NiederbayernTV Magazin

40 Sie wohnen in einem Dorf mit ein paar hundert Einwohnern? Dann kennen Sie womöglich die folgende Problematik: Viele Geschäfte, die es noch vor zehn, elf Jahren im Ort gab, sind heute verwaist. Für immer geschlossen. Tante-Emma-Läden, in denen die Meier Gerti noch höchstpersönlich hinter der Theke steht und dem Bub und Mädel einen Lutscher schenkt: Vergangenheit. Freie, privat betriebene Tankstellen, die ein paar Cent günstiger sind als „die Großen“: weg. Und urige Wirtshäuser, in denen es am Dorfstammtisch feucht-fröhlich zugeht: nix mehr da. Geshoppt wird beim Internetriesen, der mit „A“ anfängt und mit „n“ aufhört. Lebensmittel kauft man im großen Supermarkt in der Stadt – und wenn man schon mal „drin“ ist, tankt man auch gleich das Auto voll. Und zum Essen geht man in den großen Biergarten oder zum edlen Italiener. Geschäftesterben auf dem Land Das Geschäftesterben hat auch in Ganacker, im Kreis DingolfingLandau, nicht Halt gemacht. Doch so mir-nix-dir-nix die Sache hinnehmen? Da hat die Dorfgastronomie aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das ehemalige Gasthaus Moser mag zwar am 1. Mai 2018 für immer seine Pforten geschlossen haben, doch anderthalb Jahre später kam wieder Bewegung in die rustikalen Räumlichkeiten in der Kirchstraße 17. Ein paar hoch engagierte Dorfbewohner gründeten den Kultur- und Förderverein Ganacker e.V. Auf Neudeutsch gesagt war es mal der ultimative Hotspot, der „place to be“ und die In-Location von Ganacker: das Moser-Wirtshaus. 1939 die Eröffnung durch den Moser Hias und seine Kreszenz, die beide vom Bayerischen Wald nach Ganacker kamen und es 30 Jahre später an ihren Sohn Matthias übergaben. Von den 1970er Jahren bis zu den Anfängen der 2000er erlebte das Gasthaus Moser seine Blütezeit. Feierliche Bälle, unvergessliche Geburtstagsfeiern, einzigartige Hochzeiten. Außerdem war es das Stammlokal des Sportvereins, des Krieger- und des Schützenvereins sowie der Feuerwehr. Doch dann kam der Frühling 2018 – und das Traditionswirtshaus war plötzlich zu. Der Betreiber in mittlerweile dritter Generation konnte und wollte seine Festanstellung bei einem automobilen Weltkonzern nicht aufgeben. Und das Dorfhaus als alleinige Einnahmequelle fortführen – das hätte sich wohl auch nicht gelohnt. „Endlich rührt sich wieder was!“ So kommt der Kultur- und Förderverein Ganacker e.V. ins Spiel. In einer Übergangsphase von ca. anderthalb Jahren, in der der Sportverein das Gasthaus in Absprache mit der Gemeinde weiterbetrieb, taten sich motivierte Dorfbewohner zusammen und gründeten im September 2019 den neuen Verein. Mit dem Ziel, die „Dorfler“ wieder an einen Tisch zu bringen. „Dass sich endlich wieder was rührt“, könnte man sagen. Und es rührt sich so einiges seit mittlerweile vier Jahren. Dank des immensen Zusammenhalts aller Beteiligten gibt es in Ganacker wieder eine feste Anlaufstelle, in der jeder willkommen ist. „Wir kümmern uns darum, dass in Dorfhaus Ganacker Kultur- und Förderverein macht sich fürs Gemein(de)wohl stark © Archiv Dorfhaus Ganacker

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