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22 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE SPORT In eineinhalb Jahren werden dort die Bienen summen, wo heute die Kräne surren. Im Westen des Olympiaparks sind derzeit 140 Arbeiter auf dem Gelände des ehemaligen Radstadions täglich im Einsatz, verbauen insgesamt 130 000 Tonnen Beton und 1200 Tonnen gebogene Träger aus Stahl. Nach mehrmaligen Verzögerungen geht es nun zügig voran mit dem SAP Garden. 2024 beziehen dann der EHC Red Bull München und die Basketballer des FC Bayern, die als Langzeitmieter fungieren, in der neuen Arena, die vom RedBull-Konzern vollständig finanziert wird, ihre benachbarten Kabinen. Der SAP Garden wird dann eine der modernsten Sport- und Event-Hallen der Welt sein. Auch, was die Nachhaltigkeit angeht. Und da kommen sie wieder ins Spiel – die Bienen: Sie stehen sozusagen symbolisch für den Ansatz, den der Bauherr Red Bull mit der neuen Arena verfolgt. Das Dach wird begrünt, eine Blumenwiese ausgesät. Es soll sich so optisch völlig in den Olympiapark und sein Ensemble einfügen, zugleich aber auch die Erwärmung im Inneren träger machen und – ganz nebenbei – für Honig sorgen. Ein Imker wird auf dem Dach der Halle Bienenstöcke stehen haben, von wo die Immen aufs Parkgelände ausschwirren. Der Effekt hat als Beitrag für den Klimaschutz mehr symbolischen Charakter, anders verhält es sich hingegen mit dem Energiekonzept. Per Wärmerückgewinnung soll die Halle beinahe energieautark werden. Vereinfacht gesagt: Was die Kühlmaschinen bei der Eisbereitung (mit Ammoniak betrieben), bei der Entfeuchtung und der Klimatisierung der Raumluft an Wärme erzeugen, wird hergenommen, um die Räume zu beheizen und über eine Wärmepumpe das Duschwasser für die Sportmannschaften auf angenehme Temperaturen zu erhitzen. Zum SAP Garden führt erst gar keine Gas-Leitung. Für Phasen, in denen an Energie zugeschossen werden muss, steht ein Fernwärmeanschluss zur Verfügung. Ähnliche Konzepte sind in modernen Hallen, die in den vergangenen Jahren etwa in der Schweiz entstanden sind, gängig. Bei der taufrisch fertiggestellten Swiss-Life-Arena in ZürichAltstetten soll sogar (quantitativ nicht bezifferte) Abwärme von der Kälteproduktion in den Energieverbund eingespeist werden. Das ist beim SAP Garden derzeit nicht geplant. Verschiedene Konzepte verfolgen die beiden Hallen auch, was das Dach betrifft: Auf dem Zürcher Bau findet sich Photovoltaik. Dies war laut der Red Bull Stadion München GmbH beim Bau des SAP Gardens nicht gestattet. Ob Photovoltaik im OlyPark installiert werden darf, ist laut den Stadtwerken „in jedem Fall abhängig von der Bewertung und Freigabe durch den Denkmalschutz“. Architektur hat immer auch mit Vorgaben zu tun und ist zugleich Ausdruck ihrer Epoche und deren Ideen. Mit den Glasfronten baute man im Olympiapark vor 50 Jahren nicht nach dem heutigen Zeitgeist. Anders die Pläne des Kopenhagener Büros „3XN“ mit Latz + Partner, die 2019 den Zuschlag der Jury erhielten, die den Stil übernehmen, gleichzeitig aber nachhaltiger sein sollen. An der Außenseite des Oberflächenteils laufen – erst geschwungen, dann senkrecht – Lamellen in Richtung Himmel. 260 Stück, bis zu 17 Meter hoch. Sie werden dem SAP Garden nicht nur sein unverwechselbares Erscheinungsbild verleihen. Die Aluminiumstäbe sollen mittels ihrer dreieckigen Form auch die direkte Sonneneinstrahlung durch die 5000 Quadratmeter Aluminumglas reduzieren und so den klassischen Treibhauseffekt verhindern und Energie sparen. Der SAP Garden wird drei Untergeschosse, ein Erdgeschoss und drei Obergeschosse umfassen. Unterirdisch beträgt die Ausdehnung 230 Meter in Ost-West-Richtung und 125 Meter in NordSüd-Richtung, oben mindert sich die Ost-West-Ausdehnung auf 145 m. Zwei Drittel der Halle liegen (wegen des Ensembleschutzes auf zwölf Meter Höhe über dem Boden beschränkt) unterirdisch. Für die Eissportler wichtig: Die Tiefe trägt zu einer natürlichen Kühlung der Arena bei. Die drei Trainings- und Breitensportflächen, die neben der Hauptspielfläche zum Komplex gehören, liegen in Gänze unter dem künstlich angelegten Gelände des Olympiaparks. Das alte, im Betrieb befindliche Eissportzentrum verbraucht im Jahr nach Angaben des Olympiaparks insgesamt 2 600 000 kWh Fernwärme, dazu kommen 3 200 000 kWh Strom. Enorme Zahlen, enormer Verbrauch. Im SAP Garden soll übrigens beim Strom vollständig auf fossile Brennstoffe verzichtet werden. 100 Prozent „ÖkoStrom“. Der Strom, den die Baustellenarbeiter derzeit für ihr Tagwerk benötigen, besteht auch zu 70 Prozent aus ökologischen Quellen. Der SAP Garden enthält viele Punkte des „Leitfadens nachhaltiger Sportstättenbau“ des Bundesinstituts für Sportwissenschaft und noch weitere. Klar ist freilich auch, dass es derzeit noch keine CO2-neutrale Sporthalle gibt. Entgegen einiger Beteuerungen wird auch die ClimatePledge-Arena im Seattle („bis 2024“) den Vorgaben letztlich nicht gerecht. Der SAP Garden kann sie ebenso nicht erfüllen. Es kommt nach derzeitigem Stand darauf an, den Energieverbrauch zu minimieren und anfallenden Müll zu reduzieren. Langlebige LED-Lampen und wasserlose Urinale sind dazu kleine Beiträge unter vielen. Martin Wimösterer Mit dem SAP Garden entsteht im Olympiapark eine der modernsten Arenen der Welt. Mit Hilfe von Wärmerückgewinnung sollen die Spiele des EHC und der FCB-Basketballer weitgehend energieautark sein So wird er dann innen aussehen: der noch im Bau befindliche SAP Garden, die neue Spielstätte des EHC Red Bull München. Foto: City-Press/ho An der Außenseite des Oberflächenteils des SAP Garden laufen – erst geschwungen, dann senkrecht – Lamellen in Richtung Himmel. 260 Stück, bis zu 17 Meter hoch, sie sollen den Treibhauseffekt verhindern. City-Press/ho Im Olympiapark entsteht eine fast energieautarke Arena– der SAP Garden Von Bienen und Bullen SPORT kompakt ● ▲ Euroleague-Pleite für Alba Berlin BASKETBALL Alba Berlin hat in der Euroleague seine zweite Niederlage im fünften Spiel kassiert. Die ersatzgeschwächten Berliner unterlagen beim spanischen Spitzenteam Valencia Baskets mit 73:87 (39:50). Beste Berliner Werfer waren Louis Olinde und Christ Koumadje mit je 15 Punkten. ● ▲ Eisbären können doch noch siegen EISHOCKEYDie Eisbären Berlin haben ihre Misserfolgsserie in der DEL gestoppt. Der deutsche Meister, der zuvor vier Niederlagen hintereinander kassiert hatte, gewann bei den Bietigheim Steelers mit 5:2 (1:0, 1:1, 3:1). Zac233h Boychuk erzielte zwei Tore, außerdem trafen Giovanni Fiore, Kevin Clark und Manuel Wiederer für die Hauptstädter. ● ▲ Thiem beendet seine Saison TENNISDer Österreicher Dominic Thiemhat seine Saison vorzeitig beendet. Mit 3:6, 3:6 unterlag der frühere US-OpenSieger im Achtelfinale beim ATP-Turnier in Wien dem Russen Daniil Medwedew und kündigte danach überraschend an, keine Turniere mehr in diesem Jahr spielen zu wollen. Er wolle nun den „vollen Fokus auf die Vorbereitung legen, damit ich voll ready sein werde Anfang 23“, sagte er. Thiem hatte lange wegen einer komplizierten Handverletzung pausieren müssen und war im April 2022 auf die Profitour zurückgekehrt. Inzwischen steht der frühere Weltranglistendritte auf Position 113. ● ▲ Darts-EM: Cross schon draußen DARTSTitelverteidiger Rob Cross ist bei der Darts-EM in Dortmund direkt in der ersten Runde ausgeschieden. Der Engländer mit dem Spitznamen „Voltage“ verlor in der Westfalenhalle sein Auftaktmatch gegen Landsmann James Wade knapp mit 5:6. Der frühere Weltmeister Cross schwächelte dabei besonders auf die Doppelfelder. Er schaffte es von 3:5 auf 5:5, vergab aber im entscheidenden elften Leg Matchdarts. Dann setzte sich Wade doch noch durch. ● ▲ WM: Public Viewing verlängert FUSSBALL Während der WM in Katar ist in Deutschland Public Viewing im Freien auch nach 22 Uhr möglich. Eine entsprechende Verordnung hat der Bundesrat am Freitag abgesegnet. Damit ist der Weg frei für eine Ausnahme von den sonst geltenden Lärmschutzregeln. Demnach dürfen Kommunen Public-Viewing-Veranstaltungen im Freien auch dann genehmigen, wenn sie bis in die Nachtstunden gehen. Die WM findet vom 20. November bis 18. Dezember im Emirat statt, die späteste Anstoßzeit ist 20.00 Uhr. Hintergrund ist laut Umweltministerium eine Verordnung, die das Haus vonMinisterin Steffi Lemke (Grüne) auf Bitten der Länder im September vorgelegt hatte. Diese sieht für die Zeit der WM Ausnahmen von den Regeln zum Schutz vor Lärm vor.

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