-Umweltbeauftragte wuchs auf einem Bio-Hof im Allgäu auf. Foto: Tollwood „Wir sind ein Bio-Dorf“ Das Münchner Tollwoodstartete schon 1988als grünes Kultur- und Umweltfestival Beste Bio-Qualität und konstant günstige Liefergebühren Zahlreiche Cafés, Kneipen und Restaurants, außerdem eine kunst- und kulturinteressierte Szene, und der richtige Ort für Museumsfans: Die Münchner Maxvorstadt pulsiert. Auch Bio-Produkte kommen in dem Viertel zwischen Odeonsplatz und Stachus gut an: Ganze 95 Prozent der dortigen Bewohner kaufen gerne „Bio“ ein. Besonders beliebt sind Eier, gefolgt von Milchprodukten und Zitrusfrüchten wie Zitronen oder Mandarinen. Mit dem REWE Lieferservice kommen diese und viele weitere Produkte in bester Bioqualität schnell, frisch und dank niedriger Liefergebühren preiswert beim Kunden an. Tür auf, Lebensmittel rein – der REWE Lieferservice Nach einem langen, kräftezehrenden Arbeitstag noch in den Supermarkt müssen und Einkäufe müde nach Hause tragen? Wer sich stattdessen lieber auf die Couch legen und ohne Supermarktbesuch seine Einkäufe erledigen möchte, kann den REWE Lieferservice nutzen und sich seine Bio-Produkte nach Hause kommen lassen – verlässlich und zu konstant niedrigen Liefergebühren zwischen null und 5,90 Euro, je nach Zeitfenster und Warenkorb. Ein Großteil der Münchner kommt in den Genuss der kostenfreien Lieferung. Bei der Erstbestellung fällt keine Liefergebühr an. Außerdem wird erst nach Lieferung bezahlt. Der REWE Lieferservice geht ganz einfach: Per App oder auf rewe.de/shop können Kunden ihre Bestellung aufgeben. Mehr als 15000 Produkte stehen rund um die Uhr zur Auswahl, vom frischen Salat über den tiefgekühlten Fisch bis hin zu Drogerieartikeln wie Zahnpasta oder Windeln. Zum Schluss kann der Besteller einen Wunschtermin für die Lieferung bestimmen. Die Mitarbeiter kontrollieren im Lager jedes Produkt, bevor es sorgfältig für die Lieferung verpackt wird. Die Lieferung erfolgt immer pünktlich zum Wunschtermin Dank der Kühlung in den Fahrzeugen kommen die Produkte in bester Qualität bei den Kunden an. Egal, ob es sich um frische, trockene oder tiefgekühlte Ware handelt. Die Lieferfahrer bringen den Einkauf bis an die Wohnungstür und nehmen bei Bedarf sogar Pfand wieder mit – ganz gleich, in welcher Etage die Kunden wohnen. Zudem erfolgt die Lieferung pünktlich zum Wunschtermin: immer montags bis samstags von 7 bis 22 Uhr. Außerdem sammelt man bei jeder Bestellung Payback-Punkte. Über die Funktion „Meine Produkte“ sind alle bereits gekauften Produkte einsehbar. Wer öfter das Gleiche kauft, kann seine Lieblingsprodukte als Favoriten speichern. Warenkorbvorschläge garantieren schnelleres Einkaufen für Familien, Singles oder das Büro: Lebensmittel einfach online bestellen und bequem nach Hause liefern lassen mit dem REWE Lieferservice. Die Maxvorstadt ist Münchens Bio-Vorreiter. Ganze 95 Prozent der dortigen Bewohner kaufen gerne „Bio“ ein. Besonders beliebt sind Eier, gefolgt von Milchprodukten und Zitrusfrüchten wie Zitronen oder Mandarinen Per App oder auf www.rewe.de/shop bestellen, und der REWE Lieferservice bringt die Lebensmittel vorbei. Fotos: Rewe Die Maxvorstadt liebt Bio-Produkte – durch den REWE Lieferservice kommen sie schnell, zuverlässig und dank konstant niedriger Liefergebühren zu einem fairen Preis beim Kunden an. Grafik: © rewe.de/Moritz Blumentritt Die georderte Ware wird gut verpackt, sodass sie frisch bei dem Besteller zuhause eintrifft. A N Z E I G E ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE 5 MÜNCHEN

6 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE MÜNCHEN „Mein Balkon ist mein Kraftwerk“ Von Nina Job Grad ist die große Wolke, die sich vor die Sonne geschoben hatte, weitergezogen. Für einen Augenblick fluten Sonnenstrahlen in die Wohnung von Thomas und Bärbel Sicka in Grafing bei München. Er sitzt am Esszimmertisch unter einer selbstgebauten Lampe und greift sofort zu seinem Smartphone. Die Sonnenstrahlen bringen seine Photovoltaik-Anlage draußen am Balkon auf Touren. Über eine App kann der 57-Jährige verfolgen, wie die Leistung ist. „Aktuell macht mein Balkonkraftwerk 59 Wattstunden“, sagt er lächelnd. Das Wetter ist zu durchwachsen. Zu Spitzenzeiten im Sommer klettert die Zahl auf fast 600. Die Waschmaschine läuft, wenn die Sonne den Strom produziert Das Ehepaar aus Grafing hat alles richtig gemacht, davon sind die beiden überzeugt. Vor einem Jahr haben sie sich ein „Solar-Stecker-Gerät“ angeschafft. Seitdem sind die Preise deutlich gestiegen. Außerdem gibt es immer wieder Lieferschwierigkeiten, viele Geräte werden in China hergestellt. Die Nachfrage ist riesig. Auch immer mehr Münchner wollen privat Strom erzeugen und damit die hohen Energiekosten mittelfristig reduzieren. Seit Oktober bezuschusst die Stadt die Anschaffung (s. unten). Seitdem haben bereits 444 Münchner einen Antrag auf Fördermittel gestellt. Die Sickas konnten ihr kleines Solarkraftwerk noch vergleichsweise günstig kaufen: 650 Euro haben sie für ein Set mit zwei 20 Kilo schweren Paneelen (à 375 Watt), einem Wechselrichter und Zähler gezahlt. Die Montage kostete 150 Euro. Eine Außensteckdose hatten sie schon. Davor holten sie die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft ein. Für Mieter gilt: Vorab mit dem Vermieter klären. Die Montage übernahm ein Mitarbeiter der Energieagentur Ebersberg-München. „Das hat keine zwei Stunden gedauert“, erzählt Thomas Sicka. „Das Prinzip ist extrem einfach. Spektakulär unspektakulär.“ Die Solar-Module hängen nun an Haken, die Halterungen für Blumenkästen ähneln, aber deutlich stabiler sind. Schließlich musste die Anlage noch beim Netzbetreiber angemeldet werden, und losging’s. Seit einem Jahr fließt der grüne Strom nun in die Steckdose auf dem Balkon und von dort direkt in den Haushaltsstromkreis der Sickas. Wenn die Sonne länger scheint, heißt es: Waschmaschine an! Oder: Geschirrspüler starten! Der SolarStrom mindert somit den Verbrauch des teuren Stroms, den die Sickas von ihrem Energieversorger beziehen. 620 Kilowattstunden hat die Anlage, die direkt nach Süden ausgerichtet ist, im ersten Jahr produziert. 2400 Kilowattstunden verbrauchen die Sickas etwa pro Jahr. Gemessen am neuen Tarif ihres Versorgers sparen sie im Jahr bis zu 260 Euro, hat er ausgerechnet. Doch nicht für jeden rentiert sich ein Balkonkraftwerk. „Wer den ganzen Tag weg ist, für den ist das nichts“, sagt der Rentner. Denn: Die Energie zu speichern, zahlt sich bei den kleinen Solar-Anlagen nicht aus. Das bestätigen Experten. Für Berufstätige kann aber eventuell eine Anlage Sinn machen, die morgens und abends Sonnenenergie nutzt, also OstWest-Ausrichtung hat. Es mag nur „Kleinvieh“ sein, was die Sickas an Erneuerbarer Energie erzeugen – es gibt ihnen auch ein gutes Gefühl: „Jede so erzeugte Kilowattstunde trägt dazu bei, dass wir von Kohlekraftwerken wegkommen“, betont Bärbel Sicka. Am Ende des Besuchs in Grafing erzählt sie der AZ noch eine Anekdote. Einmal rief ihr Mann von unterwegs aus an, sagte lachend: „Bärbel, jetzt kannst du die Waschmaschine anschmeißen!“ Obwohl er fast 200 Kilometer entfernt war, wusste er, dass daheim die Sonne schien. Und wenn sie nicht scheint, heißt es bei den Sickas auch schon mal: „Heute wird noch nicht gewaschen. Morgen wird das Wetter besser.“ Solarmodule passen auch auf Terrassen, Garagen oder Schuppen – und sind gefragt wie nie. Seit einem Jahr erzeugt Thomas Sicka selbst Strom. Ein Besuch Thomas Sicka ist stolz auf sein Balkonkraftwerk. Wie viel Energie die Photovoltaik-Anlage erzeugt, verfolgt er mehrmals täglich über eine App auf seinem Handy. Fotos: Sigi Müller So schaut es zwischen der Balkonbrüstung, die bei dem Grafinger aus Beton ist, und dem Photovoltaik-Modul aus. Anfangs waren einige Nachbarn gegen diesen Anblick. Inzwischen haben es ihm mehrere nachgemacht – und ebenfalls Solarmodule am Balkon. Neu: Die Stadt München zahlt bis zu 240 Euro dazu Stecker-Solargeräte (auch Plug-and-Play oder Balkonkraftwerke) sind kleine Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln. Die Stadtwerke München (SWM) und die private Initiative „#MünchenSolar2030“ beantworten die wichtigsten Fragen. Für wen macht eine Mini-Solaranlage Sinn? Für Familien, die tagsüber kochen, waschen, den PC nutzen. Genauso für Rentner, Menschen im Homeoffice oder Gewerbe wie Gaststätten, wo mittags viel Strom gebraucht wird. Zudem für alle, die mittags die Spül- oder Waschmaschine laufenlassen, zählt die Initiative „Solar2030“ auf. Ist nur eine Ausrichtung nach Süden tauglich? Eine Ausrichtung der Anlage nach Südost, Süd oder Südwest wird als optimal angesehen. Gebäude und Bäume sollten keine Schatten werfen. Reicht der erzeugte Strom für den ganzen Haushalt? In der Regel nicht. Aber er reduziert die Stromkosten, da er einen Teil der täglichen Grundlast wie Kühlschrank, Tiefkühltruhe, Standby-Geräte und andere abdecken kann. Wie kann ich berechnen, wie viel Strom und Geld ich einsparen kann? Die SWM empfehlen die Seite der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin: azmuc.de/a/3TKml4a Wie leistungsstark darf ein Stecker-Solargerät sein? Maximal 600 Watt-Peak (Wp) pro Zähler. Was braucht man außer den Solar-Paneelen noch? Eine Zweirichtungsmessung oder eine moderne Messeinrichtung mit Rücklaufsperre. Tut’s eine normale Steckdose? Nein, laut SWM muss es ein Wieland Stecker sein, der von einem Profi-Elektriker angebracht worden ist. Muss ich die Anlage melden? Ja, bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber. In München sind das die Stadtwerke: azmuc.de/a/3TLy1DQ Gibt’s Zuschüsse? Ja, seit Oktober fördert die Landeshauptstadt den Kauf und die anschließende Installation von „steckbaren Photovoltaik-Stromerzeugungsgeräten“ bis zu einer Leistung von 600 Watt-Peak (Wp) je Wohneinheit. Die Geräte müssen die Sicherheitsstandards der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) erfüllen. Wer genau kann die Förderung beantragen? Privatpersonen, die im Stadtgebiet München Ihren Hauptoder Nebenwohnsitz haben, können den Förderantrag stellen. Sie müssen ihren Wohnsitz in der Wohneinheit haben, in der das Gerät installiert und an das Hausnetz angeschlossen wird. Wie viel Geld gibt’s? 40 Cent je Watt Peak (Wp) für maximal 600 Wp je Wohneinheit – bis zu 240 Euro. Wo stelle ich den Antrag? Über azmuc.de/a/3FtrBoR Der Link führt zum offiziellen Online-Portal der Stadt. Wie lange dauert es, bis ich das Geld bekomme? Laut Klimaschutzreferat wird ab Januar 2023 ausgezahlt. Bekomme ich auch Geld, wenn die Anlage schon läuft? Nein. Das Prinzip lautet: „Antrag vor Auftrag“. Haben Balkonkraftwerke auch Nachteile? Überschüssiger Solarstrom kann nicht genutzt werden. Ihn zu speichern, rentiert sich in der Regel nicht. Was mache ich, wenn der Vermieter nicht zustimmt? Solch ein Fall landet demnächst vor Gericht. Volker Rastätter, Sprecher des Mietervereins, geht davon aus, dass der Mieter gewinnt. Rastätter hält eine Verweigerung des Vermieters für unberechtigt. Ausnahme: bei denkmalgeschützten Gebäuden. Nina Job Für wen lohnt sich eine kleine Solaranlage? Wie komme ich an den Zuschuss? 16 Tipps Regionaler geht es nicht: Wie grüner Stromzu Hause durch Photovoltaik möglich wird PRIVATE INITIATIVE Bürger helfen Bürgern: Hier gibt es tatkräftige Unterstützung gründet mit dem Ziel, die Energiewende „von unten“ voranzutreiben. Fast 40 aktive Mitglieder helfen ehrenamtlich bei der Planung und Installation der kleinen Kraftwerke. Auch Sammelbestellungen werden organisiert – was die Preise drückt. Bötel: „Derzeit dauert es ein bis zwei Monate, bis das Kraftwerk hängt oder steht.“ Infos, Musteranträge und Hinweise auf Info-Veranstaltungen unter: muenchen.solar2030.de Der Haidhauser Gitarrenlehrer Bernd Bötel und die Historikerin Uli Schwarz haben 2020 die private Initiative „#MünchenSolar2030“ ge-

Einer gewinnt immer, auch die Natur“, weiß Claus Niederalt, Präsident der Staatlichen Lotterieund Spielbankverwaltung. „Über 400 Millionen Euro werden jährlich an den Bayerischen Staatshaushalt abgeführt – 2021 waren es allein 462 Millionen. Diese Mittel ermöglichen zusätzliche Leistungen insbesondere in Sport, Kultur, Denkmalpflege und sonstigen öffentlichen Bereichen, die sonst nicht oder nur schwierig realisierbar wären.“ Das kommt natürlich allen Bürgerinnen und Bürgern im Freistaat zugute. Ein weiterer wichtiger Baustein, der das Gemeinwohlprinzip der Staatlichen Lotterie- und Spielbankverwaltung unterstreicht, ist die GlücksSpirale. Was die Mittel daraus konkret für den Umweltschutz in Bayern bewirken konnten, erklärt Claus Niederalt so: „Die Erträge aus der GlücksSpirale fließen bei uns an den Deutschen Olympischen Sportbund, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und den Bayerischen Naturschutzfonds. 2021 profitierten diese gemeinnützigen Einrichtungen in Höhe von fast 11 Millionen Euro und unterstützten damit eine Vielzahl von Projekten im Freistaat.“ Auch mit kleinen Beiträgen kann man der Umwelt helfen Allein über 2,8 Mio. Euro aus den Erträgen der GlücksSpirale fließen jährlich in Bayern an den Bayerischen Naturschutzfonds, der mit diesen Mitteln diverse Naturschutzprojekte an vielen Orten Bayerns ermöglichen kann. „So sind beispielsweise die Kleinmaßnahmen mittlerweile ein unverzichtbares Instrument der Naturschutzarbeit in Bayern“, bestätigt Ulrike Lorenz, Vorständin des Bayerischen Naturschutzfonds. „Seit 1999 konnten wir damit über 1000 Projekte aus der anwendungsorientierten Naturschutzforschung, der praxisbezogenen Fachplanung sowie im Aufbau umweltgerechter Nutzungen ermöglichen.“ Einen umfassenden Überblick über diese Projekte gibt es auf der speziell eingerichteten Website die-natur-gewinnt-immer.de Neben diesen Kleinmaßnahmen können aus den Zweckerträgen jedes Jahr auch einige finanziell größere und mehrjährige Naturschutzprojekte realisiert werden. Förderfähig sind alle Projekte und Maßnahmenträger, die die Anforderungen der Förderrichtlinien des Bayerischen Naturschutzfonds erfüllen. Wer sich näher informieren möchte, findet alle Projekte auf der Homepage www.naturschutzfonds.bayern.de 150 000 Bienen auf dem Hausdach an der Theresienwiese Ein Beispiel für nachhaltigen Arten- und Naturschutz sind die auf dem Hausdach der Unternehmenszentrale in München seit 2020 angesiedelten Bienenvölker. Bienen sind wesentlicher Bestandteil eines intakten Ökosystems. Sie zu schützen und ihren Lebensraum zu erhalten, ist für uns alle von existenzieller Bedeutung. Sehr hochwertiger und unverkäuflicher „Glückshonig“ Das Hausdach der Zentrale direkt an der Münchner Theresienwiese bietet optimale Bedingungen. Von hier aus fliegen bislang bis zu 150 000 Bienen in die umliegenden Alleen und Grünanlagen rund um die Theresienwiese, um aus den vielfältigen Blütenquellen den sehr hochwertigen, unverkäuflichen „Glückshonig“ zu produzieren. AZ Wer Lotto spielt, trägt zum Gemeinwohl bei. Bei der GlücksSpirale fließen die Erträge unter anderem auch an den Bayerischen Naturschutzfonds „Auch die Natur gewinnt“ Auf dem Dach der Zentrale der Staatlichen Lotterie- und Spielbankverwaltung werden seit 2020 Bienenvölker angesiedelt. Foto: Staatliche Lotterie- und Spielbankverwaltung Ulrike Lorenz. Foto: Bayerischer Naturschutzfonds Claus Niederalt. Foto: Staatliche Lotterie- und Spielbankverwaltung DREI BEISPIELE VON VIELEN Drei Projekte des Bayerischen Naturschutzfonds – alle ermöglicht durch Zweckerträge der GlücksSpirale den unter lbv-muenchen.de/unsere-themen/ publikationen/ Fischbacher Weidevielfalt Für das Projekt „Fischbacher Weidevielfalt“ konnte die „Stiftung Lebensräume für Mensch und Natur“ in Oberfranken mit Hilfe der Mittel aus der GlücksSpirale geeignete Flächen erwerben und pachten. Auf dem 62 Hektar großen Gelände weiden bereits erste Rinder-, Schaf- und Ziegenherden. Durch die Aussaat heimischer Wiesensamen und die Beseitigung von Büschen entstehen weitere attraktive Weiden auf Steilhängen und einer Hochfläche. Dadurch gibt es im Fischbachtal neue Lebensräume für seltene Pflanzen, Insekten und Vögel. Superkraut: eine Broschüre Private Gärten, Hinterhöfe und Gemeinschaftsgärten sind von großer Bedeutung für die Artenvielfalt auch in Städten wie München. Weniger eintönige Rasenflächen oder Zierpflanzen, sondern mehr Raum für „Unkräuter“: Das ist das Credo des Landesbund für Vogelschutz München, der mit Zweckerträgen aus der GlücksSpirale die Broschüre „Superkraut. Wildkräuter und ihre vielseitige Verwendung“ verwirklichen konnte. Nicht nur als Nahrungsquelle für Insekten sind die Unkräuter bedeutungsvoll. Auch für uns Menschen sind die Wildkräuter wertvoll und bereichern unsere Küche. Rezepttipps für den Herbst sind online zu finwie sie in unseren Städten, Dörfern und Wäldern zurechtkommen. Die Forscher möchtenmehr über ihre Verbreitung erfahren und das Wissen über Entwicklung und Zustand der Eichhörnchen-Populationen verbessern. Jeder kannmelden, wann und wo Eichhörnchen gesichtet wurden – schnell und einfach online unter bund-naturschutz.de/aktionen/eichhoernchen-beobachten-undmelden Noch einfacher geht das mit der Smartphone-App „Eichhörnchen in Bayern“, die es für Android und iOS Betriebssysteme kostenfrei zum Download gibt. Auf der Website des Bund Naturschutz gibt es auch sehr viele praktische Tipps zur sinnvollen Fütterung von Eichhörnchen für die anstehende Winterzeit. Die Eichhörnchen-App Kaum ein heimisches Wildtier ist so beliebt wie das Eichhörnchen. Sie sind schwindelfreie Kletterer, fleißige Nusssammler und zudem äußerst anpassungsfähig. Durch ihre geringe Scheu vor dem Menschen und ihre Vorliebe für den urbanen Raum sind die possierlichen Nager in den letzten Jahren zum Symboltier für die Natur in unseren Städten geworden. Mit den Zweckerträgen der GlücksSpirale konnte der Bund Naturschutz eine App zur Datenerfassung von Eichhörnchen entwickeln. Seit Projektstart im Frühjahr 2021 wurden insgesamt 45 000 Eichhörnchen gemeldet. Allein aus München sind 6700 Meldungen zu 8100 Tieren eingegangen. Ziel des Projektes ist es, herauszufinden, wie es den Tieren in Bayern geht und ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE 7 NACHHALTIGE ANZEIGE

8 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE MÜNCHEN „Diesel-Verbote sind ausgewogen“ Mehr als zehn Jahre lang ist Christine Kugler Chefin der städtischen Bäder gewesen. Auf Vorschlag der Münchner Grünen wurde sie im Stadtrat an die Spitze des neu gestalteten Referats für Umwelt und Klima gewählt. Ein Gespräch über Hitze, Stadtpolitik, Dieselverbote, Erneuerbare Energien und wie München in 20 bis 30 Jahren aussehen könnte. AZ: Frau Kugler, wir sind alle Sünder. Sie dürfen beichten. CHRISTINE KUGLER: Hmm. Okay, beichten. Ihre persönliche Klimasünde! Puh. Ich habe kein Auto, fliege seit Jahren nicht, fahre fast immer Fahrrad oder öffentlich, ernähre mich seit meinem 16. Lebensjahr vegetarisch. Ich glaube, ich habe zu viele Klamotten im Schrank. Das dürfte meine persönliche Klimasünde sein. Sie fahren kein Auto? Ich bin noch nie Auto gefahren. Schon 2023 kommen Fahrverbote für Autos bis zur Dieselnorm Euro 5. Wie ist Ihre Haltung dazu? Ich finde es wichtig, dass wir die Gesundheit aller Münchnerinnen und Münchner im Auge haben. An einigen Stellen der Stadt überschreiten wir die Grenzen für Stickstoffdioxid massiv. Sie sind überzeugte Radlerin. Freuen Sie sich heimlich? Nein! Aber was ist die Alternative? Der Freistaat Bayern hat die Zuständigkeit für den Luftreinhaltungsplan 2021 verlagert an die Kommunen. Im Hintergrund schweben zwei Gerichtsverfahren, eines mit der Umwelthilfe, eines mit dem Verkehrsclub Deutschland. Wissen Sie, was passiert wäre, wenn wir als Stadt keine Fahrverbote veranlassen würden? Die Rathausopposition behauptet ja: nichts. Was nicht stimmt. Das Gericht hätte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unmittelbar Fahrverbote verhängt und geurteilt, dass wir schnellere und noch stärkere Eingriffe veranlassen müssen. Genau das ist in anderen Städten bereits passiert. Was wir jetzt mit der Umwelthilfe und dem Verkehrsclub vereinbart haben, ist, dass wir Schritt für Schritt mit Übergangsfristen vorgehen können. Es wird Ausnahmen geben, für Anwohner, Handwerker, Lieferverkehr und soziale und private Härtefälle. Das ist ausgewogen. Gibt es noch weitere Klagen? Ja. Deutschland ist auch wegen der Grenzwertüberschreitungen in München von der EU und vom Europäischen Gerichtshof verklagt worden. München wird 2022 die letzte Kommune Deutschlands sein, die noch StickstoffdioxidGrenzwertüberschreitungen hat. Und mit dem Stufenplan werden wir 2024 den seit 2010 gültigen StickstoffdioxidGrenzwert erstmalig einhalten können. Der Europäische Gerichtshof hat Deutschland bereits verurteilt. Es stehen Strafzahlungen im Raum, bis zu einer Million täglich. So etwas können wir nicht verantworten. „18 Prozent der Münchner Autos sind Dieselfahrzeuge“ CSU-Justizminister Georg Eisenreich sagt, dass Verbote nicht nötig gewesen wären. Ich habe mich sehr gewundert. Vielleicht war er nicht vollständig informiert. Von Enteignung ist die Rede. Mir ist sehr bewusst, wie schmerzhaft dieses Fahrverbot für viele Menschen ist. Deshalb haben wir uns in den außergerichtlichen Verhandlungen ja besonders auf die Ausgewogenheit und die Übergangsregelungen konzentriert. Bis 2024 gelten weitreichende Ausnahmen für Anwohner und Lieferverkehr. Und auch danach gilt: Für soziale Härtefälle und für die Versorgung der Bevölkerung können von Anfang an und dauerhaft Ausnahmeanträge gestellt werden. Wenn jemand im Krankenhaus im Schichtdienst arbeitet und ein Diesel-Fahrzeug mit der Schadstoffklasse Euro 4 fährt, kann der- oder diejenige selbstverständlich einen Ausnahmeantrag stellen. Berücksichtigen sollte man auch: Der Anteil der betroffenen Dieselfahrzeuge, die in München gemeldet sind, beträgt maximal 18 Prozent. Bis 2035 will München klimaneutral sein. Was heißt eigentlich klimaneutral? Die Münchner stoßen derzeit 5,9 Tonnen CO2 pro Kopf jährlich aus. Klimaneutralität heißt, dass wir nur noch 0,3 Tonnen CO2 jährlich pro Kopf ausstoßen. Von 5,9 auf 0,3 Tonnen CO2: Klingt nicht realistisch. Die Herausforderung ist, langlebige Infrastrukturen wie Gebäude, Verkehrswege oder Energieversorgung CO2-neutral umzubauen. Wie will man das schaffen? Gebäude zu sanieren ist ein großer Hebel. Wir müssen die Fernwärme umstellen auf Tiefengeothermie. Die Gutachter gehen davon aus, dass die Heizkraftwerke ab 2035 statt mit Gas mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Rund sieben Prozent ist der Anteil der Energieerzeugung mit Erneuerbaren Energien direkt aus München. Richtig? Ja, in etwa. Sie waren lange bei den Stadtwerken. Hat Ihr ehemaliger Arbeitgeber den Ausbau der Erneuerbaren verschlafen? Im Gegenteil. Die Stadtwerke haben den Ausbau engagiert vorangetrieben. Aber außerhalb vonMünchen, da die regionalen Potenziale beschränkt sind. Es wurden Windkraftanlagen gebaut, offshore, onshore. Und rein rechnerisch können wir ab 2025 den Strombedarf Münchens mit Erneuerbarer Energie decken, die außerhalb Münchens hergestellt wird. „Das Potenzial von Photovoltaik liegt bei 25 Prozent“ Wie viel könnte mit regionaler Erneuerbarer Energie gedeckt werden? Das Potenzial von Photovoltaik liegt bei 25 Prozent, Wasserkraft wird optimiert undwir haben derzeit zwei Windräder. Der Anteil der Photovoltaik muss ausgebaut werden. Derzeit beträgt der Photovoltaik-Anteil erst ein Prozent. Auch das ist eine Rahmenbedingung, die wir im Nachhinein nicht beeinflussen können. In den 2010er Jahren ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz massiv gestutzt worden. Die ganze Photovoltaikwirtschaft ist eingebrochen. Eine Fehlentscheidung der Bundespolitik. Was kann man in der Stadt für die Photovoltaik tun? Bei den Neubauprojekten ist ein deutlicher Zuwachs an Solarenergie zu verzeichnen. 3500 von 350 000 Gebäuden in München sind städtisch. Trotzdem: Wir müssen natürlich auf so vielen Dächern wie möglich Photovoltaik installieren. Wir entwickeln gerade einen Masterplan „Solares München“. Wie sieht die Strategie aus? Wir wollen Gebäudeeigentümer intensiver über Photovoltaik informieren. Seit 4. Oktober haben wir ein neues kommunales Förderprogramm. Das Programm ist sehr nachgefragt, seit dem Start hatten wir insgesamt 913 Förderanträge. Da sind jetzt schon 9,5 Millionen Euro Fördermittel gebunden. Ein Teil davon entfällt auf Balkonkraftwerke (siehe S. 6). Das Ziel im Koalitionsvertrag ist: 15 Megawatt pro Jahr. Wir sind schon bei deutlich über zehn Megawatt in diesem Jahr. Bis zu 400 Windräder sind laut einer Hochrechnung in der Region München möglich. Ist die Stadt dafür geeignet? Das ist ein hochkomplexes Thema. Windkraft muss mit Naturschutz vereinbar sein. Und natürlich werdenWindräder nicht an der Bayerstraße stehen. Hat München genug Wind? Ich vertraue da dem Markt. Die Marktmechanismen entscheiden, wo es sinnvoll ist, Windkrafträder zu bauen. Ich glaube, dass wir in der RegionMünchen Windkraftpotenzial haben. Ja. Ist der Ukrainekrieg ein Beschleuniger oder eine Bremse der Energiewende? Kurzfristig ist es ein Hemmnis, weil Kohlekraftwerke etwas länger laufen. Die derzeitige Preisentwicklung löst bei vielen Menschen große Ängste aus und ist eine echte finanzielle Bedrohung. Deshalb müssen wir uns langfristig auf lokale Wärme- und Energieerzeugung konzentrieren. Die CSU sagt gerne, dass in Ihrem Referat außer Ankündigungen nichts passiert. Wir haben im ersten Jahr die strategischen Weichen gestellt und sind schon konkret in der Umsetzung. Der Stadtrat hat Anfang 2022 ein Klimaschutzpaket beschlossen, das 68 konkrete Einzelmaßnahmen umfasst. Wir haben neue Förderprogramme aufgestellt für klimaneutrale Gebäude und Antriebe. Auch haben wir ein Extra-Budget bekommen von 500 Millionen Euro. Die CSU behauptet auch: Es wird nichts ausgegeben. Man muss da zwischen „ausgeben“ und „binden“ unterscheiden. Wir haben 90 Millionen Euro in Elektromobilität gesteckt und 260 Millionen Euro verplant für das Förderprogramm klimaneutrale Gebäude. Das Geld wird aber erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgezahlt, nämlich dann, wenn die Baumaßnahmen abgeschlossen sind. Wir werden allein für unser Förderprogramm klimaneutrale Gebäude bis 2025 etwa 130 Millionen ausgeben und im Jahr 2026 nochmals 130 Millionen Euro. „In 20 Jahren sollte die Stadt grüner, schattiger, leiser sein“ Die Stadt unterstützt teure Lastenräder. Haben Sie bei solchen Fördermaßnahmen Niedriglöhne vergessen? Nein! München-Pass-Inhaber bekommen ja die doppelte Fördersumme. Und wenn Sie auf energetische Fördermaßnahmen anspielen sollten: Davon profitieren ja Mieter. Sie zahlen am Ende weniger Geld für Heizkosten. Und wenn der Eigentümer die Sanierungskosten an die Mieter weitergibt? Dann verstößt er gegen geltendes Gesetz. Dagegen kann man als Mieter klagen. Man darf bei Sanierungsmaßnahmen den bezuschussten Teil nicht umlegen. Das ist rechtswidrig. 15 Grad Unterschied hat man im Sommer zwischen Bahnhofsviertel und Englischem Garten. Wäre es nicht sinnvoll, in solchen Gegenden mit ein paar Millionen massiv zu entsiegeln und zu begrünen? Ich gebe Ihnen da völlig recht. Manmuss über eine Neuverteilung des Straßenraums nachdenken. Entscheidend ist oft die unterirdische Infrastruktur. Wenn Leitungen verlaufen, ist es schwer, Grün unterzubringen. Wir haben 7000 Hitzetote in Deutschland. Das wird zunehmen. Der Klimawandel ist schon da: Starkregen, vermehrt heftige Stürme, heiße und trockene Sommer. Daran müssen wir unsere Stadt anpassen. Und das geht nur mit mehr Begrünung, mehr Entsiegelung, aber auch die Nutzung von Dachund Fassadenbegrünung. Wie sieht München in 20 bis 30 Jahren aus? Viel grüner und verschatteter. Ganz viel Photovoltaik auf den Dächern, möglichst viel klimaneutrale Wärmeversorgung über oberflächennahe Geothermie, Tiefengeothermie und Abwärme, gestärkte öffentliche Verkehrsmittel, stark entsiegelt, die Stadtbäche sind freigelegt, die Stadt ist leiser, deutlich bessere Luft, zirkuläre Kreislaufwirtschaft, klimaneutrale Produktion, wir teilen mehr, als wir besitzen, wir reparieren mehr. Es ist wichtig, unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Interview: Hüseyin Ince Christine Kugler ist seit Ende 2020 Münchens Umweltreferentin. Im AZ-Interview erklärt sie, wie sie München künftig klimafit macht – und was ihre Klimasünde ist Umweltreferentin Christine Kugler mit AZ-Redakteur Hüseyin Ince. Sie unterhalten sich in ihrem Büro. Foto: Daniel von Loeper Umweltreferentin Christine Kugler auf dem Dach des Nachbarreferats für Bildung und Sport. Im Hintergrund: der Hauptbahnhof. Foto: Daniel von Loeper AZ- INTERVIEW mit Christine Kugler Chefin des Referats für Klima und Umwelt – und überzeugte Radlerin. Das Referat für Klima und Umweltschutz– und seine Rolle für die grüne Zukunft Münchens

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