Bundesliga 2022/2023

Ruhe nach dem Sturm? Präsident Hofmann weg, Trainer Weinzierl weg: Mit Donnerhall endete die Saison des FC Augsburg. Die Hoffnungen ruhen auf Coach Enrico Maaßen Von Erich Altmann Seit dem Aufstieg 2011 spielt der FC Augsburg ununterbrochen in der Bundesliga – für eine Saison, unter dem Straubinger Markus Weinzierl, sogar in der Europa League, wo man den großen FC Liverpool ins Schwitzen brachte. Das internationale Geschäft blieb eine Ausnahme, doch endete eine Saison mit dem Klassenerhalt, war für den Klub mit der Zirbelnuss im Wappen die Welt in Ordnung. Wohlfühloase FCA. So schien es jedenfalls. Unmittelbar nach dem Saisonfinale im Mai aber knallte es. Und zwar gewaltig. Direkt nach dem Schlusspfiff informierte Cheftrainer Weinzierl erst die Mannschaft und dann die Fernsehzuschauer auf Sky von seinem Abgang. Er tat das aus seiner Sicht einzig Richtige. Er behielt das Heft des Handelns in der Hand und reagierte, weil die sportliche Führung nicht agiert hatte. Der Ligaerhalt war schon vor dem Saisonfinale fix, doch Gespräche mit Geschäftsführer Stefan Reuter über eine Vertragsverlängerung des Trainers hatten immer noch nicht stattgefunden. Vertrauensbeweise sehen anders aus. Hinzu kam, dass Präsident Klaus Hofmann – ein Fürsprecher des Niederbayern – einen Tag vor dem Saisonende seinen sofortigen Rückzug erklärt hatte. Und so ging Weinzierl selbst durch die Tür, bevor ihm der Weg zur Tür gewiesen werden konnte. Wie schon seine Vorgänger (die zugleich seine Nachfolger waren) Dirk Schuster, Manuel Baum, Martin Schmidt und Heiko Herrlich – allesamt vorzeitig entlassen – musste Weinzierl erfahren, dass man sich in Augsburg nicht mehr nur mit dem Klassenerhalt zufrieden gibt. Schön anzuschauen soll der Fußball sein und sich wenn möglich im einstelligen Tabellenbereich abspielen. Am besten in nächster Nähe zu den internationalen Plätzen. Freiburg und Union Berlin schaffen das ja schließlich auch. Hoffnungsträger aus der 3. Liga Das Versprechen für die Zukunft heißt Enrico Maaßen. Der 38-jährige Fußballlehrer aus Wismar kommt – das verbindet ihn mit Weinzierl – aus der 3. Liga (Borussia Dortmund II) in die Bundesliga. Und wie beim einstigen Regensburger Aufstiegstrainer Weinzierl sind auch bei Maaßen die Vorschusslorbeeren nicht zu knapp. Augsburg war beileibe nicht der einzige Klub, der um den zweifachen Familienvater buhlte. Ein Dreijahresvertrag war die Offerte, der FCA bekam den Zuschlag. Geschäftsführer Reuter hat den Anspruch formuliert, dem Maaßen gerecht werden muss. „Die Fans sollen nach dem Spiel mit einem Lächeln nach Hause gehen“, sagt der Weltmeister von 1990. In den vergangenen vier Jahren war es Augsburg nicht mehr gelungen, die magische 40-Punkte-Marke zu knacken. Der Ligaerhalt klappte dennoch – weil sich stets mindestens drei Mannschaften fanden, die schlechter waren. Zu selten begeisterten die Schwaben mit ihren Darbietungen. Und wenn doch, folgte einem ansehnlichen Spiel allzu oft ein mutloser, grausliger Kick. Lächelnde Fans nach dem Spiel Vergnügungssteuerpflichtig waren die Spiele des FCA selten. Nun soll der neue Coach – wie es Reuter im „Kicker“-Interview formulierte – „wieder eine eigene Spielidentität entwickeln und auch im Ballbesitz aktiv sein“. Für diesen aktiven Fußball steht Maaßen. „Seine Ansprachen und wie er seine Ideen konsequent einfordert, machen einen sehr guten Eindruck. Die Jungs sind angetan und ziehen super mit“, lobte Reuter den Coach nach dem Trainingslager im österreichischen Scheffau. Getrübt wurde die gute Stimmung freilich von der Verletzung von Mittelfeldspieler Niklas Dorsch, mit Arne Maier die zentrale Figur im Augsburger Mittelfeld. Als Ersatz für Dorsch wurde der 24-jährige Elvis Rexhbecaj vom Liga-Konkurrenten VfL Wolfsburg verpflichtet. Der Deutsch-Kosovare bringt die Erfahrung aus 103 Bundesliga-Spielen (Wolfsburg, Köln, Bochum) mit und erhielt einen Vierjahresvertrag. Die Offensive muss liefern Die größte Baustelle hat der neue Coach aber in der Offensive. Für frischen Wind soll Ermedin Demirovic sorgen, der vom SC Freiburg kam. Im Gegenzug sicherten sich die Breisgauer die Dienste von Michael Gregoritsch. Den Abgang von „Gregerl“, wie der Österreicher genannt wird, bedauern viele FCA-Fans – ebenso wie den von Alfred Finnbogason, wenngleich der Isländer (zu) oft vom Verletzungspech ausgebremst wurde. Sein Vertrag wurde ebenso wenig verlängert wie der von Jan Moravek. Dass der im Winter gekommene Rekordeinkauf (16 Mio. Euro) Ricardo Pepi sein Potenzial unter Beweis stellt, ist der große Wunsch der FCA-Fans. Ebenso sehr hoffen sie, dass unter Maaßen – anders als unter seinen Vorgängern – die eigenen Talente eine echte Bewährungschance erhalten. Zwar erhielten Linksverteidiger Aaron Zehnter (17, U19) und Mittelfeldspieler Henri Koudossou (22, U23) einen Profivertrag, doch die auffälligsten Jugendspieler verließen die Lechstädter. U19-Kapitän Dikeni Salifou zog es zu Werder Bremen, Noa-Gabriel Simic (17, offensives Mittelfeld) wechselte zu Borussia Dortmund und Dzenan Pejcinovic (ebenfalls 17, Sturm) zum VfL Wolfsburg. Letzterer brachte dem FCA immerhin 1,25 Millionen Euro an Ablöse ein. Rufen die bewährten Kräfte beim FCA wie Torwart Gikiewicz, Uduokhai, Gouweleeuw, Oxford, Caligiuri, Gruezo, Iago, Vargas, Hahn oder Niederlechner ihr Optimum ab und schlagen auch die Neuzugänge ein, sollte der FC Augsburg auch sein zwölftes Bundesliga-Jahr schadlos überstehen. Maaßen muss den Vorschusslorbeeren gerecht werden. Liefert er – beziehungsweise sein Team – nicht, wird ein nächster Donnerhall folgen. Und mit der augenblicklichen Ruhe nach dem Sturm im Mai ist’s vorbei. Engagiert am Spielfeldrand: In der zwölften Bundesliga-Saison des FC Augsburg ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Cheftrainer Enrico Maaßen. Foto: Daniel Karmann/dpa Neuzugang aus Wolfsburg: Elvis Rexhbecaj. Foto: Imago Mit Trainer Markus Weinzierl (freiwilliger Abschied) und Tobias Zellner (Vertrag als Co-Trainer nicht verlängert) sind zwei Niederbayern nicht mehr in Augsburgs Team, dafür vertritt nun ein Defensivspieler in der Fuggerstadt den Bezirk mit dem roten Panther im Wappen: Frühzeitig, und zwar schon im Februar – da hieß der Trainer noch Weinzierl –, sicherte sich der FCA die Dienste von Maximilian Bauer. Der 22-Jährige – geboren in Vilshofen, aufgewachsen in Windorf und ausgebildet bei der SpVgg GWDeggendorf – kam vom Bundesliga-Absteiger SpVgg Greuther Fürth und erhielt einen Fünfjahresvertrag bis Juni 2027. Im Pokalspiel beim Nord-Regionalligisten BW Lohne (4:0) gab der Innenverteidiger ein gutes Pflichtspieldebüt im FCA-Dress. „Mit dem Wechsel möchte ich mich sportlich und persönlich weiterentwickeln. Der FCA bietet jungen Spielern hervorragende Möglichkeiten, sich zu etablieren“, sagte Bauer bei der Vertragsunterzeichnung. –ea– Maximilian Bauer Foto: firo/A'klick Ein Niederbayer für die FCA-Defensive J ETZT WI EDER AUF DI E BUNDESLIGA WETTEN ES IST NUR EIN ECHTER SPIELTAG MIT OLAF. UND DIR. MACH DEIN DING. DU SAGST AN. DEIN TIPP? Spielteilnahme ab 18 Jahren. Sportwetten können süchtig machen. Infos und Hilfe unter der Hotline der BZgA 0800 1 372700 (kostenlos) und check-dein-spiel.de. Veranstalter: ODDSET Sportwetten GmbH, Konrad-Zuse-Platz 12, 81829 München BUNDESLIGA 2022/2023 13

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