Espresso Magazin - Juni 2023

17 PFAFFENHOFEN S E B A S T I A N M A RT I N Die einzige Person auf dieser Doppelseite, die auch tatsächlich existiert. Sebastian Martin ist 34 Jahre alt und in Pfaffenhofen geboren. Für Studium und Beruf verließ er seine Heimat, vor 2 Jahren kehrte er zurück. Künstlerisch war er lange in der digitalen Welt zuhause (3D-Renderings, Photoshop), vor eineinhalb Jahren kam die Malerei und das Zeichnen hinzu. Zudem fotografiert der Pfaffenhofener gerne. Als hauptberuflicher Programmierer ist es nicht allzu verwunderlich ist, dass ihn die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz faszinieren. Seit rund einem Jahr integriert er KI vermehrt in seinen Schaffensprozess. Sebastian Martin engagiert sich außerdem im Pfaffenhofener Kunstverein. erledigt die KI? Der Ausdrucksprozess ist natürlich ein ander- er. Wennman als Künstler Lust hat, visuell geile Sachen zumachen, ist die KI wahnsinnig toll. Wennman trotzdemnoch den inneren Drang verspürt zu interagieren, sei es mit einer Software oder klassischmit Pinsel und Leinwand, dann ersetzt das die KI natürlich nicht. Es gibt Diskussionen, ob KI überhaupt neue Kunst erzeugen kann. Manche sehen es nur als Plagiat vorhandener Kunstwerke. Ichweiß nicht, ob es darauf eine konkrete M E H R VO N S E B A S T I A N M A RT I N @ d r e a m p r i s m a Antwort gibt. Man hat als Mensch Zugriff auf viele hundert Jahre Kunstgeschichte, kann in Museen gehen etc. Alles, was du als Mensch letztlichmachst, ergibt sich irgendwo aus deinem Input. Als Beispiel:Wenn ich nie ein riesiges Renaissancegemälde gesehen habe, kann ich auch nicht davon beeinflusst werden. Die KI hat den Vorteil, dass sie Vielfalt erzeugen kann. Dass sie Kombinationen schafft, auf die ich als Künstler gar nicht komme. Ob es etwas komplett Neues in der visuellen Kunst gibt, ist aber ohnehin die Frage. Liegen die Rechte an den von dir erzeugten KI-Bildern eigentlich bei dir oder den Firmen hinter den KI-Programmen? Bei Midjourney ist es so: das Bild kommt von der KI, du kannst es verwenden, wie duwillst. Ganz generell ist das aber ein spannendes Thema und ich finde, dass wir über das Copyright imDigitalenmehr redenmüssten und noch schlauere Lösungen brauchen. Wenn ich das KI-Bild aber als Künstler verändere – das mache ich bei fast all meinen Bildern auch - wird es mehr zu meinem Bild. ImPrinzip würde ich aber sagen, dass es keinen Sinn macht, auf KI-Bilder ein Copyright zu geben. Die KI wird jedochmit Bildern von Künstlern trainiert. Ich fände es also fair, diese Künstler dafür zu kompensieren. Das hat aber mit Copyright erstmal gar nichts zu tun. Birgt der Einsatz von KI in der Kunst für dich mehr Vor- oder Nachteile. Auf jeden Fall mehr Vorteile. Ich finde es ein wahnsinnig spannendesWerkzeug - und ich sage ganz bewusst einWerkzeug. Wir leben in einer extremvisuellenWelt, sind ständig mit der Bilderflut auf Instagramundweiteren Plattformen konfrontiert. Das zeigt den großenWunsch des Menschen, sich visuell auszudrücken. Gleichzeitig hat aber nicht jeder die Möglichkeit, die Zeit oder den Zugang, sich selbst künstlerisch in visuell spannenden Sachen auszudrücken. KI ist wie ein Cheatcode, eben doch coole Bilder machen zu können - auch ohne große Leinwand. Das Bild habe ich letztlich irgendwie doch selbst gemacht, weil ichmit demWerkzeug interagiert habe. Auch ChatGPT (KI für Texterzeugung, Anm.) finde ich sehr spannend. Ich sehe in dem, was in den vergangenen zwölf Monaten zugänglich gemacht wurde, viel Potenzial. De r Wun s ch , s i ch v i s u e l l au s zud rü cke n , i s t g roß . Ab e r n i ch t j e d e r ha t d i e g l e i ch e n Mö g l i chke i t e n da zu . KI i s t w i e e i n Ch e a t c od e , um do ch c o o l e Bi l d e r ma ch e n zu könn e n K E I N E K I eine reale Fotografie aus Valencia E I N 3 D - R E N D E R I N G N EW YO R K N E U E R DA C H T - M I T K I

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