Landshuter Stadtmagazin

Veronika Zeritsch war ein junges Mädchen, dasman am treffendsten als „arme Seele“ bezeichnen könnte. Eigentlich schienen die Voraussetzungen für ein beschauliches Leben auch im 18. Jahrhundert für sie sehr gut: Sie stammte aus wohlsituierten Verhältnissen, war Tochter eines Bortenmachers, die Familie war in Landshut hoch angesehen und stellte sogar diverse Ratsmitglieder. Doch das Schicksal schien es nicht gut mit ihr zu meinen. Der Vater verstarb früh, da war sie gerade mal acht oder neun Jahre alt. Die Mutter heiratete erneut, lebte aber auch nur noch eine kurze Zeit, worauf der Stiefvater Veronika innerhalb von wenigen Wochen aus dem Haus jagte. Die letzte Hexe Noch im 18. Jahrhundert galt in Landshut vermeintliche Zauberei als Schwerverbrechen Von Petra Scheiblich So beginnt die schicksalshafte Geschichte der Veronika Zeritsch. Wie sah die Umgebung aus, in der das junge Mädchen aufwuchs? Bäuerlich auf jeden Fall. „Landshut war aber auch sehr klösterlich geprägt“, sagt Dr. Mario Tamme, Historiker und stellvertretender Leiter des Stadtarchivs. Dazu war es Regierungssitz, was bedeutete, dass man dort die Hochgerichtsbarkeit ausübte, also auch schwere und Schwerstverbrechen bestrafen konnte. So kam es, dass es in den 50er-Jahren des 18. Jahrhunderts gleich vier Prozesse wegen Verdachts auf Hexerei in Landshut gab. Dennoch war Landshut keine Hochburg der Hexenverfolgung. Insgesamt gab es in der Neuzeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert lediglich 41 solcher Verhandlungen, elf davon endeten mit einer Hinrichtung. Nachdem Veronika sich eine Weile durch Betteln über Wasser gehalten hatte, kam sie bei einer Cousine in Straubing unter. Man hielt Veronika aber offenbar für zu problematisch und schickte sie bald nach Landshut ins Heilig-Geist-Spital, das zu dieser Zeit auch als Waisenhaus der besseren Leute diente. Von dort wurde sie von einer feinen Dame als Kindermädchen angeheuert. Dachte sie, sie könne sich dieser anvertrauen? Eines Nachmittags jedenfalls führte das Mädchen seine Herrin „Zwischen die Brücken“, also auf die Mühleninsel, und zeigte ihr ein Geheimnis: drei Hostien, die sie eigenhändig dort vergraben hatte. Womit das Unheil seinen Lauf nahm. Die Dame war entsetzt, handelte es sich doch bei Hexentanz mit dem Teufel: Der Phantasie rund um Zauberei und böse Geister waren noch im 18. Jahrhundert keine Grenzen gesetzt. Fotos: © Museen der Stadt Landshut, BSB München Res/4 Phys.m.111,17, acrogame - stock.adobe.com, Archivist - stock.adobe.com, 4zevar- stock.adobe.com 28 | Historisch

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