Landshuter Stadtmagazin

Das Ritterturnier Ein kleiner Abriss zum „Rennen über die Planken“ Von Janine Bergmann Sechs Ritter kämpfen beim Ritterturnier der „Landshuter Hochzeit 1475“ um die Ehre, um das Heftlein für den Sieger aus der Hand der Braut. Aufgestellt in Reih und Glied, jeweils drei Ritter am Anfang der Planke und drei Ritter am Ende der Planke, warten sie in ihren imposanten Rüstungen auf ihr Rennen. Auf den Moment, in dem die 3,8 Meter langen Lanzen an ihrem Brustpanzer eingehängt werden und sie losgaloppieren. Der Moment, wenn Reiter und Zuschauer die Luft anhalten, bevor es zum Stich kommt und die Lanzen splittern. Wer am Ende die meisten Treffer gemacht hat, gewinnt. Das „Rennen über die Planken“ ist der Höhepunkt der Reiter- und Ritterspiele und findet heute auf der Ringelstecherwiese statt. 1475 wurde es in der Altstadt ausgetragen. Und zur Sicherheit brechen die Ritter der „Landshuter Hochzeit 1475“ präparierte Lanzen aus Balsaholz und nicht aus hartem Fichtenholz, erklärt Barbara Gandorfer aus dem Tierausschuss der Förderer. „Das Rennen über die Planken ist eines der ganz, ganz wenigen der Welt, das in dieser Originaltreue aufgeführt wird“, sagt sie. Dabei müsse nach Freydal – einem Turnierbuch zur Lebensgeschichte Kaiser Maximilians I. – das Turnier des polnischen Fürsten gegen Herzog Christoph von Bayern sehr spektakulär gewesen sein. Nicht minder spektakulär ist das Ritterturnier des historischen Dokumentarspiels, für das monatelang trainiert wird, und das Ross und Reiter in ihren Rüstungen so besonders machen. Die Rittergruppe, wie sie heutzutage besteht, wurde 1975 von Ignaz Weinmayer und einigen Weggefährten gegründet. „Er war der wichtigste Mann überhaupt. Ohne ihn würde es das hier alles gar nicht geben“, sagt Barbara Gandorfer. „Er war auch dafür verantwortlich, dass es solch Fotos: © „Die Förderer“ e.V., sharpner - stock.adobe.com 58 | Historisches & Wissenswertes originalgetreue Rennzeuge geworden sind“, erinnert sich Josef Veitl, Chef der Rittergruppe. Er habe sich seinerzeit um Ausflüge zu den Rüstkammern nach Wien und Churburg bemüht, Bücher zur Plattnerkunst studiert. Über 1000 Arbeitsstunden benötige ein Plattner, wie Walther Suckert oder dessen Nachfolger Dr. Peter Müller, die die Rennzeuge seinerzeit gefertigt haben, erklärt Veitl. „Heute gibt es einen Rüstungsausschuss beim Verein“, sagt Gandorfer, „der sich aus mehreren Experten aus der Vorstandschaft und Vereinsmitgliedern zusammensetzt, die darauf achten, dass die Authentizität und Qualität der Rennzeuge gewahrt ist.“ Dazu gehören Joachim Rogos, Dr. Georg Spitzlberger, Stephan Baumer und Ralf Bertolini. Ohne das Team geht nichts Und ohne das Team der Rittergruppe gehe gar nichts beim Turnier, sagt Veitl. Zu jedem der sechs Ritter gehören mindestens fünf Knappen, die beim Einkleiden und Aufsetzen helfen oder die Pferde führen, sechs bis acht Fahndalzieher, rund 15 Marketenderinnen, die sich um die Verpflegung der Gruppe kümmern, Standartenträger und ein Tross aus etwa zehn Leuten – Handwerkern, die für die Fertigung der Lanzen zuständig sind. „Es ist einfach etwas ganz Besonderes. Wir haben und hatten immer ganz tolle Leute im Team, woraus innige Freundschaften entstanden sind. Und dann kommt das Highlight: die Turniersonntage, an denen man sich wiedersieht.“

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