Bundesliga 2022/2023

Aller schlechten Dinge sind drei Im vierten Versuch soll es endlich klappen: Die Löwen wollen rauf. Dabei setzt Trainer Michael Köllner auf neue Kräfte und Altbewährtes Von Matthias Eicher Drei Anläufe haben die Löwen bereits unternommen, um der Drittklassigkeit zu entkommen. Weder die phänomenale Aufholjagd unter Neu-Trainer Michael Köllner (14 Spiele in Serie ungeschlagen), noch die beiden Folge-Spielzeiten als Geheim- und Topfavorit mündeten in Liga zwei. Nun, nach drei unguten Dingen in Serie, soll es mit Anlauf vier endlich klappen. „Wir wollen den Wunsch des Vereins und aller Leute erfüllen, endlich die Rückkehr zu schaffen“, erklärte Köllner kürzlich im Interview mit unserer Mediengruppe über die Aufstiegs-Ambitionen des TSV 1860 München. Der 52-Jährige hatte höchstselbst offensiv wie öffentlich eine Perspektive gefordert, kokettierte sogar damit, seinen bis 2023 laufenden Vertrag nicht zu erfüllen. Köllner: „Es ging mir um die Zukunft dieses wunderbaren Vereins“ Wie er jetzt verrät, sei es ihm nicht um seinen Abschied gegangen, vielmehr um eine starke Löwen-Mannschaft. „Ich habe nie mit einem anderen Verein kokettiert, sondern mir ging es ausschließlich um die Zukunft dieses wunderbaren Vereins“, stellt der Cheftrainer klar. Ein Plan, der aufgegangen ist: Schließlich hat der TSV 1860 neun namhafte Neuzugänge (siehe S. 33) im Rekordtempo verpflichtet. Nach dem Gusto der sportlichen Leitung darf – und soll – nun gerne eine Rekordsaison folgen. Der Auftakt ist mit dem spektakulären 4:3-Sieg bei Zweitliga-Absteiger und Aufstiegsaspirant Dynamo Dresden schon mal geglückt: Rückkehrer Tim Rieder, Doppelpacker Marcel Bär und ein Eigentor sorgten für den Premieren-Dreier in der neuen Drittliga-Spielzeit. Der Pokal-Kracher gegen Borussia Dortmund verlief dagegen ganz und gar nicht wie erhofft: Dass die Erstrunden-Sensation bei der erwartbaren 0:3-Pleite ausgeblieben ist, können die Giesinger gewiss wegstecken. Die wochenlangen Ausfälle von Abwehr-Talent Semi Belkahia (Knie verdreht) und erst recht Torjäger Marcel Bär (Sprunggelenks-OP) schmerzen dagegen schon sehr. Schneller als erhofft wird sich zeigen, ob der Kader nun wirklich in der Spitze und Breite besser aufgestellt ist. Neue Strategie, alte Spielweise Interessant: Wie Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel erklärte, hat Sechzig bezüglich der Verstärkungen seine Herangehensweise verändert. „Wir hatten jetzt die Möglichkeit, neun Kaderpositionen zu verändern. Wenn du ein paar Mal um Haaresbreite am Ziel vorbeischrammst, ist es normal, dass man die Strategie wechselt“, sagte der Österreicher über die Abgänge, etwa von Spielmacher Richard Neudecker, sowie die Verpflichtung ambitionierter Drittliga-Kicker wie Jesper Verlaat und Joseph Boyamba (Waldhof Mannheim) oder Spielmacher Martin Kobylanski (Eintracht Braunschweig). Billiger in der Kaderplanung, aber nicht minder talentiert und gierig, den ganz großen Wurf zu schaffen, so der Ansatz Dazu soll Altbewährtes die Blauen stark machen. „Unsere Spielweise, wie wir Fußball spielen wollen, hat sich ja nicht sonderlich verändert“, meinte Köllner über den weiß-blauen Offensivfußball, zumeist im favorisierten Spielsystem 4-1-4-1. Der Coach ließ allerdings auch schon ein 3-5-2 mit dem Sturmduo Bär/Lakenmacher praktizieren. Mit Spielführer Stefan Lex, der eigenen Aussagen zufolge auf Abschiedstournee geht und vorher noch „etwas Großes schaffen“ will, hat Köllner seinen alten und neuen Kapitän zur Führungsfigur bestimmt. Der Trainer will seinen Mund nicht halten Entscheidend dürfte auch werden, wie gut die Sechzger ihre Nebenkriegsschauplätze ausblenden – oder gar ganz vermeiden – können: Zuletzt hatte Präsident Robert Reisinger seine Trainer Köllner für seine Stellungnahmen zu nicht-sportlichen Themen gerüffelt. Der Konter des 52-Jährigen: „Wir haben das Recht auf freie Meinungsäußerung.“ Grundsätzlich sagte Köllner über seine Art und Weise, auch künftig zu unbequemen Dingen im Löwen-Kosmos Stellung zu nehmen: „Ich bin ein Mensch, ich kann und will meinen Mund nicht halten, wenn mir Dinge ganz klar widerstreben.“ Bleibt nur zu hoffen, dass ihm vor allem beim Blick auf die Abschlusstabelle der Saison nichts widerstrebt. Der Saison-Auftakt lief mit dem 4:3 in Dresden perfekt. Doch danach gab es bittere Botschaften für die Löwen-Ambitionen: Beim 0:3 im Pokal gegen Dortmund verletzte sich Torjäger Marcel Bär (Mitte) schwer. Foto: sampics/Augenklick In der Sommerpause ließ er mit zweideutigen Aussagen aufhorchen: Trainer Michael Köllner. Foto: sampics/Augenklick 3.LIGA2022/2023 31

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=