Kliniken & Fachärzte Niederbayern/Oberpfalz 2022

Koloskopie: schonend und effizient Die Darmspiegelung wird in der Regel unter einer leichten Narkose oder nach Gabe von Beruhigungsmitteln durchgeführt, so dass der Patient davon gar nichts bis wenig merkt. Bei dem endoskopischen Verfahren wird ein dünner, sehr biegsamer Schlauch mit einer Kamera durch den After eingeführt. Das Endoskop sendet seine hochauflösenden Bilder aus dem Inneren des Darms an einen Computer, sodass der Gastroenterologe am Bildschirm genau sehen kann, wie die Darmschleimhaut aussieht. Polypen, die Krebsvorstufen Der untersuchende Arzt achtet bei der Koloskopie besonders auf Wucherungen des Gewebes im Darm. Sogenannte Adenome, eine Polypen-Art der Schleimhaut, werden nach ihrer Entdeckung postwendend entfernt. Dazu führt der Arzt winzige Instrumente durch den Schlauch ein. Die starke optische Vergrößerung des Endoskops ermöglicht ihm millimetergenaue Eingriffe im Darminneren. Lassen sich alle Adenome – mögliche Vorstufen bösartiger Karzinome – vollständig entfernen, ist die Darmkrebsgefahr fürs erste gebannt, denn Darmkrebs entwickelt sich meist im Lauf einiger Jahre aus zuvor gutartigen Polypen. Allerdings sollte die Darmspiegelung dann – abhängig von der feingeweblichen Untersuchung – in einem gewissen Zeitraum, meist nach drei bis fünf Jahren, wiederholt werden. Sind Adenome vorhanden, die nicht komplett entfernt werden können, entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe und lässt sie mikroskopisch untersuchen. Selbst wenn diese Untersuchung ergibt, dass das Adenom bereits bösartige Zellen gebildet hat, stehen die Chancen gut: Etwa neun von zehn Patienten mit der Diagnose Darmkrebs können geheilt werden, wenn die Krankheit im Frühstadium erkannt wird. Sichtbarer Erfolg der Darmkrebs-Vorsorge Obwohl die Deutschen immer älter werden und häufiger übergewichtig sind, sinkt die Zahl der Neuerkrankungen ebenso wie die Sterberate. Laut Statistik des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut sind die altersstandardisierten Sterberaten bei beiden Geschlechtern zwischen 2004 und 2014 um mehr als 20 Prozent gesunken. In einer Studie (GEDA 2014/2015-EHIS) gaben 57 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen ab 55 Jahren an, dass sie sich im selben Zeitraum einer Darmspiegelung unterzogen hatten. Das Robert Koch-Institut sieht einen direkten Zusammenhang: „Diese Entwicklung wird auch als positive Folge der Früherkennungskoloskopie gewertet, die im Jahr 2002 eingeführt wurde.“ Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) kann durch die Vorsorge-Darmspiegelung „die Mehrzahl der Fälle von Darmkrebs verhindert werden“. Eine DKFZ-Studie von 2017 ergab außerdem, dass es bei der Vorsorge-Koloskopie sehr selten zu Komplikationen kommt (0,38 Prozent der Fälle) und auch das nur, wenn dabei fortgeschrittene Krebsvorstufen oder bösartige Tumoren entfernt werden. DARMKREBSVORSORGE | FACHBEITRAG PD Dr. med. Claudia Ott ist als Gastroenterologin eine ausgewiesene Expertin in der Behandlung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. © Rapeepat – stock.adobe.com 39

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