espresso März 2023

espresso 46 ERIAGSTR. 32 | INGOLSTADT | TEL. 0841-94 03 15 | Mo-Fr 9-13h + 14-18h Sa 9-16h naehzentrum_haimerl Nähzentrum Haimerl GmbH www.naehzentrum-haimerl.de IHR RE GIONA LES FACHG ESCHÄ FT 799,- € inkl. Einweisung z.B. Bernina Overlock L450 Hier schlägt jedes kreative Herz höher Stoffe - Schnittmuster - Nähzubehör - Reißverschlüsse - Knöpfe - Kurzwaren - Nähkurse habe ich dieses Experiment ganz schnell wieder beendet. SlowFashion sollte eigentlich das normalste derWelt sein.Wie konnte es überhaupt soweit kommen, dass Designer ihre Kollektionen in den letzten Jahren vervielfacht haben, Mode von Saison zu Saison schnelllebiger wird, Müllberge vonKleidern verbrannt werden und ohne Rücksicht aufMensch undUmwelt fröhlich weiter produziert wird? Stimmt, früher sind die Leute einmal im Jahr zumSchneider gegangen. Heute dreht sich dasMode-Karussell dank InstagramundTikTok immer schneller. Manche dummen ‚Fashionistas‘ wollen auf Fotos nur neueMode anhaben. Und diewird dank einemchinesischenGiganten immer billiger.Wir sprechenmittlerweile von der Ultra-Fast-Fashion. Ständigwerden neueModelle auf denMarkt geworfen –mit dramatischen Folgen:Was sich nicht verkauft, wird einfach in dieWüste gebracht, wo dieModemüllberge alsMonument unserer Eitelkeit auf ewig vor sich hinrotten. In einemGreenpeace-Report wurde auch dargelegt, dass Produkte der Firma Shein hochgiftige Schwermetalle enthalten. Das ist totaler Irrsinn.Wer diese Billigware kauft, macht sich ja auchmitschuldig amElend ausgebeuteter ArbeiterInnen, diewie Roboter nähenmüssen undmanchmal nur einenTag imMonat frei haben. Kann sich in einer kapitalistischenWelt SlowFashion überhaupt durchsetzen?Ich glaube, dass mittlerweile schon einUmdenken einsetzt. Manmuss den Leuten halt immer wieder erklären, welche Folgen ihr fröhliches Fast-Fashion-Shopping langfristig für die Umwelt hat. DieModemag zwar billig sein – aber amEnde zahlenwir oder unsere Kinder einen hohen Preis. Vor allemdie Jeansproduktionmit ihremunglaublichenWasserverbrauch sollteman dringend drosseln. Ich kaufemittlerweile Jeans nur noch gebraucht. Was muss passieren, damit auch großeModeketten ausschließlich unter fairenArbeitsbedingungenMode herstellen? Bei einigenGroßkonzernen hat nach diversen Shit-Storms schon ein gewisses Umdenken eingesetzt. Die Produktionwurde schon fairer. Dennoch sind dieMarktführer natürlich immer auf Maximierung aus. Siewerden niemals ihre Kollektionen pro Jahr zurückschrauben. Die Ressourcen vonMutter Erdewerden alsoweiterhin ausgebeutet. Warumglaubst du, entscheiden sich Boutiquen, die bereits hochpreisigeMarken imSortiment haben und dementsprechend auch zahlende Kundschaft, trotzdemgegen Slow-Fashion-Labels? Fehlt das Bewusstsein? Ist die Auswahl zu gering? Ist derKonsument zu verwöhnt? Es gibt tatsächlich nur wenige SlowFashion Labels, diewirklich auch extravaganteMode produzieren. Aber es gibt sie, die Einkäufer müssten nur suchen. ImKampf umdie Aufmerksamkeit der KundInnen will man aber nichts falschmachen und kauft imZweifel auf derMesse dochwieder vomgrößerenAnbieter, der schon eingeführt ist. Und ja, auch auf Kundenseitewäremehr Neugier gut: Ich habe das selbst schon erlebt, dass Leute, die das nötige Kleingeld haben, doch lieber zu den berühmten großenMarken greifen, weil sie sich vermeintlich damit auch deren Status erkaufen.Was einTrugschluss ist… Du hast auch andere Designer aus der Umgebung bei dir imLaden. Was war dir dabei wichtig? Sind auch Slow-Fashion-Brands mit dabei? Da ichweiß, wie schwierig es ist, die Aufmerksamkeit der Kunden zu bekommen, lade ich gerne auch andereModedesignerinnen inmeine Boutique ein, die alle ähnlich in kleinen Stückzahlen, super slowund mit transparenten Lieferketten bzw. selbst produzieren. Das ergänzt meinAngebot. Ichwill einfach zeigen, dass man auch in der Provinz tolle Alternativen zur Fast Fashion kreieren kann. Diese Kolleginnen stelle ich einmal imMonat imRahmen eines Events in der Boutique vor – das macht denKunden undmir Spaß, denn dabei lernenwir ja auch die Arbeit der anderen besser kennen. Ich glaube, wenn die Kunden sehen, mit wie viel Herzblut wir arbeiten, fällt es leichter, sich für nachhaltig gefertigteMode und Schmuck zu begeistern. Als nächstes begrüßenwir die liebeModedesignerin Johanna Beitinger aus München zu einer ‚Modesprechstunde‘ am3. März imLaden. Hast duTipps welche Kleidungsstücke sich in jedemKleidungsschrank gut machen und einfach zu kombinieren sind?Worauf sollteman lieber verzichten? Ich halte gar nichts davon, in bestimmteModefarben zu investieren, nur weil die gerade ‚in‘ sind. Viel wichtiger ist es, die für mich besten Farben zu finden.Was jedemKleiderschrank gut tut? Ich empfehle immer eine gute, helle Seidenbluse, ein Statement-T-shirt, einen coolen Blazer (inmeinemFall oft aus Samt und gerne länger) – denman idealerweise nochmit Hose zumAnzug ergänzen kann. Und imSommer brauche ich zwei leichte, fließende Sommerkleider in leuchtenden Farben – eines imBoho Stil, eines taillierter und kürzer geschnitten. Dazu eineweite Palazzo-Hose aus Seide, die trägt einen imSommer durch den ganzenTag. Alles, was aus Polyester ist, lieber vermeiden. Umes mit VivienneWestwood zu sagen: ‚Buy less, choosewell, make it last!‘ (Kaufewenig, wählemit Verstand, erhalte es!) Damit kommt man schon ziemlichweit nach oben in denModehimmel.

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