Dahoam is schee

3 „Dahoam is schee“ Mein lieber Herr Gesangsverein 175 Jahre Liedertafel: Ohne Frauen wäre das Ensemble heute nicht vorstellbar, doch das war nicht immer so Moosburg. Stolze 175 Jahre alt wird die „Liedertafel Moosburg“ in diesem Jahr. Am 19. April 1844 trafen sich 14 Männer und unter- zeichneten im Jungbräu, dem späteren und mittlerweile im Setz-Areal aufgegangenen Buch- ner, das Gründungsprotokoll. Aus dem „Liederkranz“ benannten Männergesangsverein wurde bald die Liedertafel. Die Frage, ob eine Liedertafel mehr Musik oder Gesellschaft sein will, stellte sich alsbald auch hier. 1846 wurde beschlossen, dass „außerordentliche, das heißt nicht gesangskundige Mitglieder“ nicht mehr aufgenommen werden sollten. Bald merkte man aber, dass mit dem Häuflein Gesangs- kundiger der Verein nicht auf- rechtzuerhalten war. Der Begriff Liedertafel leitet sich von der Wirtshaustafel ab. Diese Liederta- feln waren ursprünglich auch eine bürgerlich-gesellschaftliche Ver- einigung der Honoratioren, die – unter anderem von Carl Friedrich Zelter ausgehend – mit deut- schem Liedgut den Anspruch an ein bis dato nicht existierendes staatliches Gebilde namens „Deutschland“ untermauern woll- ten. Damit waren sie auf einer Li- nie mit den Burschenschaften und der vom Turnvater Jahn aus- gelösten Bewegung und bereite- ten indirekt die Nationalen Schu- len etwa um Smetana vor, der un- ter anderem mit seiner „Moldau“ zunächst die kulturelle Eigen- ständigkeit seiner Heimat prokla- miert hatte. Erst zwei Jahrzehnte später bildeten sich Arbeiterge- sangsvereine als Gegenpol. Natürlich waren durstige Kehlen ein gutes Geschäft, und so buhl- ten die Wirte um die Liedertafel Moosburg. 1855 zog man in die Neue Post (heute Stampfl), 1866 wechselte man zum Mitglied Edu- ard Andrae, der dort residierte, wo heute die Sparkasse steht. Ein so langes Vereinsleben ist von Höhen und Tie- fen geprägt. Manchmal gab es nur noch eine Handvoll Sänger, es konnten al- lenfalls Ständ- chen gesungen werden. Zu an- deren Zeiten wurden große Veranstaltungen mit Solisten, Or- chestern oder Blaskapellen und bis zu 700 Zu- schauern durch- geführt. Es gab neben den Sän- gern zeitweise auch einen Kinder- chor, ein eigenes Orchester, Tanz- gruppen und vieles mehr. Der Chor öffnet sich für weibliche Sängerinnen Mit den Frauen fremdelte man – beileibe nicht als einzige Lieder- tafel – über eine lange Zeit hin- weg. Erst um 1908 durften Sopra- ne und Altstimmen im gemisch- ten Chor mitsingen, der den Män- nerchor ergänzte. Am 17. Februar 1923 schließlich wurde der ge- samte Damen- chor in die Lie- dertafel aufge- nommen. Heute wäre das rund 35 Aktive starke und von Tatjana Leikina geleitete Ensemble ohne Frauen nicht mehr vorstellbar. Dass die Frauen im Chor immer wichtiger wur- den, lag auch an der Kriegszeit. Denn in den Män- nerreihen war der Blutzoll ein er- heblicher. Am 17. Mai 1917 verlor die Liedertafel sogar ihren Chor- meister Julius Wind. Der Leutnant der Reserve war gefallen. 1944 schließlich, im Zweiten Welt- krieg, schien die Geschichte der Liedertafel nach 100 Jahren be- siegelt zu sein. Erst am 26. Sep- tember 1949 lud der Steinmetz- meister Fritz Kieser alle aktiven und passiven Mitglieder der Lie- dertafel sowie alle an einer Auf- nahme in die Liedertafel Interes- sierten zur Versammlung im Gast- hof Zum Stern, dem späteren Stadt-Café, ein. Die Versammlung wurde zum vollen Erfolg, eine neue Vorstandschaft wurde ge- wählt. Die Liedertafel hatte den Krieg und seine Folgen überlebt und ist seit ihrer Wiederbelebung fester Bestandteil des Kulturle- bens der Dreirosenstadt und ihrer Umgebung. Das Jahr 2019 steht bei der Lie- dertafel Moosburg ganz im Zei- chen ihres 175-jährigen Beste- hens. Das große Jubiläumskon- zert findet am 9. November ab 19 Uhr in der Stadthalle statt. fi Das Repertoire der Liedertafel reicht von Geistlichem bis zu Operetten. Fotos: fi Chorleiterin Tatjana Leikina. Zeitweise hatte die Liedertafel Moosburg einen eigenen Kinderchor. In den 1980er-Jahren zeigte dieser das Stück „Der Hol- ledauer Fidel“. Foto: MZ -Archiv „Dahoam is schee“ Verlagsbeilage der Mediengruppe Landshuter Zeitung/ Straubinger Tagblatt am 28. Juni 2019 Auflage: 5.100 Exemplare Anzeigenleitung: Thomas Gedeck Verkaufsleitung: Margot Schmid Anzeigen: Anzeigenteam der Moosburger Zeitung Organisation: Moosburger Zeitung Titelbild: Brigitte Deus-Neumann Redaktion: Thomas Brandl, Daniel Cunz Gestaltung: Julia Maier Druck: Cl. Attenkofer’sche Buch- und Kunstdruckerei, Verlag des Straubinger Tagblatts IMPRESSUM

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