Das Handwerk: innovativ. kreativ. persönlich

12 Das Handwerk Digitalisierung als Aufgabe der Betriebe HWK-Koordinatorin Jasmin Bockes im Interview Jasmin Bockes ist Digitalisierungskoordinatorin und Beauftragte für Innovation und Technologie bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Im Interview spricht sie über IT-Sicherheit im Handwerk und über Trends, wie das papierlose Büro. Können Sie eine Einschätzung geben: Wie ist es um die Digitalisierung in ostbayerischen Handwerksbetrieben insgesamt bestellt? Jasmin Bockes: Als Beraterin habe ich täglich mit Handwerksbetrieben aus verschiedenen Gewerken zu tun: vom Ein-MannBetrieb bis hin zum großen Unternehmen. So unterschiedlich wie die Beratungsthemen sind es auch die Digitalisierungsgrade der Betriebe. Es gibt nach wie vor Handwerker, die noch am Anfang der Digitalisierung stehen, aber auch solche, die von der Kundenanfrage bis hin zur Nachkalkulation vollumfänglich digitalisiert sind. Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung dabei nochmal ein ganzes Stück nach vorne gebracht. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für alteingesessene Handwerksbetriebe in Bezug auf die Digitalisierung? Bockes: Es gibt eine Vielzahl von digitalen Möglichkeiten für das Handwerk, vor allem im SoftwareBereich. Da eine passende Lösung für den eigenen Betrieb zu finden, die eine wirkliche Vereinfachung von Abläufen und dadurch eine Zeitersparnis mit sich bringt, ist aus meiner Sicht eine der größten Herausforderungen. Am Ende soll die Digitalisierung ja den Arbeitsalltag erleichtern und nicht komplizierter machen. Eine weitere Herausforderung ist sicherlich das Thema IT-Sicherheit, denn die Angriffe auf Handwerksbetriebe aller Betriebsgrößen haben in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Bestmöglich davor schützen kann sich nur, wer sich regelmäßig mit den aktuellen Gefahren beschäftigt und ein gut durchdachtes ITSicherheitskonzept im Betrieb umgesetzt hat, das regelmäßig an die aktuellen Anforderungen angepasst wird. Welche Kursangebote gibt es – online oder vor Ort – von der Handwerkskammer für Betriebsinhaber zum Thema Digitalisierung? Bockes: Eine große Bandbreite an Themen deckt der Kurs „Spezialist für IT und Digitalisierung“ ab: von rechtlichen Grundlagen wie Datenschutz über Office-Anwendungen bis hin zur Betreuung und Programmierung von IT-Systemen. Das Einzigartige an diesem Kurskonzept: Man kann sich seinen individuellen Kurs zusammenstellen, indem man aus insgesamt 30 Modulen nur diejenigen auswählt, die man braucht. Natürlich bieten wir auch Fortbildungen mit staatlich anerkanntem Abschluss an: Hier gibt es zum Beispiel den IT-Fachmann/ -frau für Office Anwendungen (HWK), bei dem grundlegende EDV-Qualifikationen wie die Grundlagen der PC-Handhabung sowie der Umgang mit Word, Excel und Co. vermittelt werden. Darauf aufbauend vermittelt der Betriebsinformatiker (HWK) erweiterte Kenntnisse in den Bereichen PC, Netzwerke und Programmierung. Natürlich ist unser Kursangebot noch viel umfangreicher. Das ist nur ein kleiner Einblick. Die Handwerkskammer bietet Betrieben einen „Digi-Check“ an. Wie muss man sich diesen vorstellen? Bockes: Beim Digi-Check dreht sich alles um die Frage „Wo steht mein Betrieb auf dem Weg in Richtung Digitalisierung?“ und das persönliche Gespräch mit dem Handwerksunternehmen. Wir sprechen über den Ist-Zustand und mögliche Problemstellungen. Am Ende der Beratung werden individuell auf den Betrieb zugeschnittene Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Digitalisierung optimal genutzt werden kann und wo aktuell noch Handlungsbedarf besteht. Wie können Betriebe die Schwachstellen, die sich durch den Check ergeben haben, am besten angehen? Bockes: Jedes Handwerksunternehmen ist individuell. Am Ende des Gesprächs erhält der Betrieb immer seine persönliche To-DoListe mit Handlungsempfehlungen, was als nächstes in Angriff genommen werden könnte beziehungsweise sollte. Das kann zum Beispiel die Überarbeitung des IT-Sicherheitskonzepts, die Einführung oder Erweiterung einer Handwerkersoftware oder der Einstieg in einen Social-Media-Kanal zur Steigerung der digitalen Sichtbarkeit sein. Eine ansprechende Website ist eine gute Visitenkarte im Netz. Was raten Sie Betrieben, die noch keinen eigenen Webauftritt haben? Wo finden sie Hilfe für die Gestaltung? Bockes: Seit Beginn der CoronaPandemie ist das Thema der digitalen Sichtbarkeit wichtiger denn je geworden. Wer digital nicht sichtbar ist, existiert für potentielle Kunden und auch potentielle Mitarbeiter quasi nicht. So hart das klingt, aber es ist die Realität. Ich kann deshalb jedem Betrieb nur ans Herz legen, sich mit dem Thema der digitalen Sichtbarkeit auseinanderzusetzen und zum Beispiel eine eigene Homepage sowie ein kostenloses Google-My-Business-Profil zu erstellen. Speziell beim Webauftritt sollte auf eine professionelle Erstellung Wert gelegt werden, denn es gibt vieles zu beachten. Digitalisierungskoordinatorin Jasmin Bockes. Foto: Fotowerkstatt Gahr Der Handwerker am Laptop. Mittlerweile ein vertrautes Bild. Foto: ccvision

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