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29 von Torsten Widua Ein Hund im Klassenzimmer? Zu meiner Abi-Zeit Mitte der 1990er Jahre völlig undenkbar. Und das meine ich gar nicht despektierlich, schließlich bin ich seit fast zwölf Jahren selbst freudiger und stolzer Hundebesitzer. Umso schöner war es für mich zu erfahren, dass in meiner alten Schule nicht nur Zweibeiner am Unterricht teilnehmen, sondern auch Wesen auf vier Pfoten. Warum das Anton-Bruckner-Gymnasium in Straubing auf tierische Unterstützung setzt, wie Kinder und Eltern auf Lenny reagieren und wie es überhaupt dazu kam, dass der Bello als neuer Mitschüler fungiert – all das habe ich den Mann gefragt, der es wissen muss: Hundehalter Stefan Frank, der „ganz nebenbei“ auch noch Musiklehrer und Chorleiter ist und als Studiendirektor dem Team der Schulleitung angehört. „Hat sich nicht viel verändert“, schießt es mir gedanklich durch den Kopf, als ich das Schulgelände in der HansAdlhoch-Straße betrete. Der graue Betonbau mit den grünen Fensterrahmen sieht noch genauso aus wie damals, 1989, als ich als Schüler der Klasse 5d den Wirtschaftszweig belegte. Doch oben, im ersten Stock, da ändert sich das Bild. Frische Wandfarben, ein helles Ambiente und einer, der den Weg zum Direktorat ebnet: der lange, stilvolle und gestreifte Teppichläufer. Hier befindet sich quasi die „Machtzentrale“ des Gymnasiums, an dem rund 750 Schüler fürs Leben lernen. Mit dem Ziel des Abiturs. Einen besonders guten Ruf hat die Schule wegen ihres musischen Zweiges. Wer sich für diesen entscheidet, lernt künftig mindestens ein Instrument, kann im Chor singen und Gelerntes bei Auftritten vor Publikum beweisen. Einer, der ebenfalls durch ein – ich sage mal so – „Casting“ gegangen ist, ist der Lenny. Auch er musste eine Art Prüfung absolvieren, ebenso sein Herrchen Stefan Frank. Und beide sind im Bruckner bekannt wie ein bunter Hund. Herr Frank, wie seid Ihr hier im Bruckner auf den Hund gekommen? „Ganz zufällig, ehrlich gesagt. Ich hatte mir vor knapp drei Jahren Lenny zugelegt. Und als unsere Schulleiterin Frau Dr. Huller davon erfuhr, fragte sie mich, ob ich mir Lenny nicht als Schulhund vorstellen könnte. Zunächst wusste ich gar nicht, was da auf mich zukommen würde. Nachdem ich mich schlau gemacht hatte, stand fest: Lenny muss einfach Schulhund werden. Und so kam es, dass ich wenig später in einem Kurs zum Hundeführer saß und eine zweiwöchige Ausbildung machte. Diese muss man in regelmäßigen Abständen in Fortbildungen updaten, um weiterhin auch den Schutz der Kinder, aber auch des Tieres, gewährleisten zu können. Im letzten Kurs war übrigens das Thema: Die Körpersprache des Hundes lesen und verstehen. Das bringt mich auch als Hundehalter persönlich enorm weiter. Es ist also für alle Parteien eine Win-Win-Situation.“ Welche Rasse ist Lenny und wie oft drückt er die Schulbank? „Lenny ist ein Englischer Springer-Spaniel. Eine eigentlich gar nicht so weit verbreitete Rasse in Deutschland, weil es nur wenige Züchter gibt. Er ist jetzt knapp drei Jahre alt und seit der Hälfte seines Lebens am Gymnasium. Anderthalb, das war auch das Mindestalter, das er haben musste, um diese Qualifikation überhaupt zu erhalten. Das ist die gesetzliche Untergrenze, damit Lenny ein Schulhund werden durfte. Und ich kann Ihnen sagen: Jeder Tag, an dem Lenny nicht mit darf, ist ein schlechter Tag für ihn.“ Ist Lenny denn nicht täglich dabei? „Nein, aber die meiste Zeit. Meistens darf er vier Tage pro Woche mit – und im Gegensatz zu so manchem Schüler geht Lenny furchtbar gerne in die Schule. Ich möchte aber auch betonen, dass der Hund hier auch Hund sein darf. Bild: © Stefan Frank Die Klasse 7c des Anton-BrucknerGymnasiums Straubing mit Lenny auf dem Weg in die Pause.

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