Volksfest-Straubinger

58 Prost Mahlzeit | STRAUBINGER bis er am Schwanz wieder herauskommt. „Und jetzt du“, bestimmt hält er mir einen Stock hin. Zögerlich greife ich in eine Kiste mit Fisch. Er fühlt sich kalt und glitschig an. So als hätte ich beim Händewaschen zu viel Seife benutzt. Ich weiß nicht recht, wie ich ihn fassen soll, ohne dass er mir sofort wieder aus der Hand gleitet. Am liebsten würde ich ihn in beide Hände nehmen. Aber wohin dann mit dem 90 Zentimeter langen Stock, mit dem ich den Fisch durchbohren soll? Ich leide, die Makrele nicht mehr Jürgen Müller grinst mich an: „Etz geh her, des machst aso ...“ Verkrampft halte ich eine Makrele fest. Das hintere Ende des Stockes fest in der linken Hand. Ich stecke das Holz ins Maul. Die Zähne zusammen gebissen und die Augen zugezwickt, überlasse ich meine Bewegung Jürgen Müller, der meine Hand führt. Ich schiele Richtung Fisch „Spürst as Steckerl?“ – „Mhm ... ja, scho“, ich kann mein Mitleid für den von mir durchbohrten Fisch nicht verbergen. „Bis dahin und ned weiter darfst kommen, dann drehst den Fisch und stichst in die andere Richtung.“ Das ganze wiederhole ich zweimal. „Und etz mit viel Kraft durchdrücken. Dann kommt as Steckerl bei da Schwanzflossn wieder raus.“ – Ich leide, die Makrele nicht mehr. Sind sie fertig gesteckt und beschriftet, holt sie Andreas Wolf zu sich an den Grill. Gute 50 Grad Celsius hat es da, wenn man davor steht. Mit etwas zugekniffenen Augen – die Hitze erlaubt es mir nicht, sie offen zu lassen, reihe ich mich am Grill ein. Dort stehen seit vier Tagen SebastianWirsig und Jonas Hierold. Mit einem Handschuh und einem karierten Geschirrtuch über der Schulter hängend, trotzen sie täglich zehn Stunden der Glut. Geschürt wird mit Buchenholzkohle. „Damit die Temperatur konstant bleibt, müssen wir bis zu zehnmal nachlegen“, sagt Andreas Wolf. Das macht am Tag 150 Kilogramm Kohle. Zunächst muss der Fisch zehn Minuten lang angrillen. Dafür legen die Herren den Steckerlfisch waagrecht über den Grill. Ehe er für weitere zehn Minuten in die Senkrechte geht. 50 Fische gleichzeitig haben am Grill der Mayers Semmel aufklappen, mit Fisch, Zwiebel und Gurkerl belegen – fertig ist die heißbegehrte Fischsemmel.

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