niederbayernTV Magazin

78 Straubing philippinen Ritchie Newton (59) „Mit Straubing hab’ ich abgeschlossen “ Lange Haare, Vollbart, 119 Kilo. So hab ich mal ausgeschaut, vor vielen Jahren. Und on top war ich leider auch noch hochgradig alkoholabhängig. Acht, neun Halbe am Tag waren kein Problem. Dazu jeden Morgen eine Flasche Schnaps, die ich mir in der Norma in der Bahnhofstraße geholt habe. Heute bin ich seit 25 Jahren trocken und von der Statur so, was man einem 59-Jährigen als „normal“ zuschreiben würde. Aber zurück auf Anfang: Geboren bin ich 1964 in Straubing, wo ich auch bis zu meinem sechsten Lebensjahr gewohnt habe. Danach ging es für meine Familie und mich nach Bogen. Dort hatte ich mit 15 dann auch eine Lehre zum Koch absolviert, im Restaurant auf dem Bogenberg, beim Moosburner. Danach arbeitete ich vier Jahre bei BMW in Dingolfing. 1987 war ich Profimusiker in der Metalband „Mass“. Immer mit dabei: mein damals bester Freund, der Alkohol. Als Gastwirt in (unter anderem) meinem eigenen Lokal in Stallwang saß ich ja quasi an der Quelle. „De Räusch’ müssen erstmal g’spiem werd’n“, hätte ich damals gesagt. Ich hatte wirklich extrem viel getrunken – bis 1997 dann der körperliche Zusammenbruch kam. Am 24. September 1997 dann: mein letztes Glas Bier. Seitdem habe ich keinen einzigen Tropfen mehr getrunken und nahm 40 Kilo ab. Fortan ging ich an Schulen, wo ich 20 Jahre lang über die Gefahren des Alkohols aufgeklärt habe. Wie es dazu kam, dass ich schließlich Straubing den Rücken gekehrt habe? Das habe ich dem King of Rock’n’Roll zu verdanken, Elvis Presley. Schon als Jugendlicher war ich Fan. Und als ich im Vollsuff einen total realistischen Traum hatte, war mein Weg geebnet. Ich träumte, als Elvis im weißen Jumpsuite vor Publikum zu stehen, wurde wach, hatte ein Hangover, ging duschen und ließ den Traum Revue passieren. Ich setzte mich auf meine Couch, schaltete den Ferseher an – und was lief dort? Eine Doku über Bill Belew aus Memphis, seines Zeichens Elvis Presleys Modedesigner. Das war für mich ein Zeichen! Ich landete über Umwege schließlich in Thailand, wo ich 1999 meinen ersten Auftritt als Elvis hatte. 20 Jahre lang spielte ich auf der ganzen Welt – alles unter meinem Pseudonym Ritchie Newton. Am 20. Februar 2020 hatte ich meinen letzten Auftritt. Das Rheuma zwang mit leider etwas in die Knie. Heute bin ich Produzent, Musiker, Broadcaster und Buchautor, alles rund um mein Brand „Metalheads forever“. Außerdem bin ich seit 2021 glücklich mit meiner Frau verheiratet, die ich fünf Jahre zuvor über ihre Cousine in Kambodscha kennen- und liebengelernt hatte. Sie arbeitete damals in Saudi- Arabien und zog dann der Liebe wegen zu mir nach Thailand, nachdem sie ihren Job aufgegeben hatte. Heute leben wir im abbezahlten Eigenheim auf den Philippinen und genießen unser Leben. Nach Straubing zurückkehren? Niemals! Seit dem 8. November 2019 hat mich Deutschland nicht mehr gesehen – und das wird auch so bleiben. Es hat sich in SR so viel verändert, zum Negativen leider. Es ist nicht mehr das Straubing, das es mal war. Es gibt keine Lokale mehr von früher, und auf den Donaunebel kann ich auch getrost verzichten. Früher gab es mit dem Shakespeare oder Roxy ein top Nachtleben. Ich hatte einen riesen Freundeskreis, wohnte ich ja schließlich mittendrin im Zentrum, wo heute das mexikanische Speiselokal „Cantina La Cueva” ist. Heute triffst du hier fast keinen mehr. Du gehst durch die Stadt und niemand sagt „Servus“ oder „Grias di“. Außerdem ist das Klima hier auf den Phillies viel besser, das Leben ist günstiger – hier kann ich mit ein paar hundert Euro im Monat leben – und der familiäre Zusammenhalt ist viel größer. Ich will Straubing keinesfalls schlecht machen, aber meins ist das nicht mehr. Ich fühle mich hier pudelwohl auf den Philippinen und habe hier alles, was ich brauche. Trotzdem: Grüße in meine alte Heimat! Fotos: © Ritchie Newton | © tirachard, Anja Kaiser – stock.adobe.com

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