Kliniken & Fachärzte Niederbayern/Oberpfalz 2022

FACHBEITRAG | MEDIATION IM BEREICH HEILBERUFE KONSENS FINDEN — KOLLEKTIV PROFITIEREN Eine Mediation verbessert Zusammenarbeit und Zusammenleben auf Augenhöhe Oswald Zimmer Rechtsanwalt und Mediator Wirtschaftliche Schwierigkeiten, häufig geänderte Vorschriften, kurzfristige Umplanungen, fehlendes Personal aufgrund von Quarantäne oder Krankheit, gegensätzliche Meinungen – diese Liste an möglichen Konfliktherden ließe sich gerade in Zeiten der Corona-Pandemie problemlos fortsetzen. Die übermäßige Belastung der Kräfte hat insbesondere im medizinischen Umfeld die Menschen physisch und emotional ausgelaugt und den Fachkräftemangel noch verstärkt. Konflikte im Gesundheitswesen können beispielsweise entstehen zwischen / / Krankenhausleitung, Ärzten und Pflegepersonal / / Ärzten, Personal und Patienten, Angehörigen / / Partnern in Gemeinschaftspraxen und Medizinischen Versorgungszentren Im Bereich der Medizin ist das Verfahren der Mediation (noch) wenig verbreitet, doch viele Einsatzmöglichkeiten sind denkbar. Schließlich regeln Verträge oft nicht das, was langfristig zum Konflikt wird. So waren schon immer (medizinische) Vorstellungen, die Arbeitsgeschwindigkeit und -einstellung sowie Stress und Finanzfragen Themen, die zu Unstimmigkeiten führen können – in jedem Unternehmen. Zu organisatorischen und wirtschaftlichen Sorgen kommen Emotionen wie Wut und Enttäuschung. So kann etwa eine Kündigung rechtens sein und dennoch ungerecht. Brückenbauer zwischen den Beteiligten Die Mediation als außergerichtliches Konfliktbearbeitungs- und Streitschlichtungsverfahren ist vom Gesetzgeber als sinnvoll anerkannt und grundlegend geregelt. Ein Mediator ist bei den Gesprächen aller Beteiligten Vermittler und sorgsamer Unterstützer. Er sorgt dafür, dass die Probleme aller Parteien gehört werden – auf Augenhöhe. Er spricht mit beiden Seiten und klärt Konflikte, bevor die Fronten sich verhärten, Feindbilder entstehen und Gefühle zur Belastung werden. Das hat sich sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld in der Mediation von Familien bewährt. Aus meiner 15-jährigen Praxis als Mediator kann ich sagen, dass nicht nur Kosten und Zeit für Rechtsstreits damit gespart werden. Beide Parteien wahren ihr Gesicht und haben nicht das Gefühl als „Verlierer“ aus dem Konflikt herauszugehen. Dies hat weitreichende Konsequenzen. Wenn beide Parteien sich am Ende einer Mediation die Hand reichen können und keine „verbrannte Erde“ zurückbleibt, steht zum Beispiel einem eventuellen weiteren Arbeitsverhältnis zwischen beiden in der Zukunft nichts im Wege. Familien können als Einheit weiter funktionieren. Wie läuft eine Mediation ab? Als Mediator nutze ich die in meiner umfassenden Ausbildung erlernten Gesprächs- und Interventionstechniken, das Mittel der Supervision sowie eine Konfliktanalyse. Bei einem Informationstermin klären wir offene Fragen und handeln Bedingungen aus, bevor Sie sich für ein sogenanntes Mediationsverfahren entscheiden. Darin erarbeiten dann alle Beteiligten freiwillig, eigenverantwortlich und gemeinsam eine Lösung. Gegenseitige Offenheit und Informiertheit werden als Grundvoraussetzungen für einen fairen Gesprächsablauf vereinbart. Das Ziel ist es, eine nachhaltige Lösung zu finden, in der sich alle Beteiligten wiederfinden. Diese schließen sozusagen für einen konkreten Fall ein Arbeitsbündnis. Zu Beginn vereinbaren alle einvernehmlich eine Themenliste und ordnen diese nach Priorität. Ist das Thema geklärt, schildern die beteiligten Parteien ihr Bedürfnisse. Ein Brainstorming zum möglichen Vorgehen und schließlich konkrete Lösungsformulierungen folgen. Die 196

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