NiederbayernTV Magazin

26 Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein trüber, nebelverhangener Novembertag. Starker Regen, der auf die Donau prasselt. Böiger Wind, der durch die Passauer Innenstadt peitscht. Ein Pärchen, Ende 40, läuft unter dem geringen Schutz des wehenden Regenschirms auf Höhe des Alten Rathauses am Ufer entlang, mit dem Ziel, Unterschlupf in einem Restaurant zu finden. Ein zufälliger Blick aufs Wasser – und den beiden stockt der Atem. Eine Person treibt halt- und hilflos im kalten Nass. Geistesgegenwärtig verständigen sie den Notruf. Und nur wenige Minuten später naht die Rettung in Form der Wasserwacht Passau. Gerade noch einmal gutgegangen. Ein Szenario, das sich vor allem in den Wintermonaten in dieser oder ähnlicher Form ereignet. „In der kalten Jahreszeit ist es wichtig, dass wir besonders schnell bei den Patienten sind, da durch das kalte Wasser die Personen sehr schnell auskühlen“, verrät uns Markus Steiner, Vorsitzender der Ortsgruppe PassauStadt (OG PA-Stadt). „Im Sommer haben wir es meist mit Unfällen zu tun – wenn auf dem Wasser viel los ist. Da sind halt Unfälle vorprogrammiert. Oftmals werden wir auch gerufen, wenn junge Leute feiern, einen über den Durst trinken, übermütig werden und dann im Wasser ins Straucheln kommen. Auch ist es problematisch für uns, wenn Personen mit Vorerkrankungen ins Wasser gehen und sich überschätzen. Menschen erleiden oft aufgrund der Vorerkrankungen einen Herzinfarkt im Wasser. Dies erschwert eine Rettung für uns sehr, da die Menschen sehr schnell untergehen.“ Da stellen sich Fragen wie: Welche Aufgaben hat eigentlich die Wasserwacht? Wie groß ist sie aufgestellt und in welcher Form kann sie helfen? Wie gut ist Wasserwacht Passau die Ausstattung und welches waren die spektakulärsten Einsätze? Fragen, auf die wir Antworten suchten. Und genau deshalb sind wir an einem herrlichen Sommertag, Ende Juli 2023, zum sogenannten Winterhafen in Passau gefahren und haben die Männer getroffen, die auf all diese Fragen Antworten haben: Markus Steiner (54) und sein Stellvertreter Andreas Dietz (53), beide seit gut vier Jahrzehnten im aktiven Dienst. Treffpunkt ist das Boot der Wasserwacht, das mit uns um Punkt zwölf Uhr ablegt. Mit Rettungswesten ausgestattet schippern wir über die Donau, vor der malerischen Kulisse der Altstadt, vorbei am Dreiflüsse-Eck, bis kurz vor Österreich – und zurück. Am Steuer: Andreas Dietz. „Die Passauer Wasserwacht besteht aus drei Schnelleinsatzgruppen“, verrät uns Markus Steiner. „Alle Mitglieder sind ehrenamtlich im Einsatz. Und fast all unsere Familienmitglieder sind Mitglied in der Wasserwacht – sonst könnte man so ein Leben in Dauerrufbereitschaft gar nicht führen. Als Gemeinschaft des Bayerischen Roten Kreuzes werden wir übrigens durch das Bayerische Innenministerium, in Bezug auf unsere Einsatzgerätschaften, wie z. B. Fahrzeuge und Boote, finanziert. Der Gesamtverband BRK unterstützt uns beim Unterhalt und bei vielen administrativen und verwaltungstechnischen Aufgaben – Ausgaben wie etwa Treibstoff, Kundendienst für die Boote etc. müssen wir selbst bzw. zusammen mit dem jeweiligen BRKKreisverband tragen. Das zahlt der Freistaat nicht. Und auch wir bekommen für unseren Job kein Geld.“ Die Ortsgruppe ist in der Breitenausbildung (Schwimmkurse, Rettungsschwimmausbildung usw.) sehr aktiv. Zudem sind wir jugendpflegerisch tätig. Unsere Jugendgruppe zählt an die 80 Mitglieder, die von unserer Jugendleitung wöchentlich im Schwimmen und den wasserwachtspezifischen Themen aus- und fortgebildet werden. Der Schwerpunkt der Ortsgruppe PassauStadt liegt jedoch bei der Durchführung des Wasserrettungsdienstes. Bedeutet: Die Einsatzkräfte rücken im Ernstfall sofort aus. „25 bis 30 sogenannte scharfe Einsätze haben wir im Jahr“, so Steiner, „Oftmals geht es um Leben und Tod. Wir sind aber auch für die Absicherungen zuständig, beispielsweise beim Domlauf, beimLeukämiespendenlauf oder bei den Ruderregatten – sprich: alle Events, die am Wasser stattfinden.“ Über knapp 20 aktive Einsatzkräfte, die speziell für den Wasserrettungsdienst ausgebildet sind und in der Schnelleinsatzgruppe Dienst verrichten, verfügt die OG PA-Stadt, die insgesamt 380 Mitglieder vorweisen kann. Insgesamt hat die Kreis-Wasserwacht Passau über 4.800 Mitglieder. Die Ziele der Wasserwacht: • Verhinderung des Ertrinkungstodes • Durchführung der damit verbundenen vorbeugenden Maßnahmen • Erhöhung der Sicherheit beim Baden und beim Wassersport Die Aufgaben der Schnelleinsatzgruppe: • Rettung von Personen aus besonderen Gefahrensituationen in und an Gewässern • Einsatz bei Großschadensereignissen und Mitwirkung im Katastrophenschutz • Bergung von Gütern, die eine Gefährdung darstellen • Hilfe in Notfällen, zu deren Bewältigung Personal, Sonderfahrzeuge und Sondergeräte der Wasserrettung eingesetzt werden Lebensretter im Einsatz

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