Niederbayern Magazin

28 Trip Hop im Gefühl Ihre Musik könnte man als ökologischen Trip Hop bezeichnen. Perfekter Gesang zu perfektem musikalischem Arrangement. Klanglich irgendwo zwischen Massive Attack und Portishead, das war mein erster Gedanke, als ich ihr Album probehörte. Nur besser. Ich wundere mich über die beiden letzten Worte, die ich gerade getippt habe. Doch genau das ist mein Empfinden, und ich kenne mich mit diesem musikalischen Erlebnishorizont sogar aus. Kann eine junge Frau aus Kirchdorf tatsächlich mit den berühmten Bands aus Bristol verglichen werden? Sie selbst würde sicherlich „nein“ sagen. Dass ihr erstes Album „Don´t try be beautiful“ betitelt wurde, ist nämlich kein Zufall. Alexandra Cumfe ist keine Selbstdarstellerin. Sie lebt nicht für das Rampenlicht, es geht ihr nicht um sich. Vielmehr kann sie sich für die Natur, das Schöne und die Kunst begeistern. Sympathisch. Die Schöpfung im Herzen „Ich bin sehr naturverbunden aufgewachsen“, erzählt die Sängerin. „Mein Opa hat immer das Gemüse selbst angepflanzt.“ Als „naturnah“ und „bewusst“ beschreibt sie ihre Kindheit. Daher rührt nicht nur ihre Begeisterung für den Wald und dessen schöne Geräuschkulisse, sondern auch ihr achtsamer Umgang damit. Wir kommen an einem alten Baumstumpf vorbei, an dem die Akustik sehr gut zu sein scheint. Alex nimmt ihren Recorder heraus und setzt einen Kopfhörer auf. Der Hund setzt sich sofort neben sie, hört zu hecheln auf und schaut sich die Umgebung an. Er weiß, dass das Frauchen jetzt Ruhe braucht. Ich zögere, meinen Aufnahmeknopf an der Kamera zu drücken, lieber lasse ich die Situation erst einmal auch auf mich wirken. Alexandra Cumfe taucht völlig in die Klangwelt der Umgebung ein, ihr Gesichtsausdruck wird entspannt, gleichmütig. Ich fühle mich mit meiner Kamera fast wie ein Eindringling, als ich beim Versuch, nicht samt Equipment den Hang runterzufallen, Geräusche verursache. Doch Alexandra ist längst in ihrem Wald versunken. Leben für die Kunst Sie möchte „einfach nur machen, was ihr Spaß macht. Nicht, was gerade modern ist.“ Alex ruht in sich, das wird in ihrer Haltung zum kreativen Prozess deutlich. „Wenn man irgendetwas macht, weil man denkt, dass das gerade ‚in‘ ist, dann ist das nicht nachhaltig.“ Dabei kann sie sich auch für Kunst anderer begeistern. „Bon Iver ist einer meiner Helden“, erzählt sie. Mit ihm zusammen würde sie gerne einmal auftreten. „Aber es gibt auch 100.000 andere Künstler, mit denen ich gerne auf der Bühne stehen würde. Es sind so viele tolle Künstler da draußen.“ Viele Kunstschaffende sind insbesondere von sich selbst begeistert. Ganz anders jedoch Alexandra Cumfe. Sie ist fasziniert von den Werken anderer, begeistert sich für die Natur und möchte mit ihrer Musik einfach nur ausdrücken, was sie dabei empfindet. Ihres großen Talents dafür scheint sie sich gar nicht bewusst zu sein. Vielleicht ist sie gerade deshalb so ein angenehmer Mensch. Von Andreas Reichelt. Sehen Sie dazu am 25. November den Beitrag „Her Tree: Neue Musik der Künstlerin aufgenommen (Lkr. Rottal-Inn)“ im Programm von NIEDERBAYERN TV Passau. Oder anschließend in der Mediathek, ebenso wie die Beiträge „Musikalische Vielfalt in Niederbayern - BandPorträts aus der Region (Ndb.)“ sowie „Musikprojekt Her Tree im Porträt (Lkr. Rottal-Inn)“. Mediathek Bild: © Andreas Reichelt Ganz im Klang des Waldes versunken: Alexandra Cumfe alias Her Tree.

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