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36 Jetzt heißt Dein Theater ja „Dr. Döblingers geschmackvolles Kasperltheater. Wer in aller Welt ist dieser Dr. Döblinger? Das ist der Namensgeber und Schirmherr. Und gerade bei so einem nassen Schmuddelwetter wie heute ist es immer gut, einen Schirmherrn zu haben. Ha-ha. Aber der Dr. Döblinger ist heute nicht da. Der ist in den USA, wo er in Chicago eine Professur für Dynamitfischen und rhythmische Gymnastik hat. Ganz schön schlagfertig. Das gefällt mir. Aber gut, diese Frage wurde Dir ja bestimmt nicht zum ersten Mal gestellt. Nächste Frage: Wie lange machst Du das eigentlich schon? Also, geboren bin ich 1960 in Niederbayern. Das Kasperltheater hab' ich vor über 30 Jahren ins Leben gerufen und spiele es zusammen mit meinem Partner Richard Oehmann. Damals, als wir noch jung waren ... oh mei, is' des lang her ... Wurscht ... Als wir noch jung waren, spielten wir bei einem anderen Kasperltheater. Aber das hat uns nicht so recht getaugt und gefallen. Das Theaterspielen an sich schon! Das hat uns großen Spaß gemacht! Denn es ist eine so wundervolle Art, Theater zu spielen. Und so kostengünstig. Du musst überlegen: Du hast ein großes Ensemble mit 30 Personen, die alle keine Gage und kein Essen verlangen. Das Bühnenbild kann man rasch wechseln – und somit kam uns der Gedanke: Wir machen das selber, in Eigenregie. Und heute spielt ihr ... wo überall? In ganz Bayern und oftmals auch in Österreich. Wir setzen uns hier schon regionale Grenzen, weil es ja eher sinnlos wäre, für eine einzige Vorstellung 500 Kilometer zu reisen. Aber: Wenn wir an einem Ort beispielsweise eine ganze Woche jeden Tag zwei Vorstellungen geben, dann machen wir natürlich auch das. Logisch. Wie alt ist er eigentlich, der Kasplerl? Oha, das ist eine Frage, die er gar nicht gerne hört. Das wird er ganz ungern gefragt. Er sagt dann immer, dass er zeitlos und unsterblich ist. Und damit hat er recht. Denn Puppen kriegst du nicht tot. Welche Zielgruppe habt ihr? Bei den Kindern: ab drei Jahren. Bis ungefähr 13, bis die Pubertät anfängt. Dann ist eine Pause, bis ca. 18 Jahre. Es gibt aber auch Jugendliche, die zu uns ins Theater kommen, weil sie mal sehen wollen, wie der Kasperl so in live tickt. Die sind dann zwar älter als die Grundschulkinder und kommen sich ein bissl blöd vor, haben aber trotzdem ihren Spaß. Und wie viele Stücke habt Ihr im Repertoire? Neun. Momentan spielen wir sieben davon auf unserer Tour. Außerdem sind wir gerade in der Endproduktion unseres mittlerweile 16. Hörspiels. Und alles ist selbst geschrieben? Alles, ja. Alles aus eigener Feder. Bei den Hörspielen holen wir uns aber junge Komponisten mit ins Boot, denn solche Leute gehören gefördert. Heute Deggendorf, im April Straßkirchen. Richtig. Dann aber kein Theater für Kinder, sondern für Erwachsene. Und nein, hier geht es weder um Politik noch um nicht jugendfreie Themen unterhalb der Gürtellinie! Der Witz ist halt manchmal nur narrischer, frecher, und die Anspielungen sind ein bissl pointierter. Und die Figuren generell ... ... sind keine Ware von der Stange! Früher hat meine Mutter noch geholfen und saß an der Nähmaschine. Heute mache ich das alles selbst – wobei ich sagen muss, dass dies nicht zu meinen Lieblingsaufgaben gehört, das Nähen. Ich baue aber weiterhin auf Maßanfertigung, schließlich müssen die Figuren 200 Mal im Jahr auf die Bühne. Da muss es schon Qualität sein. © Josef Parzefall Richard Oehmann und Josef Parzefall spielen seit 30 Jahren Kasperltheater.

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