Kliniken & Fachärzte Niederbayern/Oberpfalz 2022

FACHBEITRAG | KREUZBANDVERLETZUNGEN © gorodenkoff – istockphoto.com THERAPIE BEI KREUZBANDVERLETZUNGEN Von Prof. Dr. med. Thore Zantop Die Sportaktivitäten nach den Coronawellen haben sich wieder normalisiert. Zum Glück für die Gesundheitserhaltung der Patienten, leider ist allerdings die Rückkehr zum normalen Sportaktivitätsniveau auch mit einer erhöhten Verletzungsgefahr verbunden. Ich kümmere mich seit über zehn Jahren am sporthopaedicum Straubing um die Sportverletzungen im Kniegelenk. Einer meiner Schwerpunkte der operativen Versorgung ist die vordere Kreuzbandverletzung (VKB). Die meisten dieser Verletzungen erfolgen in einem sogenannten „Nicht-Kontakt“ Mechanismus, das heißt ohne Kontakt zum Kniegelenk selber. Knapp 70 Prozent aller VKB-Rupturen erfolgen in diesem Mechanismus. Studien haben mit Videoanalysen von Spielsituationen gezeigt, dass allerdings bei fast allen dieser Verletzungen eine Veränderung des Bewegungsplanes („cognitiver Störfakor“) vorhanden ist. Dies ist die Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet bei dieser einen Bewegung, die der Sportler schon mehrfach ausgeübt hat – teilweise mehrfach im Spiel – zu einer so schwerwiegenden Verletzung kommt. Ein direkter Kontakt eines Gegenspielers zum Kniegelenk selber besteht laut Studienlage nur in 30 Prozent der Fälle. Am sporthopaedicum werden diese Kniegelenkverletzungen neben mir außerdem von Prof. Dr. Strobel, Prof. Dr. Angele und Prof. Zellner versorgt. Im Fokus der Behandlung Aktuell scheinen zwei Hauptdetails in den Focus der Therapie von VKB-Verletzungen gerückt zu sein: / / Die Analyse von Begleitverletzungen / / Neuromuskuläre Aspekte bei der operativen und postoperativen Versorgung Bei den Begleitverletzungen ist das Auftreten von Meniskusrissen vermehrt aufgefallen. Neben den klassischen Longitudinalrupturen sind sogenannte Rampenrupturen mit einer starken Beeinträchtigung der biomechanischen Belastung verbunden. Bei diesen Rupturformen handelt es sich um eine Läsion der meniskalen Aufhängung im posteromedialen Kapselbezirk. In der klinischen Untersuchung schwer von einem typischen MCL-Schmerz mit Druckschmerz im posteromedialen Tibiabezirk zu differenzieren, ergibt die umsichtige Analyse der T2-gewichteten MRT-Bilder einen Verdacht auf eine solche Läsion. Dieser schwer zugängliche Meniskusbereich muss dann bei der arthroskopischen Operation dringend dargestellt werden. Eine instabile Meniskusläsion führt zu einer sehr VKB-Rekonstruktion in Augmentationstechnik 84

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=