50 Jahre Landkreis Straubing-Bogen

3 50 Jahre Landkreis Straubing-Bogen Der bundesweit bekannte Landkreis Über manches in der Region Straubing-Bogen hat nicht nur die Heimatzeitung berichtet Von Claudia Stecher Immer wieder seit seiner Gründung haben auch bundesweit Medien über Geschehnisse im Landkreis Straubing-Bogen berichtet. Sei es im negativen oder im positiven Sinn. Oder im kuriosen. Eine Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Die Donau und ihre Fluten: Anhaltende Regenfälle führen im März 1988 zur bis dato schlimmsten Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland seit Jahrzehnten. Im Zentrum: Der Landkreis StraubingBogen. Am Abend des Sonntags, 27. März, hält der aufgeweichte Donaudamm bei Niederachdorf (Gemeinde Kirchroth) den Wassermassen nicht mehr stand und bricht auf einer Länge von rund 150 Metern. Rund 20 Quadratkilometer des Hinterlandes versinken in den Fluten, die Ortschaft Pittrich wird komplett überschwemmt. Die Bevölkerung kann rechtzeitig evakuiert werden – der verursachte Sachschaden ist allerdings immens. 25 Jahre später, im Juni 2013 – die Donau oberhalb von Straubing ist zwischenzeitlich ausgebaut und verfügt über einen auf ein 100-jährliches Hochwasser ausgelegten Hochwasserschutz – steigt der Pegel des Flusses erneut bedrohlich hoch. Die Bewohner in Teilen der Gemeinden Parkstetten, Aiterhofen, Irlbach, Niederwinkling und Mariaposching – hier fließt die Donau noch frei vorbei – werden evakuiert. Dieses Mal bleibt der Landkreis vom Hochwasser verschont – statt dessen bricht der Damm einige Kilometer weiter flussabwärts bei Deggendorf. Die Stadtteile Fischerdorf und Natternberg werden überflutet, weite Teile des Nachbarlandkreises massiv überschwemmt. Der Donauausbau: Die verheerenden Überschwemmungen von 2013 vor Augen fällt, nach Jahrzehnten der Diskussion darüber, wie der Ausbau des letzten freifließenden Abschnitts der Donau zwischen Straubing und Vilshofen im Landkreis Passau auszusehen hat (und wie nicht), die politische Entscheidung für den „sanften Ausbau“. Im Juli 2020 ist offizieller Startschuss für den Wasserstraßenausbau – und, damit verbunden, des Aufbaus eines Hochwasserschutzes für die Anrainergemeinden. Der Pfellinger Hungerstein: Am 23. August 2018 ist die Donau bei Pfelling nur noch 2,25 Meter tief. In vielen Flüssen, vor allem in Elbe und Rhein, kommen im heißen, trockenen Sommer dieses Jahres Hungersteine zum Vorschein – Steine mit Jahreszahlen und Wasserstandslinien, die historische Tiefststände markieren und vor einer kommenden Hungersnot warnen. Daran angelehnt wird in einer eilig durchgeführten Aktion auf den Rücken eines zu den Felsen des Donaurandbruchs gehörenden Steins, der an diesem Tag aus der Wasseroberfläche ragt, die Jahreszahl 2018 eingraviert. Der „Pfellinger Hungerstein“ ist geboren. Zwei Monate später spitzt er noch einmal aus den Fluten: Am 21. Oktober, bei einem Wasserstand von 231 Zentimetern. Seitdem war der Hungerstein nicht mehr zu sehen. Dessen Geschichte indes ist so ungewöhnlich, dass sie sogar in einem deutschlandweit erscheinenden Wissenschaftsmagazin erwähnt wird. Schneechaos im Bayerischen Wald: Im kältesten und schneereichsten Winter seit Jahrzehnten fällt zwischen dem 6. und dem 10. Februar 2006 im Bayerischen Wald so viel Schnee, dass (auch) im Landkreis Straubing-Bogen wegen akuter Einsturzgefahr mancher Häuser der Katastrophenfall ausgerufen wird. Besonders betroffen sind die Gemeinden Sankt Englmar, Wiesenfelden und Elisabethszell. Die Bundeswehr rückt aus, und hilft, die Dächer freizuschaufeln. Noch härter als den Landkreis Straubing-Bogen treffen die Schneemassen die Nachbarlandkreise Regen und FreyungGrafenau. Neues Grippevirus: Anfang 2009 verbreitet sich ein neues Grippevirus – das H1N1-Virus, auch Schweinegrippe genannt – von Mexiko aus über die ganze Welt. Die offiziell erste Mensch-zu-Mensch-Übertragung in Deutschland wird bei einer Krankenschwester im Kreisklinikum Mallersdorf bestätigt. Überträger ist ein Patient, der sich bei einer Mexiko-Reise infiziert hat. Der Mann, der als bundesweit erster Schweinegrippe-Fall gilt, steckt bei seiner Behandlung im Krankenhaus auch einen Zimmernachbarn an. Spektakulärer Kranunfall: Am 10. September 2006, einem Donnerstag, kurz vor elf Uhr, versetzt ein lautes Krachen die Bürger in Kirchroth in Aufregung. Beim Blick in Richtung Ortsmitte mit der sich dort befindlichen Kirche Sankt Vitus wird klar, was passiert ist: Der Autokran, der für die geplante Turmsanierung eingesetzt werden soll, hat sich beim probeweisen Ausfahren aufgebockt und ist umgestürzt. Im Fallen hat er den Kirchturm, das komplette Dach des Leichenhauses, ein Stück des Dachs eines benachbarten Gasthofs sowie einen Teil der Kirchenmauer und einige Grabsteine erwischt. Das Bild des umgestürzten Krans, dessen Führerhaus wie ein zweiter Kirchturm neben dem Kirchrother Gotteshaus in die Luft ragt und dessen 70 Meter langer Ausleger quer über dem Dach des Leichenhauses liegt, geht bundesweit durch die Medien. Menschen kommen bei dem Unfall nicht zu Schaden, der Sachschaden beträgt rund 400000 Euro. Wahlfälschungsskandal: Nach der Kommunalwahl am 16. März 2014 mehren sich die Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe in der Stadt Geiselhöring. Der Vorwurf der Wahlfälschung steht im Raum. In der Folge muss 2015 nicht nur die Geiselhöringer Stadtratsund Bürgermeisterwahl wiederholt werden, sondern auch die Kreistagswahl. Die juristische Aufarbeitung der Angelegeheit zieht sich hin. 2017 wird Anklage gegen einen örtlichen Spargelbauern erhoben: Er und einige seiner Mitarbeiter sollen die Briefwahlzettel von über 400 Erntehelfern zugunsten der Geiselhöringer CSU-Kandidaten – unter ihnen die Ehefrau des Mannes – ausgefüllt oder diese bei der Stimmabgabe beeinflusst haben. 2022 wird der Mann vor Gericht freigesprochen. Trotz der Überzeugung der Kammer, dass die Wahl manipuliert war, gemäß des Grundsatzes „in dubio pro reo“. Salmonellenverseuchte Eier: Im Sommer 2014 sucht eine Salmonellen-Epidemie ganz Europa heim. Mindestens ein Mensch stirbt. Recherchen von Journalisten führen ein Jahr später zu einem der größten Eierproduzenten in Deutschland. Die Firma hat bereits durch mehrere Skandale von sich Reden gemacht – und auch eine Niederlassung in Aiterhofen. Von dort und einem weiteren Werk in Wallersdorf im Landkreis Dingolfing-Landau aus sollen die verseuchten Eier ihren Weg in den Handel gefunden haben. Am 16. März 2020 wird der Firmeninhaber wegen 26 Fällen von fahrlässiger Körperverletzung und 190 Mal gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung sowie rund zwei Millionen Euro Strafe verurteilt. Hühner darf er in Deutschland nie wieder halten. Energieautarkes Dorf: Die Gemeinde Ascha hat sich über die Jahre deutschlandweit zum Vorreiter beim Thema Energiewende und Klimaschutz entwickelt, hier wird mittlerweile mehr Energie erzeugt, als verbraucht wird. Für ihre Aktivitäten im Bereich Klimaschutz und Energiesparen heimst die Kommune eine Auszeichnung nach der anderen ein. Insgesamt sind es bereits rund 30 Preise, darunter der European Energy Award in Gold, der Deutsche Nachhaltigkeitspreis und der Climate Star Award. Landkreis der Rekorde: Der Landkreis Straubing-Bogen ist auch die Heimat zahlreicher Rekorde. ✘Beispielsweise entsteht alle zwei Jahre auf einem Maisfeld bei Rinkam in der Gemeinde Atting ein Labyrinth. Dieses gilt als Bayerns größter Irrgarten. ✘In Geiselhöring haben 2011 Taucher der „Travel Divers Straubing“ einen Weltrekord im Unterwasserschafkopfen aufgestellt. 36 Stunden Schafkopfen ohne Pause waren das Ziel, das auch erreicht wurde. ✘Einen Weltrekord haben 2021 auch Stefan Petke und sein Sohn Fabian Schrempf aus MallersdorfPfaffenberg aufgestellt: Indem sie einen tonnenschweren Traktor innerhalb von drei Minuten auf zwölf Bierflaschen geparkt haben. ✘Bereits mehrere Einträge im Guiness-Buch der Weltrekorde hat indes der Unternehmer Rudi Dietl aus Feldkirchen. Unter anderem für die größte Pizza, die größte Zuckerwatte, den größten Burger und das größte Schnitzel. Das Bild des umgestürzten Autokrans in Kirchroth, dessen Auflieger erst das Kirchendach und dann das Leichenhaus getroffen hatte, ging 2006 bundesweit durch die Medien. Foto: Armin Weigel Hochwasser: Fassungslose Gesichter bei den Vertretern der Politik nach dem Bruch des Donaudamms 1988 bei Niederachdorf. Archivfoto Gemeinsam für eine starke Region! Wir gratulieren dem Landkreis Straubing-Bogen zum 50-jährigen Bestehen! www.straubing.de 50JAHRE

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