Heimatzeit Neukirchen

Montag, 31. August 2020 LANDKRE I S STRAUBING-BOGEN 11 Die Magie im Steinbruch In Haggn tauchen seit 2001 bei den Freilichtspielen die Zuschauer nicht nur durch die Theaterstücke, sondern vor allem durch die magische Kulisse in eine andere Welt ein Neukirchen. Ursprünglich war die Idee des Freilichtspiels in Neu- kirchen eine einmalige Inszenierung im Rahmen der 875-Jahr-Feier der Gemeinde. Doch bereits nach den ersten Aufführungen kristallisierte sich heraus, dass das Freilichtspiel großen Anklang beim Publikum so- wie bei der Gemeinde fand. 2001 wollte Bürgermeister Hein- rich Lobmeier etwas Besonderes zur 875-Jahr-Feier der Gemeinde auf die Beine stellen und überlegte sich, dass ein Freilichtspiel das Jubiläum perfekt untermalen könnte. Von der Idee war Angelika Rinkl sofort be- geistert und übernahm die Regie. Ein Autor für das Stück war eben- falls schnell gefunden: Alois Winter aus Hunderdorf. Sagen aus der Region als Grundlage Grundlage für das erste Stück waren Sagen, die rund um Neukir- chen überliefert sind. Viele der Ortsansässigen waren ebenfalls be- geistert von der Idee eines Freilicht- spiels und schnell war die Gruppe aufgestellt. Nachdem nun Ge- schichte und Gruppe feststanden, musste nur noch ein passender Ort für die Aufführung gefunden wer- den. Auf die Idee, den Steinbruch zu nutzen, kam Angelika Rinkl schließlich durch ihre Schwester. Als kleine Kinder waren sie dort oft „rumgekraxlt“ und der Ort würde sich perfekt für das Festspiel eig- nen. Nach einer kurzen Begehung des Steinbruchs stand fest, dass die- ser Ort die passende Atmosphäre und Fläche für das Theater bietet. Durch den Steinbruch entstehe ein gutes Echo, was besonders wichtig sei, da bei den Aufführungen keine Mikrofone eingesetzt werden. Bereits auf dem kurzen Weg vom Parkplatz zum Steinbruch, der auch für Menschen mit Behinderungen zu meistern ist, an einem kleinen Bach entlang, taucht man Stück für Stück tiefer in eine andere Welt ein. Nach einem Gespräch mit Familie Zimmerer, den Eigentümern des Steinbruchs, war der Aufführungs- ort beschlossen. Familie Zimmerer stellt nicht nur den Steinbruch kostenlos zur Verfü- gung, sondern spielt auch selbst in der Theatergruppe mit und unter- stützt tatkräftig bei den Umbau- maßnahmen für das jeweilige Stück. So wurden in 19 Jahren be- reits mehrere Häuser auf- und abge- baut, eine Tanzfläche errichtet oder auch eine Steintreppe geschaffen, um dem Freilichtspiel die nötige Tiefe zu verleihen. Schlange stehen für die Karten Insgesamt 360 Zuschauer können bei einer Aufführung im Publikum Platz nehmen und die meisten Stü- cke waren ausverkauft. Die Karten für das Theater sind so beliebt, dass Interessenten bereits vor Öffnung der Verkaufsstellen, die Gemeinde Neukirchen und das Autohaus Strö- her, Schlange standen, um noch Karten zu ergattern. Bei den Aufführungen wird die Festspielgruppe von Vereinen, die sich um das leibliche Wohl der Zu- schauer sowie der Aufführenden kümmern, unterstützt. Die angebo- tenen Speisen werden dabei immer auf das Stück angepasst. Auch das Bayerische Rote Kreuz und die Feu- erwehr sind bei jeder Aufführung vor Ort, um das Festspiel zu unter- stützen, wie zum Beispiel bei der Parkplatzeinweisung. Vor jeder Aufführung ist einer der Bürger- meister anwesend, um mit ein paar einführenden Worten der Spiel- gruppe die Unterstützung der Ge- meinde zu zeigen. Seit Beginn der Aufführungen 2001 wurden insge- samt, mit Unterbrechungen, sieben Stücke im Steinbruch dargeboten, vier Stücke verfasst von Alois Win- ter und drei von Eberhard Kreuzer. Cornelia Bottke So hat die Kulisse des Stücks „Wildernde Umständ’“ – die Aufführung von 2019 – ausgesehen. Foto: Cornelia Bottke Ein Teil der Festspielgruppe des Stücks „Bertradis, die Seherin“ ist hier vor der malerischen Kulisse des Steinbruchs in Haggn zu sehen. Foto: Angelika Rinkl STRAUBING-BOGEN www.straubinger-tagblatt.de Heute im Landkreis Kalenderblatt Seite 12 Veranstaltungen Seite 12 Pfelling: Die neue Unterführung ist für die Radfahrer nicht ganz unge- fährlich.................................... 13 Hunderdorf: Die Vernissage zur Ausstellung „Sehnsuchtsorte“ inspirierte die Besucher.................................. 14 Bei Fragen zur Zeitungszustellung: Telefon.............. 09421/940-6400 Der direkte Draht zur Redaktion: Telefon.............. 09421/940-4620 Telefax.............. 09421/940-4609 landkreis@straubinger-tagblatt.de Heimatzeit in heimatzeit.idowa.de Neukirchen „Regie ist etwas Besonderes“ Angelika Rinkl leitet die Umsetzung der Stücke A ngelika Rinkl führt Regie bei den Freilichtspielen in Neukir- chen. Im Gespräch schildert sie, was das für sie bedeutet und welche Auswirkungen Corona hat. War die Regie des Freilichtspiels für Sie Neuland? Angelika Rinkl: Nein, ich habe bereits in der Jugend für mich die Leidenschaft fürs Theaterspiel entdeckt und auch schon vorher eine Theatergruppe geleitet. Die Re- gie war für mich immer etwas Be- sonderes, die Geschichte im Kopf entstehen zu lassen und die Organi- sation von Kostümen sowie Kulis- sen. Müssen die Mitwirkenden be- stimmte Kenntnisse haben? Rinkl: Ich bin der Meinung, je- der kann Theater spielen. Deshalb sind bei uns alle herzlich willkom- men. Wie entstehen die Geschichten für das Freilichtspiel? Rinkl: Die Ideen für den Inhalt überlege ich mir und gebe dann meine Wünsche und Vorstellungen an einen Autor weiter, der dazu eine Geschichte entstehen lässt. Hat die Coro- na-Pandemie Auswirkungen auf das Frei- lichtspiel? Rinkl: Da wir immer wie- der Pausen einlegen und nicht jedes Jahr ein Festspiel stattfindet, sind wir nicht von der Pandemie betrof- fen. Für dieses Jahr war kein Frei- lichttheater geplant, ob nächstes Jahr wieder Aufführungen stattfin- den, ist abzuwarten. Was ist für Sie das Besondere am Freilichtspiel? Rinkl: Das Schönste dabei ist für mich der Zusammenhalt und die Gemeinschaft. Alle Mitwirkenden bringen sich auf ihre Art und Weise ein und lassen dadurch eine Einheit entstehen, die ein einzigartiges Er- lebnis für die Zuschauer schafft. Interview: Cornelia Bottke Angelika Rinkl Foto: Angelika Rinkl Die Festspielgruppe D ie Festspielgruppe ist kein Ver- ein, sondern wird von der Ge- meinde Neukirchen getragen. Alle Einnahmen und Ausgaben werden durch die Gemeinde verwaltet. Die Gruppe besteht aus 80 bis 90 Mit- gliedern, von denen pro Aufführung etwa 50 aktiv auf der Bühne stehen. Ein Mindestalter gibt es nicht, auch Kinder können mitmachen, sind da- bei aber immer begleitet von einem erwachsenen Familienmitglied. Neues Equipment durch schwarze Zahlen Da die Gruppe seit Beginn stets schwarze Zahlen schreibt, konnte immer wieder neues Equipment er- worben werden, sodass dies kom- plett Eigentum der Festspielgruppe ist. Über die Jahre haben sich auch ein Festspielchor sowie eine Fest- spielblaskapelle gebildet, die für das Freilichtspiel eigene Musikstü- cke und Lieder komponieren. Auch in den Pausen werden die Zuschauer mit altem Liedgut von der Kapelle und dem Chor unter- halten. Die Proben für die Auffüh- rungen finden meist von Ostern bis Juni statt und werden von Co-Re- gisseur Johannes Sepaintner koor- diniert. Jedes Gruppenmitglied hat seine Aufgabe, wie zum Beispiel das Schneidern der Kostüme, die Koor- dinierung der Vereine oder die Ge- staltung des Bühnenbildes. Nur durch den Einsatz und die Hingabe jedes Einzelnen ist es der Gruppe bei jedem Stück möglich, dem Zuschauer ein einzigartiges Erlebnis zu bieten. Die Kulisse des Stücks „Hexenzau- ber“: In dieser wurde 2006 und 2007 gespielt. Foto: Angelika Rinkl kreis & quer A ls „Aufwertung des ÖPNV“ hat Bogens Bürgermeisterin An- drea Probst den neuen Bo-Ni-Bus bezeichnet. Der Bus fährt abge- stimmt auf die Zeiten der Gäubo- denbahn. Interessant. Es ist ihr zu wünschen, dass es ihr nicht ergeht wie Landrätin Rita Röhrl, der die Entscheidungsträger in München grad die Waldbahn unterm Hintern wegziehen. Schließlich erfüllt auch die Gäubodenbahn das Kriterium von tausend Fahrgästen nicht... „Im ÖPNV kann man immer et- was verbessern“, hat Landrat Josef Laumer gesagt. Man hat sich ge- dacht, dass gewisse Leute in Mün- chen das offenbar anders sehen (der Am Grünen Tisch Grüne Tisch ist vermutlich nach Ende des Immerwährenden Reichs- tags von Regensburg nach München umgezogen – und, nein, leider hat er mit umweltfreundlicher Politik rein gar nichts zu tun). Und sich noch gewundert, als eine Pressemittei- lung von Umweltminister Thorsten Glauber auf den Schreibtisch flat- terte: „Die Mobilität der Zukunft soll umweltfreundlich und nachhal- tig sein“, hieß es darin. Die Stär- kung des ÖPNV spiele dabei eine wichtige Rolle. Gemeint freilichwar der ÖPNV in München . Vielleicht glaubt der Mi- nister, der Bayerische Wald liegt schon in Tschechien. Oder dass die urigen Waidler noch mit der Pferde- kutsche fahren. Woher soll er es auch wissen: Münchner Entschei- dungsträger verirren sich eher sel- ten hierher. – Und sollte demnächst doch mal einer kommen, dann ver- mutlich höchstens, um in Bogen an den Trägern der Eisenbahnbrücke zu sägen. –map– 8A6LniQo

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=