Kliniken und Fachärzte - August 2022

14 Kliniken & Fachärzte Vieles hängt zusammen Was Zahnfleischbluten mit Alzheimer zu tun hat Die ganzheitliche Betrachtung eines Menschen wird bei vorliegenden Erkrankungen immer wichtiger. Statt Einzelsymptome zu behandeln, sollen Zusammenhänge schneller erkannt werden. So untersuchen Wissenschaftler der Universität Bern derzeit die Wechselwirkungen von Parodontitis und Allgemeinerkrankungen. Eine Zahnfleischentzündung, medizinisch auch Parodontitis genannt, verursacht den Abbau des Zahn umgebenden Knochens und kann bis zum Verlust des Zahns führen. Der Verlauf ist oft chronisch, verursacht aber meist keine Schmerzen. Daher bleibt die Parodontitis oft unerkannt, häufig bemerken Betroffene nur ein Zahnfleischbluten. Je nach Altersgruppe sind in Deutschland ungefähr die Hälfte der unter 44-Jährigen und bis zu 90 Prozent der über 75-Jährigen betroffen. Der ganze Körper kann betroffen sein Parodontitis kann nicht nur zu Zahnverlust führen, sondern auch einen negativen Einfluss auf Allgemeinerkrankungen haben. Zum einen wird der ganze Körper in eine entzündliche Stoffwechsellage gebracht. Es wurden aber auch Parodontitiskeime in inneren Organen nachgewiesen, unter anderem im Gehirn von Alzheimer Patienten. Der Straubinger Zahnarzt Dr. Gert Jungbauer hat zusammen mit der Abteilung für Parodontologie der Universität Bern hierzu einen Artikel im Fachjournal Periodontology 2000 veröffentlicht. Darin wurde der Zusammenhang zwischen Bakterien aus der Zahnfleischtasche und einer möglichen Auswirkung auf die Alzheimer Erkrankung beleuchtet. Erste Zusammenhänge entdeckt Zusammenfassend kann festgehalten werden: Manche Bakterien, darunter auch Parodontitisbakterien, sind in der Lage die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und im Gehirn eine Entzündungsreaktion zu verursachen. In speziellen Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass die orale Gabe dieser Keime Zeichen einer Alzheimer-Erkrankung auslösen kann. Diese Erkenntnisse können zwar nicht eins-zu-eins auf den Menschen übertragen werden, die Diagnose und Therapie einer Parodontitis ist dennoch wichtig auch in Hinblick auf Allgemeinerkrankungen. Ob es nun tatsächlich einzelne hochpathogene Bakterien aus der Zahnfleischtasche sind, die zur Verschlechterung einer Alzheimer-Erkrankung führen, muss erst noch weiter untersucht werden. Allerdings konnte bereits in Studien gezeigt werden, dass sich eine Verringerung der Entzündungslast durch eine erfolgreiche Parodontitis-Therapie positiv auf neurodegenerative Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2 und weitere Erkrankungen auswirkt. (pm) Dr. Gert Jungbauer Foto: Florian Fischer Wichtiger Wert Bei Herzschwäche Eisenwerte im Blick behalten Müdigkeit, Blässe und Kopfweh können Anzeichen für einen Eisenmangel sein. Wer herzkrank ist, sollte das unbedingt regelmäßig überprüfen lassen. Wer unter einer Herzschwäche oder Herzkrankheit leidet, ist besonders gefährdet, einen Eisenmangel zu entwickeln. Ein chronisch niedriger Eisenwert wiederum kann die Herzschwäche verstärken und erhöht die Anfälligkeit für andere Krankheiten. Regelmäßig überprüfen Menschen mit einer Herzschwäche (Insuffizienz) sollten deshalb regelmäßig ihre Eisenwerte überprüfen lassen, so die Experten der Deutschen Herzstiftung. Wird ein Eisenmangel festgestellt, helfen gängige Eisenpräparate in Pillenform hier meist nicht weiter, da ein Großteil der Insuffizienz-Patienten Eisen nicht in ausreichender Form über den Darm aufnehmen kann. Empfohlen wird eine intravenöse Eisenzufuhr. Eisen im Blut ist essenziell für den Sauerstofftransport und die Energiegewinnung im Körper. Auch das Herz benötigt dieses lebenswichtige Spurenelement und ist von einem intakten Eisenmetabolismus abhängig. Ein großer Teil der Menschen mit chronischer Herzschwäche weist einen Eisenmangel auf, Patienten mit akuter Herzschwäche sind davon sogar noch stärker betroffen. Schätzungen zufolge leiden bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland an einer Herzschwäche. Eisenmangel und Anämie Anzeichen für einen Eisenmangel können sein: verminderte Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Blässe, entzündete Mundwinkel und Haarausfall. Liegt neben dem Eisenmangel auch eine Blutarmut (Anämie) vor, müssen hierfür die Ursachen abgeklärt werden, ein Blutverlust über den Magen- und Darmtrakt könnte hierfür der Grund sein. (dpa/tmn) Menschen mit einer Herzinsuffizienz haben oft einen chronischen Eisenmangel. Experten empfehlen deshalb eine regelmäßige Überprüfung der Eisenwerte. Foto: Robert Günther/dpa-tmn Neuer Chefarzt für die Lungenheilkunde Dr. Christian Geltner setzt am Donau-Isar Klinikum in Landau neue Akzente Für Patienten wird der neue Chefarzt Dr. Christian Geltner der Pneumologie in Landau große Erleichterungen bringen. Behandlungen, für die sie heute weite Strecken auf sich nehmen müssten, werden künftig von Dr. Christian Geltner am Donau-Isar Klinikum Landau angeboten. Dadurch erreicht das engagierte Team der Lungenheilkunde in Landau ein neues Niveau. In Landau besteht schon eine gute Infrastruktur, auf der er sehr gut aufbauen könne, sagt Chefarzt Dr. Christian Geltner. Die Abteilung werde immer wichtiger, da auch die Lungenerkrankungen wie schweres Asthma, COPD und Lungenkrebs zunehmen. Dafür gebe es bereits gute Behandlungsmöglichkeiten. Diese werde er um Angebote ergänzen, die es derzeit in München und Heidelberg gebe. Konkret gehe es um das Einsetzen von Ventilen bei einer Überblähung der Lunge und Stents bei einer Verengung der großen Atemwege. Ein solcher Stent kann zum Beispiel die Luftröhre offenhalten. Der Standort in Landau stehe zudem kurz vor der Anerkennung als Zentrum für schweres Asthma. Luftnot kann psychisch belasten Wichtig ist ebenso die seelische Komponente: Da die Patienten auch psychisch sehr unter der Luftnot leiden, entlastet die Behandlung in diesem Bereich, auch weil der Leidensweg oft schon lange andauert. Das neue medizinische Angebot ist aber auch für Patienten mit akuten Beschwerden wichtig. Damit leistet der Schwerpunkt Pneumologie einen wichtigen Beitrag für die Versorgung der Bevölkerung in der Umgebung und weiter darüber hinaus. Die Pneumologie stellt eine tragende Säule des ganzen Donau-Isar Klinikums dar. Geplant ist auch die enge Zusamerfordert, habe ich mehrere Führungsausbildungen, Coaching und eine wirtschaftliche Ausbildung an der DonauUniversität Krems absolviert und mit einem MSc und MBA abgeschlossen. Waren Sie bereits in Führungspositionen tätig? D r. Ge l t ne r : 2010 übernahm ich als Chefarzt (Primarius) die Lungenabteilung am Klinikum Klagenfurt in Österreich. Als wichtige Säule eines Maximalversorgungskrankenhauses war die Lungenabteilung ein leistungsstarker Bereich mit Akutversorgung, onkologisches Schwerpunktzentrum mit Tagesklinik, Tuberkulose und Hochrisikoinfektionsstation. Ab 2013 konnte ich in Zusammenarbeit mit der Humanomedgruppe eine pneumologische Rehabilitation in Kärnten aufbauen. Mit dem Wechsel nach Deutschland war ich von Anfang 2016 als Chefarzt an der Abteilung für Pneumologie in Bad Reichenhall tätig, dort zuletzt auch als Ärztlicher Direktor und Pandemiebeauftragter. Die Pneumologie war überregionaler Versorgung mit Schwerpunkt der interventionellen Bronchologie, Heimbeatmungseinstellung, Zentrum für Lungenfibrosen, schweres Asthma und Emphysem Therapien. Zuletzt auch Gesamtversorger in der COVID Betreuung im Hotspot Berchtesgadener Land. Schwerpunkte von Chefarzt Dr. Christian Geltner: • bronchoskopische Interventionen mit Stents und Ventilen • Tumorbehandlungen und pneumologische Onkologie • schweres Asthma • COPD • Lungenfibrosen • Lungeninfektionen wie COVID i Weitere Informationen: www.donau-isar-klinikum.de menarbeit mit dem Schwerpunkthaus in Deggendorf. Hier wird in Zukunft eine enge Zusammenarbeit zum Beispiel mit der Lungenchirurgie gelebt. Das ist auch im Hinblick auf den Medizincampus Niederbayern wichtig. Im Interview stellt sich der neue Chefarzt der Pneumologie, Dr. Christian Geltner, vor: Sie sind Österreicher? D r. Ch r i s t ian Ge l t ne r : Ja. Geboren in Vorarlberg (Österreich) und aufgewachsen in einem der ärmsten Länder Afrikas, in Burkina Faso (vormals Obervolta), hatte ich schon früh Kontakt zu sehr unterschiedlichen Kulturen unserer Welt. Die bayerische habe ich schon in Bad Reichenhall kennengelernt. Wie gestaltete sich ihre medizinische Ausbildung? D r. Ge l t ne r : Die Medizinische Fachausbildung begann ich mit dem Studium an der Medizinischen Universität Innsbruck und anschließend mit Fachausbildung zum Sonderfach Lungenkrankheiten (Innere Medizin – Pneumologie) in Feldkirch und Innsbruck. Dort arbeitete ich über 15 Jahre und leitete das Innsbrucker Lungentransplantationsprogramm gemeinsam mit Prof. Margreiter, das Lungenhochdruckzentrum am Landeskrankenhaus Natters/Innsbruck. Meine fachlichen Schwerpunkte waren neben dem Lungenhochdruck und der Lungentransplantation die interventionelle Bronchologie und Thorakoskopie, die pneumologische Onkologie und die Infektionsmedizin. In diesem Bereich war ich auch jahrelang Ausbilder der österreichischen Gesellschaft für Pneumologie. Haben Sie noch andere Interessen? D r. Ge l t ne r : Da ich zeitlebens gerne mit Menschen arbeiten und die Medizin eine sehr personalintensive Betreuung Landrat Werner Bumeder testet bei einem Medientermin im Donau-Isar Klinikum seine Lungenfunktion. Fotos: DONAUISAR Klinikum Deggendorf-Dingolfing-Landau Chefarzt Dr. Christian Geltner Schon der Wartebereich der Pneumologie vermittelt einen luftig leichten Eindruck.

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