Kliniken & Fachärzte Passau / Deggendorf 2023

SCHWINDEL | FACHBEITRAG FACHBEITRAG | SCHNARCHEN © Maridav – stock.adobe.com © Siniehina – stock.adobe.com GUTER SCHLAF FÜR DIE GESUNDHEIT Von Prof. Dr. med. Christian Rohrmeier und Dr. med. Johann Federhofer SCHWINDEL: WENN SICH ALLES DREHT Von Prof. Dr. med. Christian Rohrmeier Prof. Dr. med. Christian Rohrmeier (links) und Dr. med. Johann Federhofer Wenn der Atem im Schlaf frei und gleichmäßig fließen kann, herrscht im Schlafzimmer ungestörte Nachtruhe. Muss sich die Luft aber durch Engstellen zwängen, vibriert das zarte Gewebe im Rachen: Wir schnarchen. Das ist für den Partner im Bett störend, aber gesundheitlich meistens unbedenklich. Allerdings nicht immer. Wann Schnarchen schadet Schon die Schnarchlautstärke allein kann auch den eigenen Tiefschlaf stören. Dann bleibt die Erholung in der Nacht auf der Strecke, Dauermüdigkeit, ein höheres Unfallrisiko und eine geringere Leistungsfähigkeit sind die Folge. Das Risiko für Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt. Verstärkt gilt das, wenn nächtliche Atemaussetzer hinzukommen. Dann spricht man von einer sogenannten „Schlafapnoe“. Was ist eine Schlafapnoe? Wenn wir schlafen und die Rachenmuskeln sich entspannen, ist es normal, dass die Atemwege etwas enger Gehen, den Kopf drehen, bücken – nichts einfacher als das! Aber was, wenn es nicht mehr funktioniert? Wenn Sie ständig das Gefühl haben, Sie würden schwanken? Und die Angst zu stürzen? Der Schwindel bei Kopfbewegungen? Ihr Leben verändert sich – der Alltag wird zur Belastung. Schwindel kann das gewohnte Leben von einer Sekunde auf die andere komplett auf den Kopf stellen! Die häufigsten vier Arten von Schwindel sind gutartiger Lagerungsschwindel, der Ausfall eines Gleichgewichtsorgans, Morbus Menière und Phobischer Schwankschwindel. Gleichgewichtsorgan aus fünf Elementen Das menschliche Gleichgewichtsorgan ist komplex aufgebaut: Es besteht aus fünf unterschiedlichen „Sensoren“ pro Seite. Drei in verschiedenen Raum-Ebenen angeordnete Bogengänge senden Informationen über Drehbewegungen des Kopfes an unser Gehirn. Zwei Bereiche mit Kristallen, die sogenannten Otholithenorgane, messen die aktuelle Lage des Kopfes in Bezug auf die Schwerkraft. Bei Schwindelerkrankungen können das gesamte Gleichgewichtsorgan oder auch nur einzelne Bereiche betroffen sein. In der Routinediagnostik wird jedoch typischerweise nur die Funktion des äußersten Bogenganges gemessen und repräsentativ für das ganze Gleichgewichtsorgan angesehen. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade seltenere Schwindelerkrankungen oft nicht erkannt werden oder wichtige Informationen für eine korrekte Diagnosestellung fehlen. Ohne korrekte Diagnose ist eine spezifische Therapie nicht möglich! werden. Auch mit steigendem Alter und dadurch erschlaffender Muskulatur nimmt das Phänomen zu. Bei einer Schlafapnoe ist der Weg für den Atem jedoch immer wieder vollständig blockiert. Das kann bei Rückenschläfern daran liegen, dass die Zunge in den Rachen rutscht. Aber auch zum Beispiel dicke Mandeln, Polypen, viel Fett im Rachenraum, Alkoholkonsum oder eine besonders große Zunge können die Ursache sein. Sind die Atemwege blockiert, schaltet das Gehirn auf „Alarm“ und weckt uns gerade genug auf, damit wir nach Luft schnappen können. Wirklich wach werden die meisten Betroffenen davon nicht, sodass sie ihr Problem oft nicht selbst bemerken. Im Extremfall haben Betroffene mehr als 50 Atemaussetzer pro Stunde – und werden ebenso oft aus dem Tiefschlaf gerissen, wenn sie es überhaupt je bis zur Tiefschlafphase schaffen. Es kommt zu Sauerstoffmangel, das Herz pumpt heftiger, der Blutdruck steigt. Ein Zustand, der die Gesundheit stark gefährdet und unbedingt behandlungsbedürftig ist. Diagnose der Schlafapnoe Mit lauten, unregelmäßigen Schnarchgeräuschen sollte man einen auf Schlafmedizin spezialisierten HNO-Arzt aufsuchen. Hier folgt auf eine gründliche Befragung eine körperliche Untersuchung. Wenn ein erstes, ambulantes Polygraphie-Screening den Verdacht auf Schlafapnoe verstärkt, ist eine Polysomnographie im Schlaflabor sinnvoll, um die Diagnose endgültig zu sichern. Die Therapiemöglichkeiten Ob harmloses Schnarchen oder Schlafapnoe: In leichten Fällen lässt sich das Problem manchmal ganz leicht lösen, indem man statt auf dem Rücken auf der Seite schläft. So kann die Zunge nicht nach hinten in den Rachen fallen. Bei übergewichtigen Patienten kann eine Gewichtsreduktion helfen. Auch Alkoholverzicht reduziert das Schnarchen. In Kooperation mit einer Zahnarzt- oder KFO-Praxis können Apnoe-Patienten mit einer sogenannten Unterkieferprotrusionsschiene versorgt werden, die für mehr Platz im Rachenraum sorgt. Anatomische Ursachen für eine Verengung der Atemwege können bei Bedarf operativ zum Beispiel durch eine Optimierung der Nasenatmung oder eine Straffung des Gaumensegels behoben werden. Auch die Implantation eines Zungengrundschrittmachers ist mittlerweile möglich. Häufig kommt bei Schlafapnoe die sogenannte Überdrucktherapie mittels CPAP zum Einsatz. Hier tragen Betroffene nachts eine Maske über Mund und Nase, welche die kontinuierliche Atmung sicherstellt. Schwindeldiagnostik mit modernster Technik Sie selbst kennen Ihren Körper am besten! So beginnt jede Schwindeldiagnostik mit einer ausführlichen Analyse Ihrer Beschwerden. Daran schließt sich eine umfassende Funktionsprüfung Ihrer Gleichgewichtsorgane mittels modernster Verfahren wie der Messung des vestibulookulären Reflexes mittels einer Spezialbrille und die Bestimmung vestibulär evozierter myogener Potentiale (kurz VEMPs) an. Diese innovativen Verfahren ermöglichen nicht nur eine schonende, sondern insbesondere eine differenzierte Testung der unterschiedlichen Elemente des Gleichgewichtsorgans. Mit Hilfe der oben genannten Spezialbrille, in die ein Laser, Hochgeschwindigkeitskameras und ultrasensible Gyrometer integriert sind, kann schnell und präzise die Funktion der verschiedenen Bogengänge erfasst werden. Die Prüfung der Otolithenorgane erfolgt mittels Messung elektrischer Muskelpotentiale nach akustischer oder vibratorischer Stimulation. Auf die sonst routinemäßig durchgeführte kalorische Untersuchung, die meist mit Schwindel und Übelkeit verbunden ist, kann nun oft gänzlich verzichtet werden. Einen Lichtblick bieten die neuen Messmethoden vor allem auch für Patienten mit bislang ungeklärtem Schwindel. Häufig können bislang nicht erkannte organische Ursachen aufgedeckt werden und sich somit neue Therapieoptionen ergeben. Therapie durch Medikamente und Training Die medikamentöse Therapie von Schwindel stellt sich oft schwierig dar. Spezielle Befreiungsmanöver, Gleichgewichts-, aber auch mentales Training nehmen einen großen Stellenwert ein. Zudem bietet Ihnen die HNOPraxis Prof. Dr. Rohrmeier/Dr. Federhofer in Straubing schonende und wissenschaftlich bewiesene Therapieverfahren, wie zum Beispiel die direkte Injektion von Medikamenten in das Mittelohr. Gemeinsam mit Ihnen wird ein individuelles Behandlungsverfahren für einen bestmöglichen Therapieerfolg etabliert. Lautes Schnachen stört nicht nur den Schlaf des Partners. Spezialbrille zur Überprüfung der Gleichgewichtsorgane © MANFRED BERNHARD 141 140

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