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59 Zwei Wochen später. Auch beim heutigen Termin dreht sich alles umMusik. Allerdings nicht um Retro-Mucke aus den 90er Jahren, sondern um zeitgemäßere. Und auch die kann ordentlich Wumms haben. Ich habe nämlich im „Haus der Musik“ in Bruckberg die liebe Kathi getroffen. Katharina Meyer heißt sie eigentlich, aber schon vorab am Telefon stellte sie sich mit „I bin de Kathi“ vor. Das Eis war somit direkt gebrochen. Und die Kathi, die spielt Trompete. Nicht allein für sich im Kellerverschlag oder so, nö. Zusammen mit acht weiteren Mädels bzw. jungen Frauen mischt sie in der Trompeten-, Posaunen- und Tuba-Kombo namens Desperate Brasswives die bayerische und österreichische Festivalszene auf. Achtung, liebe Leser. Es wird laut! 8:1. Nein, das ist nicht der Endstand der Straubing Tigers, die ihren Siegeszug fortsetzen. Es ist das – zugegeben – recht ungleiche Mischungsverhältnis Frau zu Mann bei der Band Desperate Brasswives. Was mich zu folgender Frage führt: Wieso ein Mann? Oder: Wieso nur ein (!) Mann in der Band? „Wir hatten schon immer einen Schlagzeuger, quasi einen Quotenmann. Ansonsten sind wir acht bzw. neun Frauen, denn die Tuba ist doppelt besetzt und wird entweder von Anna-Maria oder von Bernadette gespielt. Und wieso wir nur eigentlich einen Mann auf der Bühne haben? Wenn wir auf der Bühne stehen, geht es uns um die Musik und nicht, welches Geschlecht vertreten ist.“ Welches Konzept steckt hinter Eurer Band und wie kam der Bandname eigentlich zustande? „Wir spielen Pop und Rock auf Blechblasinstrumenten – also Brasspop – und hauen partytauglichen FestivalSound unters Feiervolk. Wir haben Coverversionen sowohl aktueller Hits wie 'High Hopes' im Programm, als auch auch Klassiker wie 'Skandal im Sperrbezirk' von der Spider Murphy Gang oder 'Schrei nach Liebe' von den Ärzten, somit ist für alle im Publikum etwas dabei. Wir hatten mal Bock, selbst etwas zu schreiben und haben uns im letzten Sommer auf einer Hütte getroffen. Und was raus kam: Unser erster eigener Song 'Heat the Beat'. Den kann man sich bei unseren Liveauftritten und auch bald auf Spotify & Co. anhören, neben unserer bereits erschienen EP ‘Brass up your Life'. Pro Jahr haben wir gut 20 Auftritte, vor allem in Bayern und Österreich: auf Festivals, Zeltfesten oder eigenen Konzerten. Wir waren zum Beispiel schon mal Vorband von LaBrassBanda, haben auf demWoodstock der Blasmusik, dem Musikprob Festival Pfullendorf und auf der Brasswiesn in Eching gespielt, aber auch in der Therme Erding oder in der Aufsteiern Fernsehshow. Es ist immer ein buntes Programm geboten, heuer sind wir bei Brass Palmas, einem Blasmusik-Festival in Kroatien, aber auch bei einem Oktoberfest in den Niederlanden vertreten. Und der Name ... Der hat mit der ähnlich klingenden Serie nichts zu tun, die hab' ich ehrlich gesagt nie geschaut. Der Name kam damals im Studium auf und ist dann irgendwie hängenbelieben.“ Und wie und wann entstanden die Desperate Brasswives? „Wir haben uns beim Meisterkurs 'Bläserurlaub Bad Goisern' in Österreich kennengelernt. Das hat sich zufällig ergeben. Mich hatten drei Mädels gefragt, ob man nicht zusammen spielen wollte. Wir brauchten für unser Vorhaben allerdings noch eine Tuba. Gut, dass ich mit Anna-Maria in der gleichen Ferienwohnung gewohnt habe. Wir haben dann zwei, drei Lieder geprobt und kurz darauf direkt mal performt. Und das kam so gut an, dass wir da drangeblieben sind. Die Gruppe wuchs und wuchs im Laufe der nächsten Zeit. Und heute sind wir Mädels aus Bayern und Österreich. Ich komme aus meiner niederbayerischen Heimat Niederbayern, genauer gesagt aus Vilshofen, es sind aber auch Oberbayern, Oberösterreich, Niederösterreich, die Steiermark, das Burgenland und das Salzburger Land vertreten. Anfangs waren wir noch klassisch unterwegs, wobei wir schnell in die Popschiene gewechselt sind. Und somit spielten wir im Februar vor dem Lockdown, also vor genau vier Jahren, unser erstes Konzert. Damals in der Steiermark.“ Seid Ihr rein instrumental unterwegs? „Nein, die beiden Posaunistinnen singen auch. Generell ist unser Programm ganz bunt gemischt, mal instrumental, mal mit Gesang, aber immer abwechslungsreich, auch mit Showeinlagen und Choreografien, bei denen das Publikum mitmachen kann. Das erfordert viel Kraft, Atem und Ausdauer. Zudem stehen wir ja auch nicht starr auf der Bühne. Wenn wir live on stage sind, dann geht es also richtig ab!“ Mit der Band habt Ihr quasi Euer Hobby zum Beruf gemacht: Musik. „Nicht nur mit der Band, sondern generell. Denn wir haben alle Musik studiert und verdienen unseren Lebensunterhalt mit Musik. Zum einen mit der Band, zum anderen arbeiten wir alle in dem Bereich. Manche sind Musikschullehrerinnen, und ich bin zum Beispiel Musik- und Mathelehrerin. Musik begleitet mich schon fast mein ganzes Leben lang, seit der ersten Klasse spiele ich nämlich schon Trompete. Damals hat man auf dem Dachboden unserer Kirche alte Instrumente gefunden und dann wurde holterdipolter beschlossen: Wir gründen eine Blaskapelle. Meine Mama hat mich direkt angemeldet. Ich sollte den Part der Querflöte übernehmen, doch der Musiklehrer winkte ab und meinte, dass er nur Blechblasinstrumente lehren würde. Und so kam ich zu meiner Trompete und könnte es mir ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Mittlerweile besitze ich eine Reihe dieser Instrumente, angefangen von der roten Plastiktrompete, die ich immer bei den Festivals dabei habe, bis hin zur Jazz-Trompete und Piccolo-Trompete. Für die Blasmusik habe ich natürlich ein Flügelhorn, es gibt aber auch eine Zugtrompete in meiner Sammlung – und eine Lampe, die wie eine Trompete aussieht, habe ich auch daheim. Zählt die auch?“

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