Niederbayern TV im Juli 2022

29 28 Es war kein leichtes Unterfangen. Aus 143 Landkreisen sollten 71 werden. Von rund 7.000 Gemeinden blieben etwa 2.000 übrig. Gemeinden und Landkreise sollten leistungsfähiger werden. „Man wollte die Effizienz aus Verwaltungsperspektive steigern“, erklärt Prof. Dr. Britta Kägler, Professorin für Bayerische Landesgeschichte und europäische Regionalgeschichte an der Universität Passau. „Also effizientere Verwendung von Steuermitteln und eine schlankere Verwaltung.“ Doch nicht jeder ließ den Staat einfach gewähren. Politischer Widerstand und sogar gerichtliche Klagen waren die Folge. In Unterfranken verbarrikadierten sich die Einwohner der Gemeinde Ermershausen im Rathaus. Es musste von mehreren Hundertschaften der Bereitschaftspolizei erstürmt werden. „Frühmorgens sieht der Bürgermeister von Ermershausen im Schlafanzug auf dem Rathausplatz Polizeimannschaften“, schmunzelt Kägler. „Und das wegen einer sogenannten Gebietsreform.“ Doch wie verlief die Umstrukturierung in Niederbayern? Hitzige Diskussionen Als die Landkreise Dingolfing und Landau an der Isar mit einigen weiteren Gemeinden zusammengelegt werden sollten, kam es zu hitzigen Diskussionen. „Mamming liegt ziemlich mittig zwischen den beiden alten Landkreisen“, erzählt Heinrich Trapp, ehemaliger Landrat des Landkreises Dingolfing-Landau. „Da gab es zu der Zeit ein Volksfest, wo einer der beiden Kandidaten für die Landratswahl eine Rede hielt. Im Publikum saß sein Kontrahent.“ Heinrich Trapp lacht. „Dann haben die Leute den Redner ausgepfiffen. Und sein Gegner stand auch auf dem Tisch und pfiff.“ Es war eine hitzige Zeit, auch in der Kommunalpolitik. Anfangs nannte man den neuen Landkreis „Untere Isar“, um weder Landau noch Dingolfing zu benachteiligen. Kurze Zeit Mehr Infos: rottal-inn.de/5 Berufswahl Rottal-Inn 24. September 2022 • 9 - 15 Uhr Rottgauhalle Eggenfelden Auch das Landratsamt Rottal-Inn bildet aus: www.rottal-inn.de/karriere Die regionale Messe rund um Ausbildung, Studium und Beruf erstmals wieder in Präsenz vor Ort Mehr Informationen unter Über 100 Aussteller aus der Region • Eintritt frei später wurde daraus Dingolfing-Landau. In ganz Bayern wirkte sich die Reform aus. „Es gingen damit auch 32.000 politische Mandate verloren“, erklärt Prof. Dr. Kägler weiter. „Das beeinflusste die direkte Verbindung zwischen Politik und Bürger vor Ort.“ Neue Auto-Kennzeichen für viele Dr. Maximilian Seefelder, Bezirksheimatpfleger von Niederbayern, denkt dieser Tage auch viel an die Zeit der Gebietsreform zurück. Damals noch Schüler des Gabelsberger-Gymnasiums in Mainburg, war auch dort der Aufruhr groß, als das Autokennzeichen „MAI“ durch das „KEH“ ersetzt werden sollte. „Ich kann mich noch gut an meinen damaligen Religionslehrer Pater Columban Maier erinnern“, erzählt er im Interview. „Als Kapuziner trug er immer einen Habit. Ich bin ihm einmal begegnet, als er aus seinem gelb-orangen Bʼsonders: ALS SICH BAYERN NEU SORTIERTE Seine Grenzen zu kennen, scheint ratsam. Sie neu zu definieren, schwierig. Vor 50 Jahren hat man sich auch in Bayern genau daran versucht: In der Gebietsreform von 1972. Bild: © Wolfgang Hauke - stock.adobe.com

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