Kliniken & Fachärzte Niederbayern/Oberpfalz 2022

SCHLAFAPNOE | FACHBEITRAG © lightpoet; ansehnlich@web.de – stock.adobe.com Viel leichter zu therapieren ist die obstruktive Schlafapnoe. Obstruktiv heißt so viel wie behindernd, erschwerend oder hemmend. Hier stellt sich dem Atem tatsächlich ein Hindernis in den Weg. Das können – wie bereits erwähnt – zu große Mandeln sein, erschlaffte Muskeln, Fettgewebe oder schlicht die eigene Zunge. Da im Schlaf die Muskeln sich automatisch entspannen, kann besonders bei Rückenschläfern die Zunge in den Rachen rutschen und die Atemwege versperren. Auch bei Übergewichtigen und Menschen mit häufigem Alkoholkonsum ist das Risiko für Atemaussetzer in der Nacht erhöht. Die Therapie Zahnmedizinisch lassen sich sowohl gesundheitlich unbedenkliches Schnarchen als auch leichte und mittelschwere Formen der Schlafapnoe effektiv behandeln. Dafür stehen verschiedene Systeme von sogenannten Schnarcherschienen zur Verfügung – die treffender eigentlich Anti-SchnarchSchienen heißen sollten. Alle funktionieren nach demselben Prinzip: Sie sorgen dafür, dass Zunge und Unterkiefer im Schlaf sanft nach vorne geschoben werden. Deshalb nennen sich diese Schienen medizinisch auch Unterkieferprotrusionsschienen. Durch den Vorschub des Unterkiefers wird der Atemweg freigehalten und gleichzeitig wird das Gaumensegel gestrafft, was den Durchgang für die Luft zusätzlich vergrößert. Das Gaumensegel, das zuvor im Luftzug des Atems flatterte und Schnarchgeräusche produzierte, gibt nun Ruhe. Der Atem kann frei fließen, der Atmende ruhig und erholsam schlafen. Entscheidend ist, dass vor jeder Therapie eine gründliche Untersuchung durch einen Schlafmediziner stattgefunden hat. Nur mit der Bestätigung des Schlafmediziners, dass sich Form und Schwere der obstruktiven Apnoe für die Behandlung mit einer Unterkieferprotrusionsschiene eignet, kann eine Behandlung sicher durchgeführt werden. Auch der Therapieerfolg muss regelmäßig in Zusammenarbeit mit einem Schlafmediziner überprüft werden. Unterschiedliche Schienenarten Die Unterkieferprotrusionsschienen werden ähnlich wie Knirscherschienen oder herausnehmbare Zahnspangen getragen. Es gibt zwei verschiedene Grundtypen: Monoblock-Schienen und Biblock-Schienen. Bei Typ eins besteht die Schiene aus einem festen Block für Ober- und Unterkiefer und kann nicht verändert oder angepasst werden. Deshalb kommt in der modernen Zahnheilkunde vor allem die Biblock-Schiene zum Einsatz. Hier sind eine Unterkieferschiene und eine Oberkieferschiene durch verschiedene Elemente miteinander verbunden, im Foto (Mitte) zum Beispiel durch Teleskoparme an der Seite. Ein großer Vorteil des Zweischienensystems ist, dass es flexibel bleibt. Führt die erste Einstellung noch nicht ganz zur Schnarchfreiheit, kann – im Rahmen der maximalen Beweglichkeit des Unterkiefers – stufenlos nachjustiert werden, bis die Öffnung der Atemwege genau passt. Qualität aus dem Zahnlabor Günstige Schnarchschienen bekommt jeder mit einem Klick im Internet. Ob Monoblock oder Biblock, die einfachen Schienen gibt es in standardisierten Größen. Das heißt, sie sind nicht an Ihre individuelle Mundsituation angepasst. Wer jedoch ohne zahnärztliche Beratung mit einer Schnarcherschiene experimentiert, riskiert mehr Schaden als Erfolg. Auf Dauer drohen Fehlstellungen des Kiefers (eine Craniomandibuläre Dysfunktion) und der Zähne, schnell können sich Muskelverspannungen und Schmerzen im Kiefer-, Kopf- und Nackenbereich einstellen. Daher rate ich zu professionell angefertigten Schienensystemen aus dem Zahnlabor. Sie werden nach einem digitalen oder manuellen Gebissabdruck aus hochwertigem, biokompatiblen Kunststoffkomposit individuell für Sie angefertigt und sitzen perfekt. Auch hier gibt es verschiedene Modelle. Welches zu Ihnen passt, sollten Sie mit ihrem Zahnarzt besprechen. Langsam beginnen Auch an individuell angepasste Schienen muss man sich erst gewöhnen. Das gelingt am besten, wenn man die Schiene nicht gleich in der Nacht einsetzt, sondern zunächst nur vor dem Schlafengehen für rund 15 Minuten. Die Zeit können Sie jeden Abend steigern, bis Sie die Schiene eine Stunde lang beschwerdefrei tragen können. Dann sind Sie bereit für den Schieneneinsatz in der Nacht. Durch die Flexibilität der Biblock-Schienen kann man auch erst mit einem leichten Vorschub des Unterkiefers beginnen, der das Schnarchen zwar noch nicht ganz abstellt, aber die Eingewöhnung erleichtert. Später lässt sich die Schiene dann in der Praxis nachstellen. Ohnehin sollten Sie jedes halbe Jahr Ihre Schnarcherschiene zur Kontrolle zur zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung mitbringen. Ausführliche Tipps zur Anwendung und Pflege der Unterkieferprotrusionsschiene erhalten Sie in unserer Praxis. 153

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