niederbayernTV Magazin

37 wurde, wie wertvoll und kostbar Wasser ist. Also habe ich ein Gedicht über Wasser geschrieben. Es gibt sogar ein Veserl, das von der Zukunftsangst der Menschen aufgrunder von KI handelt.“ „Goldener Oktober ... Wasserplätschern ... Künstliche Intelligenz“, resümiere ich Hermanns Worte. „Jetzt haben wir's Winter – und bis Weihnachten ist's auch nimmer lang hin. Und auch hierzu hast Du doch bestimmt ein paar Verserl verfasst.“ „Das hab' ich tatsächlich, lieber Torsten“, werde ich bestätigt. „Und wenn Du magst, lese ich Dir mal ein Gedichterl vor, das ich vor vielen Jahren geschrieben habe. Ich war in einem Straubinger Geschäft und sah eine junge, hübsche Frau. Sie wirkte allerdings a bisserl bissig, sag' ich mal, wusste ihre Wirkung auf Männer aber wohl zu schätzen. Da dachte ich nur: Mei, Deandl, weißt ... auch bei dir werden die Jahre vorüberziehen. Dieser Gedanke war der Ansporn für ein Veserl, das ich Dir mal rausgesucht habe.“ Ich lehne mich zurück und lausche gespannt den Worten von Hermann. „Sehr schön“, bedanke ich mich für die gelungene Lesung. „Das Gedicht ist sowohl humorvoll als auch nachdenklich.“ Sodann frage ich Hermann, ob er auch Themen behandeln würde, die nicht von ihm stammen, sondern beispielsweise von mir: „Könntest Du ein Verserl über Paulchen schreiben, meinen Hund?“ „Schwierig“, grübelt Hermann und fasst sich ans Kinn. „Sehr schwierig. Weißt Du, Torsten, ich habe vor ein paar Jahren mal versucht, ein Gedicht übers Gäubodenvolksfest zu schreiben. Ich saß da und hab nicht mal einen Zweizeiler hinbekommen. Ein absolutes Desaster, aber es ist halt kein Funke übergesprungen. Und dann ... zwei, drei Jahre später, es war kurz vor dem Volksfest, hab' ich darüber innerhalb von zwei Stunden ein Gedicht mit einer Länge von drei Seiten geschrieben. Klar, ist ein längeres Werk, weil's ja um den Volksfestauszug geht, ums Bierzelt, um Bier und Giggerl, um die Ausstellung und ums Feuerwerk.“ Nach Tagen merkt das Bäumchen sehr, der bunte Baumschmuck wird so schwer; Es muss sich plötzlich schrecklich plagen, um all den schönen Schmuck zu tragen; Auch ist’s nicht mehr schön anzuschau'n, die Ästchen werden langsam braun; und möcht' vor Scham sich fast verkriechen, als es noch anfängt stark zu riechen. Was übrig bleibt von all dem Stolz, das ist am End' nur ein Stück Holz; und ganz zum Schluss, wie soll's sonst sein, kommt's Stück für Stück in' Ofen rein. Ein hässlich' Bäumchen ist's gewohnt, dass man es Jahr für Jahr verschont. Und die Moral von all dem ist, dass Schönheit schnell vergänglich ist. Es steht im Walde ganz allein, ein kleines stolzes Bäumelein; Und weil es gar schön anzuseh'n, will es für sich alleine steh'n; denn schrecklich groß ist das Gedränge, mit all den ander'n ein Gezwänge. Die andern sind weiß Gott nicht schön, die sollen bloß woanders stehn. Zur Weihnachtszeit, da kommt ein Vati mit seinen Kindern Horst und Kathi; sie suchen für das Weihnachtsfest ein Bäumchen, das sich schmücken lässt. Du, Papi, komm ganz schnell zu mir, dies kleine Bäumchen nehmen wir. Die Axt ist ganz schnell ausgepackt, der kleine Baum dann abgehackt; und schnell verschwindet er im Sack, den Vati nimmt dann huckepack. Im Wohnzimmer frisch aufgestellt, geschmückt wie aus dem Ei gepellt, das Bäumchen hebt mit voller Lust, ganz stolz die nadelgrüne Brust, und denkt, dass es von Vorteil ist, wenn schöner man als andre ist. Illustration: © kris_art – stock.adobe.com Das eingebildete Weihnachtsbäumchen

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