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24 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE SPORT Der Klimawandel geht alle an – auch die Münchner Großklubs: Die Löwen um Trainer Köllner, den EHC mit Kapitän Hager, Bayerns Kicker um Müller und die Basketballer mit Coach Trinchieri (v.l.). Sampics (2)/AK, imago, City-Press/ho Auf Spurensuche Sport, das ist die schönste Nebensache der Welt, heißt es so gerne, so schön, so floskelhaft. Der Klimawandel, die Erderwärmung, das sind definitiv keine Nebensachen, sondern mit die größten Herausforderungen und Aufgaben der Zukunft. Wie aber lässt sich die schönste Nebensache mit dem Zentral-Thema der Zukunft vereinbaren? Was kann die Welt des Sports tun, damit Nachhaltigkeit nicht nur ein Wort, sondern eine Selbstverständlichkeit ist und wird. Die AZ hat sich bei den vier großen Münchner Vereinen – den Fußballern des FC Bayern und des TSV 1860, den Eishacklern des EHC Red Bull München und den Basketballern des FC Bayern umgehört, wie versucht wird, den CO2-Abdruck zu minimieren, dem Thema Umweltschutz gerecht zu werden. FC Bayern: Auch wenn es beinahe unterging auf der JHV des FC Bayern, erwähnt hat Oliver Kahn das Thema doch. „Ganz oben auf unserer Agenda steht das Thema Nachhaltigkeit“, sagte der Vorstandsboss: „Auch hier will und soll der FC Bayern die Nummer eins sein.“ Einige Beispiele für Themen, denen sich der Serienmeister längst widmet: Am meisten wurde und wird dafür getan, die Allianz Arena CO2-neutral zu machen. Die Außenbeleuchtung wird nach Einbruch der Dunkelheit nur noch für drei statt wie bisher sechs Stunden eingeschaltet, zudem wurde die Klimatisierung der Arena sowie der 106 Logen reduziert, in allen Toiletten fließt nur noch Kaltwasser. Die mit Gas betriebene Rasenheizung wird von einer Luft-Wärme-Pumpe versorgt, den Strom liefern die im Stadion verbauten Solarpanele. Der Wechsel von Ein- auf Mehrwegbecher bei den Getränken ist vollzogen. Am Stadion kamen 21 Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu den 38 Ladepunkten rund um das Trainingsgelände an der Säbener Straße hinzu. Spieler und Bosse fahren vollelektrisch mit den Modellen des Sponsors. So wurde der Flottenverbrauch auf unter 95 Gramm CO2/km gesenkt. Auch das Reisen wird umweltfreundlicher: Zum Champions-LeagueSpiel bei Viktoria Pilsen in Tschechien flogen die Bayern nicht nach Prag, sondern reisten mit dem Bus. TSV 1860: „Umweltund Klimaschutz ist auch bei den Löwen ein sehr wichtiges Thema“, erklärte der Klub auf AZNachfrage: „In der Vergangenheit konnten wir bereits zusammen mit der Stadt das Flutlicht im Stadion an der Grünwalder Straße in LED-Technik umrüsten. Auch Alternativen zum Flugzeug bei der Anreise zu Auswärtsspielen werden regelmäßig geprüft. Das Team ist zum Auswärtsspiel in Paderborn gegen Verl mit der Deutschen Bahn gefahren. Zusätzlich unterstützen wir bei Heimspielen die klimafreundliche Anreise per Fahrrad durch eine Fahrradgarderobe für die Stadionbesucher.“ Weitere Maßnahmen werden angegangen. „In Planung sind beispielsweise Solarmodule auf dem Dach der Geschäftsstelle sowie zusätzliche E-Ladesäulen vor dem Trainingsgelände“, erklärten die Löwen: „Zusätzlich unterhält der TSV 1860 Geschäftsbeziehungen mit Partnern, die ihren Ursprung im Bereich der Nachhaltigkeit haben.“ EHC Red Bull München: Eishockey wird nun auf dünnerem Eis gespielt. Die DEL hat die Eisdicke auf maximal 3,5 Zentimeter begrenzt. Hendrik Wedderien, Prokurist der Liga: „Wir wollen die Masse, die gekühlt werden muss, möglichst klein halten.“ Die Eismeister sind verpflichtet, die Dicke mehrmals wöchentlich zu überprüfen, Ablagerungen abzuhobeln. Der EHC hat in einen intelligenten Abziehbalken an der Eismaschine investiert. Für Wärme auf den Zuschauerplätzen sorgten bisher Heizstrahler – sie sind (außer bei Nebelbildung auf dem Eis) nun ausgeschaltet. Der Hallenbetreiber, die Olympiapark-Gesellschaft, hat die Raumtemperaturen auf 19 Grad abgesenkt. Zuletzt schon wurde die Außenbeleuchtung auf LED umgestellt und ein neuer Kompressor im Eissportzentrum angeschafft. Für die Heimspiele gilt das Ticket als Nahverkehrsfahrkarte. Der EHC nimmt nun für die Fahrten zu Auswärtsspielen häufiger die Bahn. Die Fahrzeugflotte wurde – und wird– Richtung Hybrid und Elektro umgestellt. FC Bayern Basketball: Die Bahn ist bei den Basketballern das bevorzugte Transportmittel geworden. National wird „stark vermehrt“ der Zug genutzt, wie es heißt. Mobilität ist ohnehin ein großes Thema, Team und Betreuer wurden mit E-Autos ausgestattet, entsprechende Ladestationen errichtet. Außerdem erhielt die Reduzierung des Papierverbrauchs besondere Aufmerksamkeit. Der FC Bayern ist nach eigenen Angaben der einzige Verein in der Bundesliga, der auf das Drucken von Tickets verzichtet und auf digital umgestellt hat. Er sei hierbei auch in Europa Vorreiter im Basketball gewesen. An Energieeinsparungen im ehrwürdigen Audi Dome wird stetig gearbeitet. „Wir müssen flexible Lösungen finden, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten“, sagt Geschäftsführer Marko Pesic. Auch interessant: Der Klub entwickelt eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie und hat damit zwei Mitarbeiterinnen betraut. ps, me, wim, rst, kby Profisport ist ganz generell mit vielen Reisen, aber auch mit großem Energieverbrauch verbunden. Wie versuchen die vier großen Münchner Vereine, ihren CO2-Abdruck zu reduzieren? Ein Überblick der AZ Leuchtet nach Spielen nur noch drei (statt wie bisher sechs Stunden): Die Allianz Arena, Heimat der Fußballer des FC Bayern. Foto: firo/Augenklick Das Grünwalder der Löwen wurde auf LED umgerüstet. Foto: sampics/AK Spielen nun auf dünnerem Eis, um Energie zu sparen: Die Eishackler von Vizemeister EHC Red Bull München. Foto: City-Press/ho Reisen oft mit der Bahn: Bayerns Basketballer. Foto: Ulrich Gamel/dpa Wie die vier großen Münchner Vereineihren CO2-Abdruck verbessern

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