Landshuter Stadtmagazin

44 | Historisches & Wissenswertes Von Janine Bergmann Die „Landshuter Hochzeit 1475“ wird nicht einfach „gespielt“ – sie wird gelebt. In dem Moment, in dem die Hochzeiter in ihre Kostüme schlüpfen, verschmelzen sie mit ihrer Figur. Aus Männern in Jeans und T-Shirt wird ein Ratsherr, ein Zünftler, ein Junker, ein Zinkenist, ein Fürst, ein Kaiser oder ein Herzog. Dabei helfen ihnen die Kammerfrauen und -herren im Fundus des Vereins „Die Förderer“. Sie kleiden die Hochzeiter standesgemäß und zeitgeschichtlich so korrekt wie möglich ein. Nicht von ungefähr wurde die „Landshuter Hochzeit 1475“ 2018 als „historisches Dokumentarspiel“ in der UNESCO-Liste für immaterielles Weltkulturerbe in Deutschland aufgenommen. Eine Auszeichnung, die auch die unermüdliche Arbeit, Leidenschaft und Liebe der Förderer würdigt, die die Nachstellung der Hochzeit Georgs des Reichen mit Hedwig von Polen so glaubwürdig wie möglich reinszenieren. Dazu tragen maßgeblich die Gewänder der Mitwirkenden bei, die neben dem beachtlichen finanziellen Aufwand mit viel Liebe und Zeit gepflegt, repariert und gefertigt werden. Darum kümmern sich im Fundus rund 30 ehrenamtliche Kammerfrauen und Kammerherren, die sich nahezu jede Woche treffen, und zwei fest angestellte Vollzeit-Schneiderinnen. Dabei sind die Förderer bedacht, alle Gewänder nach den neuesten Erkenntnissen zu fertigen oder gegebenenfalls anzupassen. Wieviel Arbeitsstunden und Geld in so einem Kostüm stecken? Da schütteln die beiden Leiterinnen im Fundus, Irmi Puscher und Irene Saller, den Kopf – das könne man nicht mehr beziffern. Seit 1997 und 1999 gehören die beiden Frauen zur festen Riege der unermüdlichen Helfer und sind ehrenamtlich für die Fundusverwaltung zuständig. Gerade die Stickereien bei den Fürstenkleidern seien sehr zeitaufwendig. „Da braucht man viel Liebe zum Detail“, sagt Saller und erinnert sich an ein Granatapfelornament auf einem Kostüm, dessen beide Hälften beim Schließen des Gewandes perfekt zusammenpassen sollten. „Außerdem sind gerade Stoffe mit gotischen Mustern zunehmend schwerer zu bekommen“, sagt sie. Der Einkauf hochwertiger, oftmals handgefertigter Stoffe sei eine Herausforderung, erklärt Puscher. „Bei zum Teil 2600 Euro für einen 60 Zentimeter breiten und einen Meter langen Stoff muss man nicht nur kalkulieren, sondern auch abwägen, ob sich dieses Investment lohnt.“ Fotos: © „Die Förderer“ e.V., Claus Zettl MITTELALTERLICHE HERRENAUSSTATTER Beispiele spätgotischer Männermode auf der „Landshuter Hochzeit 1475“ Farbenprächtige Kostüme mit ausgefallenen Ärmeln und Details gibt es bei den Zinkenisten und Posaunisten, einer Musikgruppe.

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