Landshuter Stadtmagazin

48 | Historisches & Wissenswertes Bier oder Wein? Was die Landshuter Fürsten und ihre Gäste gerne tranken Das Mittelalter ist bekannt für seine rauschenden Festgelage, bei denen wohl auch reichlich Alkohol floss. Viele Quellen berichten davon, dass ungeheure Mengen an Bier und Wein an den Hof geliefert wurden. Dabei ließ man sich nicht nur manch wertvollen Tropfen, gerne aus südlichen Gefilden, munden. Auch einem guten Bier, zur Zeit der Fürstenhochzeit bereits ein Alltagsgetränk, stand man nicht ablehnend gegenüber. Bier spielt bei der „Landshuter Hochzeit 1475“ diesmal eine ganz besondere Rolle. Denn eine der Hauptfiguren des neuen Festspiels, geschrieben vom Historiker und Germanisten Benedikt Schramm, ist ein erfolgreicher Bierbrauer mit Namen Hans Schilthack. Sein Bräustadl lag nahe der Unteren Altstadt, hinter der Heiliggeistkirche an der Stadtmauer. Das gleichnamige Vorbild für die Hauptfigur des Festspiels gab es nämlich wirklich, sagt Schramm und verweist auf mehrere Quellen aus der Zeit um 1475. Offensichtlich belieferte er auch den Hof. Was damals ohnehin Pflicht war – von jedem Brauvorgang musste von den kommerziellen Brauereien der Stadt eine bestimmte Menge an den Hof abgeführt werden. Und der Grundherr, in diesem Fall der Herzog und in seinem Auftrag der Rat der Stadt, regelte auch, wer Bier brauen und wer es hernach ausschenken durfte. Sehr gut auf ihr Bier zu sprechen waren die Klosterbrüder, war der Konsum doch auch in der Fastenzeit offiziell erlaubt. Es galt Liquida non frangunt ieunum – „Flüssiges bricht das Fasten nicht“. Lange Zeit schien deshalb qualitativ hochstehendes Bier fast nur aus Klosterbrauereien zu kommen. Doch ab dem 15. Jahrhundert lässt sich verfolgen, wie auch Brauereien in den Händen der Bürger der Städte immer mehr zunahmen und beim Volk Erfolge erzielten. So auch in Landshut: Im Jahr 1409 sind bereits vier Brauereien in Landshut belegt. 1499 waren es laut Schramm schon neun, und eine davon war eben die Brauerei jenes Hans Schilthack. Der Bierverbrauch war wohl gigantisch: trotz der steigenden Zahl an Brauereien musste noch auswärtiges Bier zugekauft werden. Kein Wunder, galt das Bier doch nicht etwa als Genuss-, sondern als Nahrungsmittel, von dem man auch Suppe kochte und von früh bis spät immer wieder schlürfte. Selbst Kindern blieb es nicht verwehrt. Denn: Bier machte satt und gab laut damaliger Überzeugung Kraft für die harte Arbeit. Ein weiterer Grund war, dass das Wasser nicht immer von einwandfreier Qualität war – was man auch schmeckte. Dagegen hatte sich das Bier aus heutiger Sicht gut entwickelt: Man rückte mit der Zeit von den „Gewürzbieren“ ab, bei denen jede Menge geschmackliche Zutaten beigemischt wurden, und man setzte immer mehr auf Hopfen, vor allem, um die Haltbarkeit zu erhöhen. In Landshut trank man damals vor allem braunes Bier. Seine Färbung hatte es von Hafer, Gerste und Roggen, den verwendeten Getreidearten. Für „weißes“ Bier musste der wertvolle Brotweizen verwendet werden. Hier hatten nicht zuletzt die Landesherren ein Interesse, dass dies nicht in zu hohem Maße geschah – oder man verbot es ganz. Ob Bier auch bei den Festmahlen der Fürsten zur Landshuter Hochzeit floss, ist nicht belegt, kann aber angenommen werden. Das teurere Getränk aber war der Wein, und das zählte, denn man wollte sich ja gut darstellen. Zwischen Isar und Donau waren damals noch überall Weingärten angelegt. Von Freising bis weit über Landshut hinaus säumten sie die Isar. Der daraus entstandene „Bayerwein“ war weiß Von Petra Scheiblich Fotos: © Museen der Stadt Landshut - Slg. Hans Niedermeier, Christine Vinçon, Dmitriy Golbay Annykos- stock.adobe.com, Natalya Levish - stock.adobe.com

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