Kliniken & Fachärzte Niederbayern/Oberpfalz 2022

FACHBEITRAG | FEHLENTWICKLUNG DES ZAHNSCHMELZES Lustige Helfer bringen Kindern die richtige Zahnpflege näher. MIH: FEHLENTWICKLUNG DES ZAHNSCHMELZES Von Dr. Frederike Schenke Wenn der Zahnwechsel ansteht, ist das für Kinder und Eltern eine aufregende Zeit. Gut, wenn alles problemlos klappt und die bleibenden Zähne gesund wachsen. Doch es kann leider auch ein anderer Fall eintreten. Schneidezähne und erste Backenzähne können schon verfärbt und porös durch den Kiefer brechen und stellen Eltern vor ein Rätsel, besonders wenn großer Wert auf Zahnpflege gelegt wurden. Die Zahnkrankheit MIH ist in der Öffentlichkeit völlig unbekannt, doch weit verbreitet: Zehn Prozent der Kinder ab sechs Jahren leiden in Deutschland unter der Zahnkrankheit mit dem komplizierten Namen Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Die ersten bleibenden Backenzähne (Molaren) und oft auch die bleibenden Schneidezähne (Inzisiven) haben dabei einen zu geringen Mineralgehalt. Die Folge: Der Zahnschmelz der betroffenen Zähne ist zu weich und verfärbt. Schon der Zahn-Kontakt mit heißen oder kalten Speisen und Getränken sowie der sanfte Druck einer Zahnbürste tut den jungen Patienten wirklich weh. Das macht sie leicht zu schlechten Essern und führt zu mangelnder Zahnhygiene. Vorbeugung ist nicht möglich Eltern, deren Kinder mit schmerzenden, dreckig aussehenden Zähnen in die Praxis kommen, haben oft ein schlechtes Gewissen – selbst wenn sie alles für die Zahngesundheit ihrer Kinder getan haben: gesunde Ernährung, gute Zahnpflege. Gegen MIH hilft das alles nicht. Selbstvorwürfe sind also fehl am Platz. Die Ursachen des weltweit auftretenden Phänomens sind bisher ungeklärt. Zumindest der Zeitpunkt, an dem die Fehlentwicklung ursprünglich entsteht, kann aber eingegrenzt werden: Der Schmelz der betroffenen Zähne bildet sich zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem dritten Lebensjahr. Unter Verdacht der Forschung stehen daher bisher pränatale Faktoren wie eine Erkrankung der Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel, außerdem Frühgeburten sowie ein zu geringes Geburtsgewicht. Gendefekte, die Dioxinaufnahme aus der Muttermilch, Bisphenol A aus Dr. Frederike Schenke 162

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