Heimatzeit Konzell

Montag, 14. September 2020 LANDKRE I S STRAUBING-BOGEN 13 STRAUBING-BOGEN www.straubinger-tagblatt.de Heute im Landkreis Kalenderblatt Seite 14 Veranstaltungen Seite 14 Straubing-Bogen: Drei positive Corona-Tests: Ein Kindergartenkind und zwei Schulkinder ............ 14 Aholfing: Mit etwas Verspätung bekommt auch Aholfing einen neuen Bürgermeister: Johann Busl .. 15 Neukirchen: „Roter Kardinal“ lebt noch immer im Landkreis: Pomologe bestimmt Äpfel und Birnen... 17 Leiblfing: Kita Aitrach-Arche ist ab jetzt im Schulgebäude integriert: Kirchlicher Segen durch Pfarrer Leo Heinrich.............. 19 Bei Fragen zur Zeitungszustellung: Telefon ................ 09421/940-6400 Der direkte Draht zur Redaktion: Telefon.............. 09421/940-4620 Telefax.............. 09421/940-4609 landkreis@straubinger-tagblatt.de Von Klostermönchen gegründet Brauerei Klett vor fast 1000 Jahren erstmals erwähnt – Zustand aus dem Jahr 1867 B eim „Klett-Bräu“ wird nach wie vor Bier gebraut, in ver- schiedenen Sorten, und be- sonders beliebt ist das Märzenbier „Gallner Perle“. Braumeister und Besitzer der Brauerei, Otto Kien- berger, ist für das vielfältige Portfo- lio der Brauerei verantwortlich. Gegründet wurde die Brauerei einst von Mönchen der Klöster Ober- und Niederaltaich und erst- mals erwähnt wird sie in einer Ein- tragung des Bistums Regensburg im Jahre 1128, wobei es um die Zehn- tenberechtigung ging. Im Mittelal- ter war der Gebäudekomplex im Besitz des Adels „Kramer-Klett“ und aus dieser Zeit stammt der bis heute erhaltene Hausname „Braue- rei Klett“. Opfer der Flammen Im 18. Jahrhundert war die Brauerei in Händen der Familie Überle. Anna, eine der vier Töchter, ehelichte den Brauereibesitzersohn Anton Müller, ein gelernter Brau- meister aus der Hallertau, und die Brauerei wurde später von deren Sohn Raimund und dessen Frau Luise übernommen. Ein großes Un- glück kam am 19. August 1866 über die Brauereifamilie, denn ein Teil des Gebäudes fiel durch Brandstif- tung den Flammen zum Opfer. Aber sie wurde in den Jahren 1866/67 wieder aufgebaut, so wie sie im heu- tigen Zustand ist. Über der Ein- gangstür findet man noch eine ent- sprechende Gedenktafel mit der In- schrift: „Unter dem Schutze Gottes sind sämtliche Gebäude, die am 19. August 1866 ein Raub der Flammen wurden, wieder neu aufgebaut wor- den, durch Raimund und Luise Müller, Bierbrauers- und Gutsbesit- zerseheleute am Klett in Konzell und von den beiden H. H. Baumeis- tern Nikolaus Schwanzer von Ha- selbach und Johann Kiesl von Mit- terfels in den Jahren 1866 und 67.“ Wechselnde Besitzer Einige Jahre später und in den folgenden sieben Jahren war die Brauerei im Besitz des Offiziers Jo- hann Dachauer. Nach ihm ist in Konzell die Hauptstraße benannt. Anschließend übernahm der Brau- meister Johann Kellner aus Mün- chen und 1884 erwarb sie der Bauer Jakob Ettl aus Weingarten; er ver- ehelichte sich mit Theres Eckl und aus der Ehe gingen der Sohn Jakob und die Töchter Maria, Hermine, Franziska und Anne hervor. 1909 übernahm die Tochter Hermine Ettl dann das väterliche Anwesen und im Jahr 1928 wurde vorerst letzt- mals Bier gebraut. Da Hermine Ettl nicht heiratete, wurde das Gut 1948 von ihrem Nef- fen Otto Kienberger übernommen. Otto Kienberger baute 1949 die Brauerei neu auf und im Herbst desselben Jahres kam das erste Fass Bier aus der eigenen Brauerei im traditionsreichen Brauereigasthof „Zur Post“ in Konzell wieder zum Ausschank. Otto Kienberger heira- tete Barbara Richter aus Cham. Sie erinnerte sich noch gut an die erste Zeit, als die vollen Bierfässer mit Rossfuhrwerken in die Wirtshäuser gefahren wurden, oftmals aber blie- ben sie im tiefen Schnee stecken und es musste Hilfe geholt werden. Wo früher Pferde waren Die Bierproduktion übernahm anschließend 1985 deren Sohn Otto, ein Diplom-Braumeister. Inzwi- schen ist er verstorben und sein Sohn gleichen Namens, auch Brau- meister von Beruf, führt die Braue- rei in die Zukunft. Im Stall der Brauerei Klett, im Gasthof „Zur Post“ in Konzell, waren früher Post- pferde untergebracht, die die Postil- lione bei ihren Fahrten auswechseln konnten. Rast gemacht wurde auch von sonstigen Fuhrleuten oder Rei- senden, die unterwegs waren auf den Verkehrsadern und Handelswe- gen hinein nach Böhmen oder hi- naus ins Donaugebiet. Rosi Stelzl Die Brauerei Klett wurde in den Jahren 1866 bis 1867 wieder aufgebaut. In diesem Zustand ist sie noch heute. Foto: Rosi Stelzl Heimatzeit in heimatzeit.idowa.de Konzell Das „Dikerl-Wirtshaus“ B is 1980 war der „Dikerl-Wirt“ in Konzell ein gut besuchtes Wirtshaus, Inhaberin war Rosina Dietl, bekannt als die „Dikerl Rosl“. Das Wirtshaus gab es seit 1897, aber es war nicht nur ein Wirtshaus, son- dern zugleich auch ein „Kramerla- den“ und es war eine kleine Land- wirtschaft dabei mit einer Kuh, ei- nem Ochsen und einem Pferd, so er- zählen Dorothea und Rudi Becher, die 1982 das Wirtshaus von ihrer Urgroßtante übernommen hatten. Ein Wirtshaus ist es schon längst nicht mehr, aber noch sehr gut er- halten und stabil, mit Mauern mit fast einem halben Meter Breite. „Früher war sehr viel los bei uns im Wirtshaus, mit Vereinsbällen, Hochzeiten, Kindstaufen, Lei- chenschmaus und besonders auch am Kirchweihtag“, erzählen Doro- thea und Rudi Becher. Sie erinnern sich heute noch ger- ne an diese Zeit zurück, die aber auch mit viel Arbeit verbunden war. Unter dem großen schattigen Kas- tanienbaum an der Vorderseite des Hauses trafen sich die Konzeller im Biergarten und ließen es sich gut ge- hen. Viel los war besonders auch bei den beiden Märk- ten in Konzell, beim „Som- merkirta“ im Juli und beim „Martinimarkt“ im Novem- ber. Die Verkaufsbuden standen – und stehen auch heute noch – dicht vor dem „Dikerl-Haus“ und die Marktbesucher drängen sich durch die Dorfstraße und auch am Dorfplatz bei der Kirche, lassen sich Rosswürstl, Käse, Brezen und vieles mehr schmecken bei einem kleinen „Ratsch“ unter Bekannten. Das frühere Dikerl-Wirtshaus wurde geführt von Rosina Dietl. Foto: Rosi Stelzl kreis & quer B eim großen Bruder war seit Be- ginn des Erwachsenenlebens klar: Seife gibt’s im Supermarkt, sie ist weiß oder gelb, keinesfalls flüs- sig und riecht gar nicht oder höchs- tens nach Zitrone. Er hätte sich bes- tens mit dem einstigen Chemieleh- rer verstanden. Bei der Abiturfahrt stellte der fest, dass er seine Wasch- utensilien daheim vergessen hatte. Als er hörte, dass Schüler in den Su- permarkt wollten, trug er ihnen auf, ihm Seife mitzubringen. „Welche wollen Sie denn?“ „Die billigste.“ Die Schüler rätselten, ob ein Lehrer so wenig verdient, dass er an allem sparen muss. Die Erklärung freilich Perfekt gepflegt war eine andere: „Je teurer, desto mehr künstlicher Duft und sonsti- ger Mist sind da drin. Ich will eine Seife, keinen Chemiebaukasten.“ Frauen freilich mögen gute Düfte. Und des großen Bruders neue Freundin hat jede Menge Döschen, Tuben und Tiegelchen sowie franzö- sische Flüssigseife mit in die Bezie- hung gebracht. Irgendwann hat sie sich, ebenfalls aus Frankreich, noch ein sündteures Fläschchen mit einer Pflegelotion geleistet, von der sie immer nur einen Hauch auf Gesicht und Dekolleté aufträgt. Im Urlaub traf sie fast der Schlag: Ihr Partner steht am Waschbecken, pumpt sich dreimal kräftig Pflegelotion aus dem Spender in die Hände, hält sie unters Wasser und wundert sich, warum’s nicht schäumt. Er kann kein Französisch, und „savon liqu- de“ und „lotion de soin“ schaut halt irgendwie ähnlich aus. Die Freun- din nahm es mit Humor: „Immerhin haben seine Hände dann sehr gut gerochen...“ –map– Früher ein Bahnhofsrestaurant D as Wirtshaus in Konzell, Strei- fenau, war einst, als noch die Eisenbahn fuhr, ein sogenanntes „Bahnhofsrestaurant“, hier konn- ten sich die Reisenden nach an- strengender Zugfahrt oder auch nach einer Postkutschenfahrt stär- ken. Heute ist es ein beliebter Rast- platz für Radler, denn der Radweg führt direkt am Gasthaus vorbei und dieses bietet sich zum Brotzeit- machen und für eine Pause mit ei- nem kühlen, erfrischenden Getränk an. Als Wirtin kümmert sich Conny Werner als Pächterin des Wirtshau- ses seit gut 30 Jahren um die Gäste – auch viele Jahre zusammen mit ih- rem Ehemann Holger, der aber vor einiger Zeit verstorben ist. Das freundliche Wesen von Conny Wer- ner hat schon so manchen Gast et- was länger verweilen lassen. Das Wirtshaus ist eine beliebte Anlaufstelle für Radfahrer. Foto: Rosi Stelzl 8A6LniQo

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