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63 innerhalb von einer Woche im Laden. Und überhaupt: Da organisiert man alles, sucht die für sich perfekten Räumlichkeiten, kümmert sich um die Einrichtung, kauft Schaufensterpuppen, Kleiderstangen & Co., sorgt mit Deko für eine gemütliche Atmosphäre, weitab vom Kaufhausstil – und dann das! Aber: Melanie hat sich nicht lumpen lassen und ihren Traum weiter verfolgt. Wäre doch gelacht, gleich zu Beginn das Ende einzuläuten! Nix da! So kam's, dass Melanie heute, fast vier Jahre später, auf erfolgreichen Beinen steht und das mit Passion umsetzt, was sie von der Pieke auf gelernt hat. Mit Mut und Eigeninitiative zum Erfolg „Eigentlich“, hakt Melanie ein, „hab' ich als junges Deandl ja zunächst eine Lehre bei BMW gemacht, im Lager. Aber mit den Jahren merkte ich immer mehr und mehr: Des is' nix für mich. Vor allem die Schichtarbeit war ein Graus für mich. Es ist vieles zusammengekommen, was mich irgendwie in die Knie gezwungen hat, und ich bin zunehmend unglücklicher geworden. Ich war so Mitte 20, als ich dann für mich gesagt habe: Wenn'st jetzt nix änderst, änderst gar nix mehr!“ Und so hat sich Melanie erkundigt. Sie stellte sich Fragen wie: Was kann ich machen? Was will ich machen? Welchen Job könnte ich ausführen, den ich jeden Tag mit Freude ausübe? „Das Schlimmste“, so Melanie, „ist für mich, morgens mit Bauchweh aufzusteh'n und in die Arbeit gehen zu müssen – mit Betonung auf 'müssen'.“ „Den Kindheitstraum ausleben?“, grübelte Melanie damals. „Hm, wäre zu schön, um wahr zu sein. Aber trau' ich mich das?“ Melanie hat sich getraut. Sie bewarb sich an einer Modeschule in München – und zack! Erhielt sie die Zusage. Und noch mal zack: Sie kündigte bei BMW und ist in die bayerische Landeshauptstadt gezogen. Nach drei Jahren hatte Melanie ihren Abschluss in der Tasche. Es folgten diverse Praktika in den Bereichen Design, Styling, Verkauf. „Ich hab' überall reingeschnuppert und Erfahrungen gesammelt. Und das war eine gute Entscheidung, denn so konnte ich viele Eindrücke sammeln und mich dann auch letzten Endes beruflich auf das Thema festlegen, das mich am meisten interessierte.“ „Und das war?“, wollte ich neugierig wissen. „In einem Wort: Tracht.“ Melanie lacht herzlich. „Es war vor so ungefähr zwölf Jahren, als ich mit dem Studium fertig war und als ich mich auf dem Modemarkt mal in Sachen Tracht umgeschaut habe. Das war alles so opulent, mit viel Glitzer. Total überladen und somit alles andere als mein Geschmack. Ich hab' damals Waschdirndl getragen, also Dirndl, wie sie ganz früher modern waren. Und dann kam mir die Idee: Die Schnitte von früher aufgreifen und mit modernen Stoffen neu und stilgerecht interpretieren. Sozusagen Tradition trifft auf Moderne. Und allein diese Vision, diese Idee ist dann tatsächlich so gut angekommen, dass ich begonnen habe, für Freunde Tracht zu nähen.“ Doch damit nicht genug. Melanie hat endgültig der Ehrgeiz gepackt und witterte ihre große Chance: Den Wunsch, etwas Eigenes zu machen, in die Realität umzusetzen. Und jetzt sind wir wieder am Anfang dieses Artikels: Ausschau nach einer Ladenfläche halten, die optimale Größe finden, sich um die Einrichtung kümmern. Und im April 2020 sollte eröffnet werden. Sollte ... Corona mal schön den Stinkefinger gezeigt ... Januar 2024. Ich stehe in einem Laden, der mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist. Schicker Parkettboden, dezente Farbgestaltung an den Wänden, das Logo mit dem Namen „Vui Gfui“ direkt im Eingangsbereich, rechts daneben eine Art Theke. Melanie bietet „meiner“ Kamerafrau Michi und mir Kaffee an, den wir gerne und dankend annehmen. „Corona hat dir zwar den Mittelfinger gezeigt“, schmunzle ich, „aber du hast dich nicht verunsichern lassen.“ „Ich wüsst' auch gar nicht“, so Melanie, „was ich sonst machen soll. Und aufgeben ist nichts für mich.“ Und dann: Zack, Melanie hat es geschafft, hat die Zeit der Pandemie überstanden und führt ihr eigenes Geschäft hautpberuflich. Nebenberuflich ist sie, wenn man das so ausdrücken möchte, noch Ehefrau und zweifache Mama. Und fröhlich und gut gelaunt blickt sie in die Zukunft. Ich will wissen: „Die ganzen Dirndl, die hier hängen, sind alle von dir?“ Und sie: „Ja, genau. Die Dirndl, die Röcke, Blusen und Leiberl. Es gibt aber auch Sachen, die ich hinzukaufe, um das Sortiment einfach abzurunden. Lederhosen, Strickjacken, Hemden. Auch Accessoires, Karten, Seifen, Taschen, Schuhe, Strümpfe etc. gibt es hier. „Was ist denn das Besondere an deinen Dirndl?“, kommt meine modebewusste Kamerafrau mit einer Frage um die Ecke. „Ich versuche stets, Wiedererkennungsmerkmale designtechnisch umzusetzen“, und zeigt auf eine typische Schließe, die an einer Schürze vom Dirndl befestigt ist. „Du stellst aber weder Unikate noch Massenware her“, zähle ich eins und eins zusammen. „Denn ich sehe von jedem Dirndl nur wenige gleiche Stücke.“ „Richtig. Mein Sortiment ist nicht groß. Ich biete eine kleine Stückzahl an, so 16 bis 17. In den Größen zwischen 32 und 44. Dann ist es auch immer noch etwas Besonderes, und womit nicht jede Zweite im Landkreis rumrennt.“ Bild: © Torsten Widua

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