Landshuter Stadtmagazin

16 | Historisches Protzen und Staunen Bayern und Polen teilten vieles miteinander – und blieben doch auch misstrauisch Von Petra Scheiblich Christoph „der Starke“ war einer der „Top-Stars“ beim Ritterturnier der Landshuter Hochzeit. Der Bruder von Herzog Albrecht IV. von Bayern-München war Zeit seines Lebens Mitglied verschiedenster Ritterbünde und wurde bei einer Reise nach Jerusalem mit Kurfürst Friedrich von Sachsen 1493 sogar zum Ritter des Ordens vom Heiligen Grab geschlagen. Christoph war in jedem Fall ein begeisterter Turnierreiter und brannte wohl darauf, vor den vielen hochrangigen Gästen sein Können unter Beweis zu stellen. Dabei stand die Durchführung der bei Adel und Volk beliebten Turnierspiele durchaus auf der Kippe, befürchtete Kaiser Friedrich III. doch einen „Rumor“, eine Eskalation von Streitigkeiten – ein Hinweis, dass die Feierlaune in der Stadt durchaus auch hätte kippen können. Sie Fotos: © „Die Förderer“ e.V, psarov - stock.adobe.de fanden dennoch statt, und so trat Christoph „der Starke“ unter anderem gegen einen vom Ruf her nicht minder geschickten polnischen Ritter an. Es ging um ein Kleinod im Wert von 100 ungarischen Gulden – und um die Ehre. Bevor sich beide in Seide gehüllten Ritter – Christoph in Rot-Weiß-Schwarz, der Pole in Braun-Weiß-Blau – auf ihren Pferden gegenüberstanden, traten mehrere polnische Gefolgsleute des Polen auf Christoph zu und verlangten, dass dieser sich untersuchen ließ. Zu groß war wohl die Befürchtung, der Bayer könne sich durch irgendwelche Tricks, etwa durch das Festzurren am Sattel mittels eines Seiles, einen Vorteil verschaffen wollen. So musste sich Christoph, bereits ziemlich verärgert, einer händischen Ganzkörpervisite unterziehen. Auch, nachdem dies weitgehend ergebnislos beendet war – lediglich unter dem Pferdesattel hatte man ein mit Reis gefülltes Kissen gefunden – blieben die beiden Polen als „Aufpasser“ argwöhnisch in seiner Nähe. Natürlich blieb die Reaktion nicht aus, und auch Christoph schickte zwei Männer zum polnischen Gegner, um diesen zu untersuchen. Erst nach Stunden konnte der Kampf beginnen: Mit keinem ganz eindeutigen Ergebnis, denn beide trafen nach der Schilderung eines Chronisten jeweils den Kontrahenten. Der Pole brach zwar seinen Spieß an der bayerischen Rüstung, fiel dann aber vom Pferd, das mit ihm umstürzte.

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