Wandern 09.09.2022

66 Wander-Special Dort wo die Nächte wirklich ruhig sind Ruhig, einsam, abgelegen: Ein Hüttenurlaub im Selbstversuch Endlich mal raus sein, ganz einsam in einer einfachen Hütte in den Bergen: Für viele Stadtmenschen ist das ein kleiner Reisetraum. Nicht einmal der Komfort muss dabei auf der Strecke bleiben. So stellt man sich Hüttenurlaub gemeinhin vor: Absolute Ruhe, Fernsehen und WLAN gibt es nicht, ein bisschen schummeriges Licht kommt von Kerzen und Taschenlampen. Total romantisch ist es im Schoß von Mutter Natur – aber meistens auch ziemlich unbequem. Schon der Weg hinauf ist oft ein Abenteuer, das Schleppen des Gepäcks anstrengend und der Aufenthalt eine Mutprobe: Das Wasser zum Waschen und Duschen ist eiskalt, das Kochen eine Herausforderung und der Gang zum Plumpsklo auch nicht jedermanns Sache. Wollen wir so wirklich für eine ganze Woche Ferien machen? Wir wollen. Denn wir haben beim Googeln nach Hüttenurlaub eine Menge vielversprechender Optionen gefunden, die auch in exponierten Lagen einigen Komfort bieten. Unsere Wahl fiel auf die „Alplhütte“ in Österreich, 1600 Meter über Radenthein am Millstätter See gelegen und mit dem Auto zu erreichen. Ein Brunnen kühlt das Bier Vermieter Peter Pontasch führt uns zu dem schmucken Häuschen, das er vor 20 Jahren mit seinem Bruder gebaut hat. Für sieben Tage wird es unser Domizil sein. Auf einer kleinen Almwiese liegt die Hütte umsäumt von Zirben. Der Blick schweift über die Kärntner Nockberge zum Feldsee weit unten im Tal. Still ist es hier oben, nur das Zwitschern der Vögel ist zu hören. Und das Plätschern des Brunnens, der in den nächsten Tagen unseren Vorrat an Säften und Bier kühl halten wird. Außerdem muhen hin und wieder ein paar Kühe, die den Sommer und den Frühherbst auf der Alm verbringen und der Hütte recht nah kommen. So nah, dass Peter Pontasch sein Reich mit einem langen Zaun umgeben hat und seinen Gästen einen guten Rat erteilt: „ Lasst’s euer Auto bloß net draußen auf dem Weg stehen, die Küh’ schlagen mit ihren Glocken oder Hufen schnell a Trumm Dellen ins Blech.“ So hat der Kärntner fürs Auto ein Extragatter gebaut, das absolut kuhsicher ist. Wir nehmen den Rat gerne an. Da wir mit Hund unterwegs sind, gehen wir auch bei unseren Wanderungen, die buchstäblich vor der Hüttentür beginnen, dem Hornvieh lieber aus dem Weg. Ansonsten ist die Nachbarschaft der Kühe eher lustig als lästig. Und besonders amüsant, wenn die neugierigen Tiere den Besuchern über den Zaun hinweg beim Frühstück zusehen. Warmes Wasser dank Ofen Das Innenleben auf der Hütte spielt sich auf zwei Ebenen ab. Das Erdgeschoss hat ein Wohnund ein Schlafzimmer mit vier Betten. Im ersten Stock, der über eine steile Treppe erreicht wird, gibt es noch einmal vier Betten und sogar ein richtiges Bad mit WC. Fließend Wasser aus dem Bach ist reichlich vorhanden, einen Abwasserkanal hat die Gemeinde schon vor Jahren gebaut, für eine kleine Siedlung von Ferienhäusern in der Nähe. Warmes Wasser liefert die mit Holz befeuerte Therme der „Alplhütte“. „Ihr müsst’s olle zwei, drei Toge den Ofen im Erdgeschoß ordentlich anschürn“, sagt Peter Pontasch. Das reiche aus, damit alle Leute im Haus duschen könnten. Tatsächlich reicht das warme Wasser immer, wobei das Anschüren des mächtigen Ofens mit Papier und Holzspänen eine WissenDie „Alplhütte“ liegt ruhig am Waldrand auf einer Almwiese. Fotos: Joachim Hauck/dpa Sehnsuchtsort Berge: Urlaub in den Alpen verspricht Ruhe und Naturerlebnisse. Foto: Matthias Balk/dpa Auf dem Liegestuhl vor der Almhütte lässt es sich wunderbar entspannen.

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